Kuddelmuddel
Die Woche ist bisher ein bisschen, wie die Pasta auf dem Foto ; durcheinander.
Montag Abend im Fluc dann zusammen mit E. mein Geburtstagsgeschenk eingelöst und Jungstötter zum zweiten Mal live gesehen, da habe ich mich schon kränklich gefühlt. Gestern wieder mal alles auf doppelter Geschwindigeit gemacht, heute Nacht dann Fieber, am Morgen eitrige Mandeln. Ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert davon, wie schnell und klar mein Körper mir meine Grenzen aufzeigt.
Die Jobsuche lässt mich die Nerven verlieren. Ich bin seit geraumer Zeit unfassbar fahrig, ich halts teilweise selbst kaum aus. Wenn ich nicht ab Anfang Juni Arbeit gefunden habe, bin ich nicht mehr krankenversichert und weiss auch nicht, wie ich meine Miete zahlen soll. Manchmal wache ich Nachts auf und wenn ich in mich rein höre, ist da ein einziger, endlos langer Schrei.
Gleichzeitig versuche ich mich durch die Tage zu drängen, so gut es geht. "Es wird sich schon ausgehen" sage ich mir immer wieder, so wie man das in Wien eben sagt. Die Abschlussarbeit schreibt sich auch nicht von alleine, der Regen vor dem Fenster und die 12 Grad wären der beste Grund, sich eindlich mal dahinter zu setzen, aber ab heute ist mein Vater für den Rest der Woche in der Stadt und ich weiss nicht, wo ich die Zeit her nehmen soll.
"Man trifft ja eigentlich immer die gleiche Person, nur in anderen Körpern" habe ich Montagabend zu E. gesagt, während ich mich an die Ampel am Prater gelehnt habe. Bis ich das so klar formuliert hatte, habe ich noch nie darüber nachgedacht, aber jetzt kriege ich den Gedanken nicht mehr los.
Mittwoch Abend im Restaurant mit Papa, typisch wienerisch, regnerisch und eben noch im Wartezimmer gesessen, meine Mandeln betasten lassen und ein "kommen sie Übermorgen weieder" entgegen genommen.
Gegen Langeweile und zum puren Entertainment empfehle ich die Tweets von Ilona Hartmann, ihr Account ist jetzt schon für mich der grandioseste 2023.
Den Donnerstag haben wir irgendwo zwischen Grienzing und der Museumsinsel verbracht, zwischen Kunst und Wein. Ab und zu kurz gedacht "jetzt bekomme ich Schüttelfrost", aber nichts ist passiert. Am Abend war der Himmel Blutrot; mein Herz auch.
Freitag morgen dann wieder im mir bereits so vertrauten Wartezimmer, die gute Nachricht; kein Antibiotikum von Nöten! Hoch die Hände, Wochenende! habe ich aus Spaß dem Arzt gesagt, der mich darauf hin sehr müde ansah, sich ein kleines Grinsen trotzdem abringen konnte, was mir reichte. Dann Tierpark Schönbrunn, endlich live und in Farbe Capybaras gesehen (!!) und sich den ersten Sonnenbrand des Jahres im Gesicht geholt.
Abends total kaputt, das Handy zeigt 25.000 Schritte, der Schlaf ist traumlos.
Gestern das böse Erwachen, im wahrsten Sinne des Wortes. Fieber, Schüttelfrost, es geht nichts mehr. Ich bleibe bis zum Abend im Bett, dann schaffe ich es doch noch mit Papa ins Burgtheater zur Vorstellung von "Der Zauberberg" von Thomas Mann. Was ich davon gehalten habe, muss ich noch ausloten. Brav um Mitternacht im Bett gewesen, auf meinem Handydisplay hat spät noch eine Nachricht geblinkt.
Heute morgen mit der Sonne aufgestanden, es jetzt jetzt schon warm, ich ziehe ein Samtkleid an. ( 08:59 Uhr )
In einer Stunde frühstücken wir im Garten, in zwei fahren wir zum Flohmarkt, bis dahin die hoffentlich letzte Aspirin trinken und mir überlegen, wie ich diesen hartnäckigen Husten wieder los werde. (Abwarten und Teetrinken kommt mir hier als Wortspiel zu flach vor, aber es wird wahrscheinlich genau so sein)
Das Gefühl von "Ich brauche einen Erwachsenen, irgendwer muss das hier für mich regeln" und "So sind die Dinge nun eben, wir werden sehen" haben sich die Woche oft gegenseitig die Klinke in die Hand gegeben und ich warte noch darauf, dass sich ein drittes, noch nicht da gewesenes Gefühl einstellt.
Seit Wochen den Satz im Kopf, den Judith Hermann in ihrem letzten Roman erwähnte ; Es ist hell genug um zu sehen, das es dunkel wird.