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Grenzen oder Impulse fürs Wachstum?

13. Oktober 2023

Liebe Lesende,

das Fragezeichen hinter "Wachstum ohne Grenzen?" habe er bewusst gesetzt, sagt Gerhard Janßen, Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dahme-Spreewald. Doch schnell wird beim gestrigen Forum Mittelstand in Schönefeld klar: Das Wachstum kommt. So sehen es Königs Wusterhausens Bürgermeisterin Michaela Wiezorek und ihr Amtskollege Christian Hentschel aus Schönefeld. Die Frage sei vielmehr, wie es gestaltet wird. Dabei wünschen sich die beiden, deren Kommunen zusammen mit Wildau einen Regionalen Wachstumskern (Öffnet in neuem Fenster) bilden, mehr steuernde Impulse von außen, etwa aus Richtung Landesregierung.

Ein Blick in die Terminkalender von Michaela Wiezorek und Christian Hentschel reicht, um zu sehen, wie Wachstum die Kommunen im Norden des Landkreises überrollt: Der Schönefelder sitzt am selben Abend im Entwicklungsausschuss (Öffnet in neuem Fenster) seiner Gemeinde, um 52 auf dem Tisch liegende Bebauungspläne zu priorisieren. Außerdem stehen weitere Beschlüsse zu B-Plänen auf der Tagesordnung. Er sei bekannt als der Bürgermeister "mit dem niemand tauschen will", sagt Christian Hentschel. Er selbst hält die anstehenden Aufgaben jedoch für spannend. Seine Gemeinde verzeichnete in den vergangenen vier Jahren einen Zuwachs von 4.000 Einwohnern, etwa noch mal so viele werden in den nächsten Jahren erwartet. Langfristig entsteht gegenüber dem Rathaus ein ganzer neuer Stadtteil für rund 10.000 Menschen. "Das ist die einmalige Chance, eine Stadt so zu bauen, wie sie sich die Menschen wünschen", sagt der Bürgermeister euphorisch - mit Cafés und freien Plätzen, hoher Baukultur, sozialer Infrastruktur und viel Nachhaltigkeit.

Was Menschen wollen - und was nicht, hat Michaela Wiezorek gerade bei der Diskussion um das Quartier Königspark (Öffnet in neuem Fenster) erfahren. Diese wurde nicht nur auf der Sondersitzung der Stadtverordneten am Mittwoch emotional geführt, sondern auch vorab in den Sozialen Medien (Öffnet in neuem Fenster). Schließlich haben die Stadtverordneten mehrheitlich einen Rahmenplan für die Quartiersentwicklung des ehemaligen reinen Gewerbegebietes beschlossen. Demnach könnten dort bis zu 2.500 Wohneinheiten entstehen inklusive drei Kitas und einer Grund- sowie eventuell einer Oberschule, Freizeit- und Betreuungseinrichtungen, Park und mehr.

Hauptargument für ein Projekt in dieser Größenordnung sind der heute bereits bestehende Bedarf an Wohnungen und die Tatsache, dass nur eine Projektentwicklung in dieser Größenordnung die soziale Infrastruktur einbeziehen müsse. Das Gegenargument liegt auf der Hand: Es könnte in dieser Dimension alles eine Nummer zu groß sein: zu viele Menschen, zu viel Verkehr, zu viel alles. "In Königs Wusterhausen gibt es eine hohe Identifikation mit dem Ort - und die Erwartungshaltung, dass alles so bleibt, wie es ist", sagt Michaela Wiezorek. Sie spricht vom Paradoxon, dass die Menschen gern in das grüne Berliner Umland ziehen, es aber dann nicht gutheißen, wenn noch mehr Leute hinterkommen.

Das Projekt Königspark, so emotional die Debatte darüber war und bleiben wird, ist nur eines von vielen Puzzleteilen in der Flughafenregion. "Egal, wo wir Bürgermeister und Gemeindevertreter sind: Wir werden wie eine große gemeinsame Stadt sein", sagt Michaela Wiezorek. Um den Erwartungshaltungen und der hohen Dynamik gerecht zu werden, brauche es Unterstützung vom Land, fordert sie. "Die Lenkungsinstrumente sehe ich beim Land", sagt sie. "Welche Cluster brauchen wir? Was ist möglich in dieser Region? Und braucht jeder Ort eine Schwimmhalle?" An der Gemarkungsgrenze mit den Planungen aufzuhören, mache keinen Sinn, sagt sie.

Doch welche Impulse könnten das sein, die da vom Land kommen? Hendrik Fischer, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium bremst die Erwartungen. "Wir haben vor über 15 Jahren die Regionalen Wachstumskerne gefragt, wo ihre Schwerpunkte sind", erinnert er. "Wir sind aber in dieser Region gescheitert, weil hier gesagt wurde, die Investoren stünden Schlange, man brauche kein Profil." Man habe lieber den "schnellen Erfolg genommen", nun seien viele Flächen verkauft. "Jetzt muss man schauen, dass man halbwegs in eine systematische Entwicklung reinkommt", sagt der Staatssekretär.

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