#102 „Apropos … verbunden statt einsam!”
… mit Prof. Dr. Sonia Lippke
Allein sein bedeutet nicht automatisch, einsam zu sein. Einsamkeit kann man sogar in Gesellschaft empfinden, etwa in Beziehungen oder im Freundeskreis. Doch was hat die Pandemie mit uns gemacht, als wir plötzlich auf Abstand gehen sollten? Besonders viele junge Menschen kämpften mit dem Gefühl der Isolation 😔 und entwickelten psychische Probleme, erklärt Professorin Dr. Sonia Lippke. Die Gesundheitspsychologin und Verhaltensmedizinerin der Constructor University Bremen gibt Einblicke in mögliche Wege aus der Einsamkeit – und warum es so wichtig ist, sich selbst und seine Verhaltensmuster zu reflektieren, bevor man den Dialog mit anderen sucht.
Die doppelte Herausforderung: Virus 🤒 und Einsamkeit
Was hat uns am Ende mehr zugesetzt – das Virus oder die Einsamkeit? Diese Frage beschäftigt Forschende angesichts der steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen nach der Pandemie. Das Social Distancing wirkte dabei wie ein Brandbeschleuniger, besonders für Menschen, die bereits vorbelastet waren. Wer hingegen in seiner Kindheit stabile Bindungen aufgebaut hatte, kam oft besser mit der Isolation klar.
Interessant ist auch, dass Männer und Frauen unterschiedlich mit Einsamkeit umgehen. Frauen haben tendenziell höhere Erwartungen an Beziehungen und kämpfen stärker um ihre Qualität. Sie pflegen im Durchschnitt auch größere Netzwerke. Männer hingegen suchen oft schneller nach einer neuen Partnerin, wenn sie sich einsam fühlen – in der Hoffnung, dass eine frische Beziehung das Loch füllt. Doch Dr. Lippke warnt: Eine neue Partnerschaft ist keine Garantie für weniger Einsamkeit. Vielmehr kommt es darauf an, die eigenen Beziehungsmuster zu hinterfragen und aktiv etwas zu verändern.
Zeit für sich selbst – und für andere ⌚
Es klingt simpel, aber: Zeit für sich selbst zu haben, ist essenziell. Gerade während der Pandemie zeigte sich, wie schwer es jungen Eltern oft fiel, zwischen Familie, Haushalt und Job den Spagat zu schaffen. Reflexion über die eigenen Bedürfnisse wurde oft hinten angestellt. Auch jüngere Menschen hatten laut Studien ihre Schwierigkeiten, sich in dieser neuen, distanzierten Welt zurechtzufinden. Sie konnten Emotionen im Gesicht schlechter ablesen als ältere Generationen und griffen in Online-Meetings auf Filter und andere digitale Hilfsmittel zurück, um sich anzupassen.
Doch es gibt Wege aus der Einsamkeit – sei es durch Selbsthilfe oder professionelle Unterstützung. Verschiedene Werkzeuge können helfen, Gefühle zu sortieren und den Weg zurück zu anderen Menschen zu finden. Und manchmal können das auch unterhaltsame Methoden wie „Menschen-Bingo“ sein, bei dem man spielerisch neue Kontakte knüpft. Doch das Ziel bleibt immer dasselbe: wieder in Verbindung treten – mit sich selbst und mit anderen.
Professorin Dr. Sonia Lippke unterrichtet Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin an der Constructor University Bremen.
Buchtipp: Prof. Dr. Sonia Lippke/Christiane Smidt: Verbunden statt einsam – Wege zu mehr Resonanz mit sich und anderen, Junfermann-Verlag, 2024.
Euer Zusatzinhalt als „Apropos … Auszeit!”-Mitglied: Für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema Einsamkeit und wie man sie überwinden kann, bieten wir unter dem Titel „Apropos … Post!” exklusive Zusatzinhalte an. Dort findest du ein kostenloses Kapitel aus dem Buch „Verbunden statt einsam – Wege zu mehr Resonanz mit sich und anderen“ (Öffnet in neuem Fenster) von Professorin Dr. Sonia Lippke und Christiane Smidt. Außerdem steht dir ebenso ein Arbeitsblatt aus dem Buch zur Verfügung, das dir praktische Ansätze zur Selbstreflexion und Verbesserung des eigenen Wohlbefindens bietet.
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Marion, Saskia und Xenia aus dem „Apropos … Psychologie!” - Team