Schulstart. Hallo Grundschule, hallo Eltern,
Erinnere dich mal an ein Gruppenfoto deiner Schulzeit! Wenn du in den 90ern oder davor Schulkind warst, dann hast du jetzt ein buntes Foto vor Augen. Und zurück ins Heute?
Auf den Klassenfotos der letzten 20 Jahre erkennt man, wie die binäre Einteilung zunimmt: Schulkinder werden - in der Regel unhinterfragt - in Rosa und Blau sortiert; wer in letzter Zeit einen Schulranzen gekauft hat, weiß genau, was wir meinen.
Man erkennt an diesem Kinderfotos, dass wir in einer Zeit, in einer Gesellschaft leben, die binäre Geschlechterrollen wichtig findet. Ja, richtig, es sind zugleich auch mehr Freiheiten entstanden, aber andererseits wächst wieder zunehmend bei vielen der Wunsch nach mehr Ordnung. Alles soll schön überschaubar sein, klare Regel vermitteln Stabilität. Ohne hier explizit über Politik zu schreiben dürfte klar sein, dass dieser Text, dieses Thema eben doch - politisch ist, denn das scheinbar Kleine, das Private ist politisch!
Die Rosa-Hellblau-Falle sitzt mit im Klassenzimmer
Mädchen dürfen nicht mit Jungs verwechselt werden, und Jungs dürfen auf keinen Fall für ein Mädchen gehalten werden – warum bloß? Schon Neugeborene werden gelabelt: ihren Kopf können sie noch nicht mal selbst halten, aber ein pinkes Stirnband mit Schleife, das geht. Als würde das misgendern dem Säugling Schaden zufügen. Das zieht sich durch die Krabbel- und Kita-Zeit, und dann kommt der Schulbeginn. Und damit eine neue Phase, in der Kinder sich noch einmal mehr als zuvor binär einordnen müssen: Von der Schultüte über den Ranzen und die Torte zum Einschulungsfest, über das Outfit bis zum Radiergummi:
“Lass sehen: gehörst du zu den Hübschen oder zu den Coolen? Zu den Braven oder zu den Wilden?”
Wenn ihr findet, dass Kinder alles sein dürfen: wild, brav, leise laut, spracheninteressiert, technikaffin, empathisch, ehrzeizig ganz egal ob Junge oder Mädchen – dann ist jetzt die Zeit, mit Kindern darüber zu sprechen.
Wenn ihr findet, dass Kinder alles werden dürfen: Erzieher, Astronautin, Bauarbeiterin, Florist, … ganz egal ob Junge oder Mädchen – dann ist jetzt die Zeit, mit Lehrkräften bzw. mit Eltern zu sprechen:
Hallo Eltern, hallo Lehrkräfte, bitte setzt euch zusammen an einen Tisch!
Wenn Lehrkräfte in Klasse Eins die Unterrichtsfächer den Mädchen bzw. Jungen zuordnen, dann ist das nicht nur "schade", das widerspricht dem Bildungsauftrag, dem Lehrkräfte unterstehen. Das widerspricht allem, was in den Lehrplänen aller Länder steht, es widerspricht selbst dem Grundgesetz Artikel 2, das die freie Entwicklung der Persönlichkeit garantieren soll.
So entsteht die Vorstellung, dass es "Frauenberufe" gäbe (weniger Geld, weil von Herzen, und schön, und leicht und braucht eigentlich niemand, naja, außer Pflegekräfte vielleicht) und "Männerberufe" (besser bezahlt, weil Expertise nötig, nur für TechnikGenies und Bodybuilder, weil Mechatroniker IMMER schwerer tragen als ne Altenpflegerein…)
Raus aus der Rosa-Hellblau-Falle
Wir wünschen uns also mehr Gespräche zwischen Eltern und Lehrkräften über Rollenbilder und wie sie unbewusst im Alltag Botschaften senden und Kinder einschränken. Aber wir verstehen auch, wenn du keine Kraft hast, das Gespräch zu suchen, denn leicht ist das nicht. Was wir trotzdem hierlassen wollen für deinen passenden Moment:
Gesetz und Lehrpläne stehen auf Deiner Seite!
(Informationen über Gesetze und Bildungspläne der Länder (Öffnet in neuem Fenster) zur geschlechtersensiblen Frühkindlichen Pädagogik)
Wir schicken Rückenwind von hier aus, Euch für Eure Kinder stark zu machen! Vereinbart einen Termin, und legt Eure Sorgen und Euer Wissen auf den Tisch, stellt Fragen!
"Was ist Ihr pädagogisches Ziel / Lernziel, wenn Sie x sagen? Ich möchte das verstehen, denn meinem Kind geht es nicht gut damit, wenn x.... "
“Sie haben neulich xx gesagt, und mein Kind hat zuhause erzählt, dass… und war ganz verwirrt/traurig / wütend dadurch. Können wir darüber sprechen?”
Werdet laut, damit das nicht stillschweigend so weitergeht!
Auch dafür haben wir 'Die Rosa-Hellblau-Falle - Das Booklet (Öffnet in neuem Fenster)' herausgebracht: mitnehmen, dort lassen, Verbündete finden, nochmal hingehen, schreiben, fragen, um Austausch bitten !💪
Alles Gute Euch,
Bunte Grüße schicken Sascha und Almut
(Öffnet in neuem Fenster)Herzblut braucht Unterstützung:
Wenn Du wichtig und interessant findest, worüber wir schreiben, Du etwas mitnehmen kannst in Deinen bunten Alltag, dann freuen wir uns, wenn Du unsere Arbeit unterstützt. Du ermöglichst damit die Fortsetzung der Newsletter und die Recherche für unsere nächsten Texte. - Danke!
Im Türrahmen - mit Küchenhocker - freie Sicht zum Herd:
(Öffnet in neuem Fenster)Bücher aus der Wort & Klang Küche von Almut Schnerring und Sascha Verlan