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Adventsreihe :: Warten

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Gestern Abend saßen die Tochter, das Gastkind und ich beim Abendessen. Die kleine Weihnachtspyramide drehte Runde um Runde und unser Gespräch drehte sich um die Schule. Wir hätten auch über Billie Eilish oder Dubai-Schokolade reden können, aber jetzt kurz vor Weihnachten werden die schulischen Daumenschrauben nochmal ordentlich angezogen. Deshalb gibt es kaum ein anderes Thema. 

„Heute haben wir in Erdkunde das Leben von äthiopischen und deutschen Frauen verglichen. Im Durchschnitt schaut die äthiopische Frau null Stunden fern und wir drei Jahre“, berichtete die Tochter.

Die Zwerge auf der Weihnachtpyramide ließen vor Schreck fast ihre winzigen Laternen fallen. 

„Drei Jahre!“ rief ich. Was hätte ich nicht alles anstellen können in diesen drei Jahren bestehend aus Friends, Frauentausch und Frasier! Ich hätte einmal um die Welt radeln und dann anschließend noch einen Spiegelbestseller darüber schreiben können. 

Später im Bett fiel mir eine weitere Zahl ein, die ich einmal zu einem meiner Bücher recherchiert hatte (ich kann nicht anders, ich bin ein Zahlen- und Fakten-Nerd). „Wieviel Zeit verbringt der Mensch mit Warten?“ In einem Zeit-Artikel stieß ich damals auf die Zahl 374 Tage. So viele Tage verbringen wir durchschnittlich auf Bahnsteigen, in Supermarktschlangen und in Wartezimmern.

Nicht mit eingerechnet sind die längeren Warteschleifen….oder Zwischenzeiten, wie ich sie nenne. 

Das Warten auf einen Partner. 

Auf Veränderung. 

Auf Heilung. 

Auf das Ende der Trauer. 

Auf einen Job. 

Auf die Rente. 

Auf Weihnachten. 

Auf die Geburt. 

Auf ein Kind. 

Wir müssen davon ausgehen, dass wir so einige Jahre unseres Lebens ungewollt in Zwischenzeiten feststecken und kein Coaching, keine Medizin, kein Guru dieser Welt diese Warteprozesse abkürzen können. In solchen Zeiten – meist sind es ja Krisenzeiten, nicht wahr? – radelt mancher Zeitgenosse einmal um die Welt und schreibt anschließend eine Spiegelbestseller. Aber die meisten von uns schrecken vor diesem Mittel der Wahl verständlicherweise zurück. 

Ich könnte nun natürlich altklug behaupten, dass uns diese Wartezeiten formen (was häufig der Fall ist), dass sie uns etwas lehren (ja, auch das tun sie). Aber solche Kausalzusammenhänge sind Allgemeinplätze, die hohl und wenig hilfreich sind, wenn du gerade im Wartezimmer des Lebens festhängst und alle anderen vor dir drankommen. 

Vor zwei Jahren wurde mein Leben auf den Kopf gestellt, nichts war mehr sicher. Da erodierte eine Beziehung, die eigentlich auf Lebensdauer geschlossen worden war. Unsere Familie wandelte sich, so viele Unsicherheiten, so viel Schmerz. Ich trat aus einem hellen Zimmer, in dem alles seinen Platz hatte in einen Zwischenraum, der fremd und kalt und beklemmend war. Die Tür zurück: Verschlossen. Eine andere Tür: Nicht auffindbar. In diesem Wartezimmer musste ich mich wohl oder übel einrichten. 

Aber worauf wartete ich? 

Auf eine Lösung. Auf ein Weiterleben. Auf ein Aufatmen. Auf Heilung.

Auf eine vermaledeite Tür, bitteschön, die mich in neue Räume führte!

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Anstatt triumphierend durch eine neue Tür zu schreiten, lag ich auf dem Boden. Wortwörtlich. An vielen Tagen kletterte ich auf unseren Dachboden. Dort vor dem kleinen Fenster, von dem aus ich die Krähen und Wolken und den Wind in den Kiefern sehen konnte, legte ich mich auf den alten Teppich. Ich kapitulierte vor dem Leben.

Mein ausgestreckter Körper betete: „Hier bin ich. Ich kann nicht mehr. Hilf mir.“

Ja, sehr oft brauchst du gar keine Worte zum Beten. Das übernehmen Körper, Herz, Haltung. 

Warten ist ja immer ein Sich-Ausliefern, ein Bleibenkönnen, ein Akzeptieren dessen, was ich nicht ändern kann und gleichzeitig ein Hoffen auf eine Veränderung.  

An Weihnachten feiern wir das fleischgewordene Wunder. Ein Erlöser-Kind, auf dem eine Gigatonne Hoffnung lastete: Ist er endlich der, der uns aus dem Warteraum führt? Der die Tür aufstößt zu einer glänzenderen, heileren, römerlosen Zukunft? 

Jesus ist nicht gerade berühmt dafür, dass er Erwartungen erfüllte. Sondern dafür, dass er Leute vor den Kopf stieß.

Das fing in seiner frühen Kindheit an und zog sich wie ein roter Faden durch sein kurzes Leben bis hin ans Kreuz. 

Schon mit Empfängnis und Geburt hielt er sich nicht an die Regeln. Und auch nicht in jungen Jahren: 

Anstatt effektiv von Jugend an seine Rolle als Messias und Hoffnungsträger zu erfüllen– der endlich mal AUFRÄUMT mit den Römern und Sündern und Prostituierten – verbrachte er dreißig Jahre in der Werkstatt seines Vaters. Als einfacher Zimmerman. Und dann nochmal 40 Tage in der Wüste. Wartend, dass sich eine Tür auftut. 

Hinter dieser Tür wartete das Großartigste. Und Schrecklichste. Und alles zwischendrin. 

Immer und immer wieder ist es die Menschwerdung Gottes, die mich hält und trägt und tröstet. Dieses „Arbeits-Tränen-Warten-Lachen-Brot-und-Wein-Leben“. Gott ist dieses Leben mit jeder Faser seines Hier-und-Jetzt-Körpers vertraut. Und deshalb ist ihm auch mein eigenes Warten vertraut.

Nun stellst du dir vielleicht die Frage: Hat sich denn eine neue Tür für dich aufgetan, Veronika?

Ja und nein. 

Mit einem Bein stehe ich noch immer im Wartezimmer, weil die Trauerprozesse viel mehr Zeit in Anspruch nehmen als gedacht. Und das andere Bein tastet sich durch eine Tür. Ich kann dem neuen Boden noch nicht ganz trauen.

Dieser Tage steige ich wieder vermehrt auf den Dachboden und öffne das kleine Fenster. Dunkel ist es noch meist und die Kälte trifft mich wie ein Faustschlag. Ich lege mich immer seltener auf den Boden. Stattdessen nehme ich die Hanteln und das Sprungseil in die Hand. 

Ich bete mit meinem Körper: „Lass mich in den neuen Lebensräumen tanzen und hüpfen und die schweren Lebensbrocken stemmen können!“

Das Warten hat seinen berechtigten Platz in unserem Leben. Auch wenn Abkürzungen locken, so ist es doch meist der längere, umständlichere Weg auf dem wir Gott und Wunder und überraschende Aussichten erleben. 

Jetzt in der Adventszeit spüre ich schon den Hauch der Weihnachtsverheißung:

„Nichts wird so bleiben wie es ist, Veränderung ist bereits auf dem Weg. Und wenn du die Enge deines Wartezimmers nicht aushältst, dann rück ein Stück zur Seite. Ich möchte mich zu dir setzen.“

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Vier schnelle, unkomplizierte Ideen für dich. 

1. Verschenke Sinnvolles

Wie? 
Mit dem Spendenshop (Öffnet in neuem Fenster) der Hilfsorganisation „Tearfund“ (die ich wirklich von Herzen empfehlen kann!). Dort kannst du eine Ziege, Hühner, Trinkwasser, Ausbildung, ja sogar eine Gießkanne „kaufen“ und an einen Menschen im Jemen, in Burundi oder in Somaliland verschenken. 
Du kannst sogar eine Urkunde deines Einkaufs anfordern und diese an Weihnachten deiner Oma, dem Onkel oder Partner schenken. 

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2. Verschenke Lesezeit. 

Wie? 
Mit einem Geschenk-Abo (Öffnet in neuem Fenster) meines Blog für eine Person deines Herzens. 
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3. Verschenke Erlebnisse und gemeinsame Zeit

Wie?
Tipps findest du hier (Öffnet in neuem Fenster) und hier (Öffnet in neuem Fenster) und hier (Öffnet in neuem Fenster)



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