Warum ich Social Media pausiere
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Ich wische über das Display meines Handys. Ein letztes Mal überfliege ich die kleinen Bildquadrate, die Reels, die persönlichen Nachrichten. Dann schließe ich die App, die mir in der Vergangenheit vieles unmerklich gestohlen hatte: Meine Zeit, meine Aufmerksamkeitsspanne, meinen inneren Frieden.
Die Tage werden länger, im Vorgarten blühen rastlos die Narzissen und ich habe es endlich geschafft, die letzte Weihnachtsdeko zu beseitigen. Die Zeichen stehen auf Fastenzeit. In den letzten Jahren ließ ich diese mir sonst so wichtigen 40 Tage vor Ostern vorüberziehen, ohne an ein Fastenvorhaben zu denken. Das Leben hatte mir vieles geraubt, die Verluste waren groß, ich wollte nicht auch noch freiwillig verzichten müssen.

Aber in diesem Jahr spüre ich eine innere Rastlosigkeit, eine Unzufriedenheit, die von Woche zu Woche zunimmt. Ich kann mich kaum vom Handy lösen, zu sehr hat mich die künstlich gepushte Empörungsökonomie in ihren Bann gezogen. Die Welt scheint sich in meinem Handy versammelt zu haben und alle reden durcheinander. Ich scrolle von Reel zu Reel, klinke mich in sinnlose Endlosdiskussionen ein, gehe zu spät ins Bett. Ich kann dieses Verhalten nicht damit entschuldigen, dass ich mich „nur mal schnell informieren muss“. Das könnte ich auch über die Tageszeitung tun, was meinem Blutdruck sicherlich zuträglicher wäre ….
Letzte Woche fragte mich eine Freundin, ob ich in diesem Jahr ein Fastenvorhaben hätte. Mir war augenblicklich klar: Social Media muss für eine Weile weichen.
Ich fühle meinen inneren Puls. Er rast. Ich sehne mich nach Ruhe anstatt nach Daten, welche durch das Weltall jagen. Nach Verbindung mit anderen Menschen statt nach Polarisierung. Nach frischer Luft und nasser Erde. Nach Abenden, an denen ich in einem Buch, einer Doku, einem Strickprojekt versinke. Nach Morgen, an denen ich mich auf den vor mir liegenden Tag freuen kann und nicht von apokalyptischen Szenen und polarisierenden Posts gelähmt werde.

Natürlich magst du mich jetzt fragen: Ja, warum hast du dich dem überhaupt ausgesetzt? Ich würde diese Frage gerne an die Architekten dieser Apps weiterleiten. Warum habt ihr diese Apps so konzipiert, dass wir so viel Zeit wie möglich auf ihnen verbringen? Warum habt ihr den Suchtfaktor eingebaut?
Ich bin leider eine Person, die zu Suchtverhalten neigt. Ich werde immer irgendetwas finden, das mich phasenweise ablenkt und fasziniert und meine Glückshormone in Wallung bringt. Bis sich dieses Etwas gegen mich richtet und zur ungesunden Obsession wird.
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