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Auferstehen oder lieber nochmal umdrehen?

Karfreitag. Die Vögel zwitschern, irgendwo brummt trotz Feiertag schon früh ein Rasenmäher. Am kommenden Sonntag feiert die Christenheit die Auferstehung Jesu Christi. Während ich noch im Bett liege, frage ich mich: Würde Jesus angesichts der gegenwärtigen Weltlage heute noch einmal auferstehen? Was würde er sich wohl denken, wenn er am dritten Tage auferstünde – und sähe, was auf der Welt so los ist?

Mal ehrlich: Wahrscheinlich würde er vom Glauben abfallen. Zumindest wäre er – gelinde gesagt – angefressen. Und womit? Mit Recht. Nachdem er für unsere Sünden gelitten hat, gekreuzigt, gestorben und begraben wurde.

Am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; nun sitzt er zur Rechten Gottes, seines allmächtigen Vaters – und schaut hinab:

Die Händler und Geldwechsler, mit denen Jesus es seinerzeit im Tempel zu tun hatte, sitzen heute nicht mehr an klapprigen Tischen – sondern in den Glastürmen von Investmentbanken, mit Bonuszahlungen, Blockchain-Portfolios und Kryptowährungen. Nur die Gier ist geblieben. Und keiner wirft sie mehr raus.

Judas verkaufte Jesus für 30 Silberlinge. Heute verkaufen ganze Nationen ihre Überzeugungen – für Gas, Getreide, Geopolitik. Verrat ist kein Einzelfall mehr.

Der Pharisäer Donald Trump posiert mit der Bibel vor der Kirche. Kaum ist das Foto im Kasten, heißt es „America First“ statt Nächstenliebe. „Make America great again“ statt Bergpredigt.

Damals Herodes. Heute Putin. Damals Bethlehem. Heute Butscha. Damals wie heute: Imperialismus und Machterhalt.

Maria und Josef flohen einst mit dem Jesuskind, um Herodes’ Morden zu entkommen. Heute würde dieselbe Familie wohl an einem EU-Grenzzaun stranden – 'kein Platz in der Herberge Europa' – abgewiesen von denselben Politikern, die auf ihren Wahlplakaten das „christliche Abendland“ beschwören.

Die falschen Propheten im Schafspelz treten heute im Maßanzug und mit eigenem TikTok-Kanal auf. Sie versprechen Wunderlösungen und lassen die Massen „Hosianna“ schreien – bis diese merken, dass der vermeintliche Heilsbringer in Wahrheit ein Wolf war.

Damals landete der reiche Prasser nach dem Tod in der Hölle. Heute zahlt er sich erst mal einen fetten Bonus aus, während Lazarus seinen Job verliert oder aufstocken muss.

Stellen wir uns diese Szene einmal bildlich vor: Ein Engel rollt den Stein beiseite. Jesus tritt heraus, blinzelt – und sieht die Welt. Diese Welt.

Er schaut sich um. Einmal. Zweimal. Seufzt. Und denkt:
„Da kann selbst ich nichts mehr ausrichten. Das ist jetzt Chefsache.“
Dann rollt er den Stein selbst wieder vor das Loch. Von innen.

Keine Auferstehung also. Ostern fällt aus.
Aber vielleicht sollte jemand schon mal anfangen, eine Arche zu bauen.