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Isolation - Begriff aus der Gestalttherapie

Du interessierst Dich für Dich selbst und Deine Beziehungen. Deshalb liest Du diesen Artikel bei »Aufklärung tut Not«. Lass Dich durch die Tatsache, dass die »Isolation« ein Ansatz der Gestalttherapie ist, nicht abschrecken!

Hallo, und willkommen, bei Aufklärung tut Not, und einem Artikel zur »Isolation«,

Isolation ist für den ein oder anderen die persönliche Lösung in der Kindheit. Während unserer Kindheit machen wir Erfahrungen mit unseren Eltern, anderen Mitmenschen und unserer Umwelt.

Isolation, gängiger ist der Begriff der Deflektion (Opens in a new window), ist ein Konzept aus der Gestalttherapie (Opens in a new window). Dieses Konzept ist sowohl hinsichtlich der eigenen Lebensgestaltung als auch der Gestaltung von Beziehungen von Bedeutung.

In diesem Artikel gehe ich darauf ein, welche Bedeutung der Isolation zukommt.

Entscheidung zur Isolation

Wie ich bereits beschrieben habe, treffen wir in unserer Kindheit aufgrund von Erfahrungen Entscheidungen, die im Erwachsenenalter nicht mehr ausnahmslos nützlich bzw. hilfreich sind.

Dazu gehört auch die Entscheidung, sich in die Isolation zu begeben. Es mag Dich abschrecken, dass der Begriff aus der Gestalttherapie kommt. Doch sei gewiss, dass es hilfreich ist, zu wissen, ob Du zu isolatorischem Verhalten neigst.

Isolatorisches Verhalten als Reflex

Letztendlich handelt es sich um eine Art Reflex, der Isolatoren bei Kontaktangeboten in den Widerstand gehen lässt. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Von einem Reflex spreche ich, weil isolatorisches Verhalten von Isolatoren aufgrund ihrer Entscheidung in der Kindheit das Verhalten der ersten Wahl darstellt. Im Laufe des Heranwachsens zum Erwachsenen perfektionieren Isolatoren dieses Verhalten. Die Folge ist, dass sie ihr Verhalten als zu ihnen gehörig, als festen Teil ihrer Persönlichkeit begreifen.

Verweigerung von Kontakt

Das Ergebnis dieses Widerstands ist mindestens die Ablehnung von Kontakt; zum Schutz der eigenen Person. Partner von Isolatoren bekommen deshalb oft den Eindruck, dass sie abgelehnt werden. Gespräche über die eigenen Befindlichkeiten und die des Partners sind schwer herzustellen.

Mitmenschen, die die Isolation als hauptsächliches Verhalten sich selbst und anderen gegenüber gewählt haben, sind damit auch von sich selbst abgekoppelt. Sie haben wenig Kontakt zu sich selbst, werden sich ihrer selbst nur schwer gewahr.

Entscheidung zur Isolation vergegenwärtigen

Da der Isolation als heilbringende Verhaltensweise Entscheidungen in der Kindheit zugrunde liegt, ist diese im Erwachsenenalter den ‘Betroffenen’ meistens nicht bewusst. Wenn Du zur Isolation neigst, wird es Dir wahrscheinlich genau so gehen. Vielleicht vergräbst Du Dich oft in Dich selbst, mit der Folge, dass Du nicht offen bist für Deine Umgebung. Mit Deiner Umgebung meine ich nicht nur Deine Wohnung oder die Straßen, in denen Du zu Hause bist, sondern insbesondere Deinen Partner, wenn Du Dich in einer Partnerschaft oder Ehe befindest.

Umso wichtiger ist es deshalb, sich der eigenen ‘Neigung’ zur Isolation bewusst zu werden. Damit kannst Du den Grundstein dafür legen, dieses Verhalten auf seine Tauglichkeit für Deine Lebens- und Beziehungsgestaltung zu hinterfragen.

Fazit zur Isolation

Die Isolation kann als Zustand gesehen werden, in dem sich Mitmenschen, die in der Kindheit eine Entscheidung für die Isolation getroffen haben, befinden.

Verhaltensweisen kommen einem Reflex gleich, sodass Isolatoren glauben, das seien sie. Veränderungen sind möglich, sobald dies erkannt wird.

Warum ist die Isolation vielen Mitmenschen unbekannt?

Bis zu meinem 30 Lebensjahr hatte ich von der »Isolation« nichts gehört. Auch nicht während meines Studiums der Sozialpädagogik. Ich hatte schlichtweg keine Ahnung, dass es das Konzept gibt.

Meines Erachtens liegt es zum einen daran, dass Therapie an sich etwas ist, dass wir automatisch mit einem Makel verbinden. Wer eine Therapie braucht, der ist nicht ganz richtig im Kopf; oder zum Beispiel kein richtiger Mann. Das führt nach meinen Beobachtungen dazu, dass sich die wenigsten Mitmenschen mit der »Isolation« oder der »Gestalttherapie« im Ganzen beschäftigen.

Auf der anderen Seite scheint man auch sehr daran interessiert zu sein, dass das Wissen um die »Isolation« und die »Konfluenz« nicht der breiten Öffentlichkeit bekannt wird. Denn das könnte ja dazu führen, dass der ein oder andere keine Therapie mehr braucht. Dabei handelt es sich allerdings um eine Vermutung meinerseits.

Frau und Mann sind einfach unterschiedlich

Ein anderes Phänomen verhindert meines Erachtens die Verbreitung des Konzeptes der Isolation. Wenn es in der Öffentlichkeit um Konflikte, Beziehungsprobleme und Beziehungskrisen geht, dann wird die Unterschiedlichkeit von Frau und Mann als biologisch begründet angenommen. Es heißt, Frau und Mann können, auch aufgrund ihrer Hormone, nicht anders.

Auch die soziologische Entwicklung wird gerne als Faktor gesehen. Frauen sind einfach gesprächsbereiter und fürsorglicher als Männer. Sie interessieren sich mehr für ihre Mitmenschen als Männer, die sich eher für Technisches, weil Logisches, begeistern können.

Dadurch sind Frauen und Männer schnell geneigt, nach meinen Beobachtungen, bestimmte Schwierigkeiten, die sich in ihrer Beziehung ergeben, als unveränderbar anzusehen. Schubladen gehen auf und zu. Das andere Geschlecht wird vorverurteilt, böse Absicht unterstellt, wenn sich Mann oder Frau nicht erwartungsgemäß verhält.

Doch ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass weder ich, als Isolator, noch meine Frau, als Konfluente, uns kategorisch wider der Erwartungen unserer Ehefrau bzw. unseres Ehemannes verhalten.

Warum sollte die Isolation mehr Beachtung erfahren?

Ich konnte, durfte und musste mich während meiner Weiterbildung mit der Isolation beschäftigen. Dabei ging es natürlich zu einem großen Teil um meine eigene »Isolation«.

Heute kann ich sagen, dass mir meine eigene Isolation, also die bewusste Entscheidung, mich lieber in mich zurückzuziehen, lange völlig unbekannt war. Ich bekam keinen Impuls, davon auszugehen, dass ich mich für einen »Weg« entschieden hatte; und zwar als Kind.

Es gab niemanden, wirklich niemanden, auch nicht innerhalb des von mir studierten Studiengangs, der auch nur ansatzweise in der Lage gewesen wäre, mir die so wichtigen Impulse zu geben.

Selbstverständlich ist es schwierig, mit der Tendenz, sich zurückzuziehen, in sich selbst hinein, Beziehungen zu führen, geschweige denn, sie zu gestalten.

Und die Isolation erzeugt mehr Schwierigkeiten als die Tatsache, dass ich ein Mann bin. Das kann ich mit Fug und Recht behaupten, wenn ich auch mit meinem eigenen Bemühen, ein Mann zu sein, ebenfalls Probleme verursacht habe und immer wieder mal verursache.

Bis zum nächsten Mal

Freundliche Grüße

Michael

Topic Beziehung

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