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Noemi Schneider, Golden Cosmos: Ludwig und das Nashorn

Dieses Buch ist euch vielleicht schon irgendwo begegnet, in den Sozialen Netzwerken oder in der Buchhandlung. Es würde mich nicht wundern, denn es ist farblich auffällig, ungewöhnlich und mit einigen Auszeichnungen ziemlich erfolgreich. Falls ihr es nicht kennt: Lernt es kennen. Es lohnt sich!

Es ist Abend und Ludwig soll schlafen. Papa schaut nochmal ins Zimmer; er meint, etwas gehört zu haben. "Mit wem hast du gesprochen?", fragt Papa. "Mit einem Nashorn", sagt Ludwig. Das glaubt Papa nicht, aber Ludwig beharrt darauf: In seinem Zimmer ist ein Nashorn. Also schaut Papa schaut nach - aber das Nashorn ist schneller. Überall dort, wo er gerade sucht, ist es schon wieder nicht mehr: hinter der Tür, unterm Bett, im Kleiderschrank, hinter Papa. Es ist herrlich, ihm dabei zu folgen, und viele Erwachsene werden sich darin wiederfinden: Zuerst lässt sich Papa auf Ludwig ein. Dann versucht er es mit Argumenten: Ein Nashorn sei doch viel zu groß und gehöre außerdem in einen Zoo. Schließlich bleibt ihm nur noch verzweifeltes Haareraufen. Doch dann bittet Ludwig ihn, mit ihm aus dem Fenster zu schauen: Der Mond ist nicht zu sehen, aber beide wissen, dass er trotzdem da ist. Nur weil man etwas nicht sieht, hat man also noch lange keinen Beweis dafür, dass es nicht da ist. "Ach Ludwig", seufzt Papa, "was soll nur aus dir werden?" Ludwig sagt: "Ich werde Philosoph!"

Die Farben! Die Fragen! Das Nashorn!

Dieses Buch ist in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. Erstens: die Farben. Nur drei leuchtende Farben, darunter eine Art Neon-Lachsfarbe, hat das Illustratoren-Duo Golden Cosmos gebraucht, um eine ganz spezielle Farbigkeit zu zaubern. Zweitens: die Illustrationen. Auf jeder Doppelseite nimmt das große, blaue und sehr schnuckelige Nashorn ordentlich viel Raum ein. Und Papa? Hängt gedankenverloren sein Fernglas an das Horn, nimmt sogar auf dem Nashornpo Platz, aber checkt es nicht - eine Situationskomik zum Kugeln! Und drittens: der Text. Noemi Schneider schafft es, eine philosophische Frage in Worte unbestechlicher Kinderlogik zu fassen - eine Frage, mit der sich der Philosoph Ludwig Wittgenstein beschäftigt hat. Wer er war um worum es ihm bei dieser Frage ging, wird den Kindern im Anhang ebenfalls erklärt.

Ob nun ein Nashorn in Ludwigs Zimmer war oder nur in seiner Fantasie, ist nach der Lektüre nicht bewiesen. Bewiesen ist für mich aber: dass es ein Glück ist, wenn Kinderbuchmacher*innen sich mehr zutrauen als nur von Häschen und Blümchen zu erzählen - und und gleichzeitig so sehr bei den Kindern bleiben.

Nord Süd Verlag, ab 4 Jahren, 18 Euro.

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Cover von "Ludwig und das Nashorn" von Golden Cosmos und Noemi Schneider aus dem Nord Süd Verlag.
Topic Neuerscheinungen

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