Luzie Nadjafi über Mut, Erfolg und einen wegweisenden Moment

Drei Wochen vor Fertigstellung der Ausgabe treffen wir Luzie. Die 15-Jährige wurde uns vorgeschlagen, gleich nachdem Leonard das erste Mal auf Instagram vom Magazin erzählt hatte. Zugegeben: Erst dachten wir, genug Schauspieler:innen zu haben und wollten sie für die nächste Interview-Runde einplanen. Aber auf dem Weg haben wir gelernt, dass es gar nicht entscheidend ist, ob sie schauspielert, modelt, Musik oder Sport macht. Was uns an allen Persönlichkeiten in dieser Ausgabe wirklich beeindruckt sind vordergründig nicht ihre Tätigkeiten und Erfolge, sondern dass sie für das einstehen, was sie in ihrem Leben wollen und dabei eine Menge inspirierender Geschichten und Gedanken auf Lager haben. Klar gehört Luzie dazu und so fragten wir sie kurzerhand doch noch an. Einen Mittwoch später klingeln wir schon an ihrer Haustür und werden direkt von ihren Hunden begrüßt, noch bevor sie überhaupt Hallo sagen kann. Wenig später ist auch ihre Familie zu Hause und der selbstgemachte Eistee auf dem Tisch. Ein guter Zeitpunkt, um mit einer inzwischen gut bekannten Frage zu starten.
Interview Florian Saeling & Marcel Ristau Fotos Lisa Neumann
Wir waren vorhin in Köln. Stell dir vor, wir wären uns dort ganz zufällig begegnet und wüssten noch gar nichts voneinander. Wir kommen ins Gespräch und fragen dich einfach so, wer du bist. Was antwortest du?
Ich bin Luzie, bin 15 Jahre alt und gehe noch zur Schule. Also wenn ich neue Leute kennenlerne, erzähle ich erstmal nichts von den Dingen, die ich nebenbei mache. Ich will ja, dass sie meine Persönlichkeit kennenlernen und nur das Schauspielen macht mich ja nicht aus. Das erzähle ich vielleicht mal irgendwann, aber ich würde daraus kein großes Ding machen, weil es Wichtigeres gibt.
Aber wenn du es dann mal nebenbei erwähnst, was erzählst du darüber?Dass es viel Spaß macht, weil ich so mal ganz andere Personen sein kann, die ich gar nicht bin. Das hilft mir dann auch im echten Leben, mich in andere Menschen hineinzuversetzen, denen es vielleicht wirklich so geht. Wenn zum Beispiel jemand ausgelacht wird, weil er etwas vergessen und dann was Blödes gesagt hat, lache ich nicht mit, weil mir das Leid tut.
Jedem passieren mal Fehler und dafür sollte sich niemand schlecht fühlen müssen.
In einer Filmrolle war es so, dass mein Vater gestorben ist und meine Mutter mir das irgendwie klarmachen musste. Um in diese Rolle einzutauchen, hatte ich auch vorher lange mit einer Schauspielerin darüber gesprochen, wie sie sich in so eine Rolle hineinversetzt. Wenn mir jetzt jemand mal eine ähnliche Geschichte erzählt, kann ich schon besser nachvollziehen, wie man sich dabei fühlt. Besonders bei ernsten Rollen fange ich automatisch an, viel mehr über mein eigenes Leben nachzudenken und wie das in meiner Zukunft weiter gegangen wäre, wenn ich diese Person wirklich wäre.
Spannend! Das hat uns so noch keiner beschrieben. Aber sprechen wir mal über deinen Weg dorthin. Dazu kam nämlich eine Frage über Instagram: Wie war dein Einstieg in die Schauspielszene – holprig oder einfach? Tatsächlich war der Einstieg ziemlich einfach. Ich kam mit vier Jahren über meine Schwester in eine Agentur, weil ich bei einem Shooting war. Als ich sechs war, kam die Anfrage für eine kleine Rolle in einem Krimi, ob ich Lust hatte, da mitzumachen. Da hab ich gesagt: “Oh mein Gott, ja!”
Ein Jahr später habe ich wieder eine ähnliche Anfrage bekommen. Also am Anfang hatte ich jedes Jahr eine Rolle und früher war es auch immer mein Wunsch, jedes Jahr eine Rolle zu haben. Mittlerweile ergibt sich das einfach, wenn es passt. Und wenn sich die Produktion eine andere Person unter der Rolle vorstellt, dann ist das okay für mich.
Man kann ja nicht immer perfekt sein für jede Rolle und jeden Charakter.

Also kommst du auch ganz gut damit klar, wenn du eine Absage bekommst?
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