Gott braucht dich nicht ( das ist eine gute Nachricht)
Es ist über 20 Jahre her.
Ich besuchte meine Freundin an ihrer Arbeitsstelle: eine Einrichtung für schwerst- und mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche.
Bis dahin hatte ich keine Berührung mit Menschen erfahren, deren Lebensrealität eine so völlig andere war als meine. Wie denn auch? Sie existieren in Parallelwelten, zu denen man selten Zugang hat. Bis auf diesen Tag vor 20 Jahren.
Ich schäkerte mit den Kindern, die ungefiltert zurückschäkerten und ich verstand meine Freundin, die ihren Beruf liebte. Sie stellte mich all ihren Schützlingen vor.
Auch den beiden 18-jährigen Jungs im Wachkoma.
„Motorradunfall,“ warnte sie mich, bevor wir den hellen Raum betraten.
Ich starrte auf die zwei verwüsteten Männer, in deren Alter andere ins Leben aufbrechen.
Ihre Augen betrachteten etwas in der Ferne, das ich nicht sehen konnte. Ich starrte und starrte und schluckte und starrte. Was blieb ihnen vom Leben? Würden sie je wieder gesund? Und wenn nicht? Diese Möglichkeit lag jenseits meiner Vorstellungskraft und Erleichterung durchflutete mich: Gott sei Dank nicht ich. Ach, wie jung und arrogant ich doch war. Mein Körper war gesund, aber mein Herz musste noch unendlich viel lernen. Zum Beispiel, dass man niemals das Leiden eines anderen Lebewesens als Aufstieghilfe in den Sattel der unverdienten Privilegien missbrauchen sollte.
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