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Jamlitz – eine Künstlerkolonie? Aber ja!

20. Oktober 2023

Liebe Lesende, 

ist Jamlitz eigentlich eine Künstlerkolonie? Diese Frage haben sich nicht nur die Nachfahren der Mitglieder des Jamlitzer Künstlerkreises gestellt, sondern auch Wegbegleiter und Fördermittelgeber. Nun steht fest: Ja, Jamlitz ist Künstlerkolonie, sogar von europäischer Tragweite. Seit Samstag ist das Dorf bei Lieberose offiziell als europäische Künstlerkolonie anerkannt. Beim „General Meeting 2023“ in Murnau/Oberbayern wurde die Anerkennung offiziell verkündet.

Ab etwa 1900 entstand in Jamlitz eine kleine Künstlerkolonie. Die Nachfahren der Künstlerfamilien Lippisch, Commichau-Lippisch, Grunemann, Kühne und Seiffert sind seit einigen Jahren dabei, diese Epoche sichtbar zu machen und einen Bogen zur Gegenwart spannen. Die eigens dazu gegründete Gesellschaft ist nun neues Mitglied bei EuroArt (Öffnet in neuem Fenster), dem Verband europäischer Künstlerkolonien. Jamlitz ist damit eine von 46 europäischen Künstlerkolonien in zwölf Ländern. Ich habe mit Friederike Seiffert, einer der Nachfahrinnen, über diesen Erfolg gesprochen. 

Wann haben Sie sich auf den Weg gemacht, europäische Künstlerkolonie zu werden?
Mit der Forschung dazu haben wir recht früh begonnen, das ist ja der Hintergrund dazu. 2019 haben wir erstmals eine Förderung bekommen, 2020 konnten wir das Buch „Jamlitzer Kunstgeschichten (Öffnet in neuem Fenster)“ herausbringen. Dieses haben wir an den wissenschaftlichen Beirat von EuroArt geschickt. Die erste Reaktion 2020 war: Vergessen Sie Jamlitz! Doch nach der Lektüren des Buches war die Meinung eine andere, dann haben wir im August den Antrag gestellt. Letzte Woche fand dann das General Meeting statt.

Beim Jamlitzer Ateliertag. Fotos: Karen Ascher

Was hängt an diesem an Titel konkret?
Zunächst die Sicherheit, dass wir es mit einer Künstlerkolonie zu tun haben. Der Volksmund hat ja schon lange über die Künstlerkolonie gesprochen. Aber auch wir waren uns lange nicht sicher, ob das wirklich zutreffend war. Ja, es gab einige Künstler in Jamlitz, aber doch viel weniger als in Worpswede oder Ahrenshoop. Annette Krüger, Kunsthistorikerin und Nachfahrin, hat dann analysiert, wann überhaupt von einer Künstlerkolonie gesprochen werden kann. Eine Theorie ist die Gasthaus-These: Künstler haben sich zunächst dort niedergelassen, dann gab es längere Aufenthalte, von da an haben sie sich im Ort niedergelassen. Nach den Recherchen und dem Erscheinen des Buches waren wir uns sicher. Aber das sagt ja noch nicht aus, dass es andere Wissenschaftler auch so sehen. Mit der Anerkennung steht nun fest: Ja, Jamlitz ist eine Künstlerkolonie gewesen!
Hinzu kommt: Im Verband gibt es einen enormen Erfahrungsaustausch und verschiedene Gruppen, in denen man sich zusammentut: etwa zu den Aspekten Ausstellungen, Tourismus, Künstlerresidenzen usw. Man hat mit dem Verband auch eine wissenschaftliche Unterstützung. Außerdem erkennen wir viele Querverbindungen zwischen den Künstlern: So war Käthe Kruse beispielsweise auf Hiddensee, ist in Murnau gestorben und war auch in Jamlitz zu Besuch. 

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