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Über Röcke und Hosen

Faktensammlung

Wenn ich mir versuche vorzustellen, wie es sein kann, dass noch meine Urgroßmutter keine Hosen tragen durfte, muss ich nur die Replys von vielen (vor allem) Männern lesen, die voller Unverständnis sind, wo die Wörter "Kleid" oder "Rock" zusammen mit "Junge" in einem Tweet vorkommen. Wiederholt sich Geschichte? 

Erst als der Reißverschluss erfunden und in Deutschland verbreiteter wurde, wurde er in Hosen für Frauen zuerst nur an der Seite eingenäht. Meine Mutter bekam mit ca. 12 Jahren in den 1950ern ihre erste Hose, bei der der Reißverschluss vorne eingenäht war! 😱 Unerträglich für ihre Verwandtschaft, die mit Kommentaren nicht sparte, wie "unziemlich" das sei.

Das Tragen von Hosen war für europäische und amerikanische Frauen jahrhundertelang tabu. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die weibliche Unterhose eingeführt, die im Schritt offen war und Beinkleid genannt wurde. Die Frauenhosenbewegung ging Hand in Hand mit der Emanzipationsbewegung. Die amerikanische Frauenrechtlerin Amelia Bloomer war eine der ersten, die sich für eine Reformkleidung einsetzte und knöchellange weite Hosen für Frauen entwarf, die nach ihr Bloomers genannt wurden. Dazu trug sie ein etwa knielanges Kleid. Auf den Theaterbühnen waren Hosenrollen eine erotische Sensation. Für Radfahrerinnen kamen Hosenröcke sowie Pumphosen auf, Ende des 19. Jahrhunderts ein Tabubruch.  (Wiki)

"Vor 1900 kam es vor, dass Gaststätten und Hotels Frauen in Hosen den Zutritt verweigerten, und das Tragen von Hosenröcken ohne mitgeführtes Rad wurde als Verstoß gegen die öffentliche Ordnung bestraft." (Wiki)

https://twitter.com/LiebIingsfarbe/status/748573787998789633?s=20 (Öffnet in neuem Fenster)

„Man verfolgt Frauen, die es wagen, ihren Rock ganz tief oberhalb der Füße in zwei Teile […] auslaufen zu lassen, so dass man diese Neuheit kaum bemerken und als Hose bezeichnen kann, mit spöttischem Gejohle auf den Straßen, so dass sich die unglücklichen Culotte-Trägerinnen in Häuser flüchten müssen. Und das geschah in Weltstädten, deren Bewohnerschaften gewöhnt sind, dass ihnen manche Extravaganz der Mode vorgeführt wird.“ (Eugen Isolani 1911)

Gebrochen wurde der „Hosenbann“ mit dem Ersten Weltkrieg, als viele Frauen zur Erwerbsarbeit gezwungen waren. Fabrikarbeiterinnen trugen Overalls, Frauen im öffentlichen Dienst eine Uniform mit langer Hose (im Winter). 1917 stattete man die Frauen, die als „männlicher Ersatz“ im Eisenbahndienst arbeiteten, mit langen Beinkleidern aus. Die „Hilfsbeamtinnen“ erhielten Joppe (Jacke), Hose, Gamaschen und Mütze, die Arbeiterinnen eine blusenartige Jacke und eine Hose. Es war dieselbe Kleidung, die die Männer in diesen Bereichen zuvor getragen hatten, sie wurde also nicht eigens hergestellt. Im Krieg wurde diese Ausstattung ohne weiteres als notwendig akzeptiert. (Wiki)

"Der „Rockzwang“ war nach 1945 jedoch nicht vorbei: Viele Schulen erlaubten Mädchen bis in die 1960er Jahre hinein allenfalls im Winter, Hosen zu tragen. An katholischen Mädchenschulen hielten sich Kleiderordnungen noch länger. Erst Ende der 1960er Jahre wurden Frauenhosen gesellschaftlich akzeptiert und der Hosenanzug für Damen kam in Mode. Als „anständig“ galt diese Kleidung in gehobenen Kreisen deshalb jedoch noch nicht. "

https://twitter.com/immenhof55/status/1329894404300156929?s=20 (Öffnet in neuem Fenster)

"Die Vorstellung von Männern in Röcken verwischt die sichtbare Unterscheidung zwischen den Geschlechtern. Sie widerspricht den Erwartungen an das Aussehen von Männern und stellt grundsätzlich die idealen Attribute des männlichen Verhaltens in Frage. Ein Mann im Rock wird nicht nur in seinem Aussehen als weiblich gesehen, sondern auch in seinem Sein. Dabei haben Männer im Westen nicht immer Hosen getragen. Erst mit der Entwicklung der Schneiderei ab dem 14. Jahrhundert wurden zweigeteilte Kleidungsstücke allmählich mit der Kleidung des Mannes und seiner Männlichkeit in Verbindung gebracht. Zuvor trugen sowohl Männer als auch Frauen drapierte oder ungeformte Gewänder und Tuniken." (Men in skirts, website des Victoria and Albert Museum)

https://twitter.com/PurscheJoachim/status/1301261658246000643?s=20 (Öffnet in neuem Fenster)

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