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Zeitlang im September: Bayerisch essen und in Bayern entspannen

Und schon ist September! Kaum zu glauben, aber ich muss sagen, ich freue mich auch auf den Herbst. Zum einen, weil dieser für mich jedes Jahr Urlaub bedeutet (während ihr das hier lest, plansche ich gerade an der Amalfiküste (Opens in a new window)). Zum anderen, kehrt endlich mehr Ruhe ein. Der Herbst ist weniger Arbeit, weniger Lärm, weniger Gehetze. Weniger das Gefühl, etwas zu verpassen. Die heißen Sommernächte sind gezählt, es wird früher dunkel und man kann getrost zuhause bleiben.

Der Herbst ist weniger Arbeit, weniger Lärm, weniger Gehetze. Weniger das Gefühl, etwas zu verpassen. Die heißen Sommernächte sind gezählt, es wird früher dunkel und man kann getrost zuhause bleiben.

Wenn ihr nach diesem lauten Sommer auch so ein irres Ruhebedürfnis habt wie ich, dann könnte meine neu entdeckte Unterkunft in Niederbayern etwas für euch sein. Die Tage dort werden mir sicherlich noch lange im Kopf bleiben! Ein ganz besonderer Ort, wie eine andere, stille Welt. Und apropos andere Welt: Wie jedes Jahr steht im September natürlich auch die Wiesn vor der Tür. Ich werde mich, wenn überhaupt, einmal in den Biergarten setzen. Aber ich nehme sie gerne als Aufhänger für einen Newsletter zum Thema Bayern. Zum bayerischen Ruheort gibt es in dieser Ausgabe außerdem das für mich beste Wirtshaus bei München!

Zum Vaas

Beste bayerische Küche im Gasthof zum Vaas in Forstinning

Als ich vor ein paar Jahren den Sternekoch Joshua Leise (Opens in a new window) vom Restaurant Mural interviewte, fragte ich ihn nach seinem liebsten Wirtshaus in der Stadt. Ich dachte, als gebürtiger Münchner und Spitzenkoch hat er sicherlich einen Tipp auf Lager. Denn richtig gute Wirtshäuser und München, das ist so eine Sache. Es gibt natürlich ein paar leckere Adressen, aber ich war ehrlich gesagt immer etwas ratlos, wenn Freund*innen zu Besuch kamen und dann nach diesem einen außergewöhnlich guten Tipp für bayerisches Essen fragten.

Bei diesem Interview lernte ich: Das beste Wirtshaus Münchens ist gar nicht in München, sondern in Forstinning und es heißt „Zum Vaas“. Und seitdem fahren wir jetzt eben eine halbe Stunde raus, wenn Besuch kommt, wir etwas zu feiern haben oder den Sonntag in einem außergewöhnlich guten Wirtshaus vertrödeln wollen. Im Frühling und Sommer kann man idyllisch im Garten essen. Sobald es kühler wird, setzt man sich in die gemütliche Stuben. Ganz egal, zu welcher Jahreszeit man beim Vaas vorbeischaut – die Karte liest sich immer ausgezeichnet, das Bier und die Weine schmecken immer fantastisch.

Im Frühling und Sommer kann man idyllisch im Garten essen. Sobald es kühler wird, setzt man sich in die gemütliche Stuben. Ganz egal, zu welcher Jahreszeit man beim Vaas vorbeischaut – die Karte liest sich immer ausgezeichnet, die Weine schmecken immer fantastisch.

Das findet übrigens auch der Guide Michelin (Opens in a new window), der den Gasthof mit einem „Bib Gourmand“ ausgezeichnet hat – das bedeutet: In diesem Restaurant gibt es hervorragendes Essen zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis. Und trotz dieser Empfehlung sind die Preise beim Vaas fair geblieben, wenn nicht sogar teilweise immer noch unter Münchner Niveau. Denn wo bekommt man heute ein 0,5-Bier für 4 Euro? Und wo gibt es in der Stadt einen überragenden Schweinebraten für 16,50 Euro?

Der Schweinebraten findet sich ebenso wie das Wiener Schnitzel (siehe Foto), der Tafelspitz und das Lendensteak auf der Klassiker-Karte (Opens in a new window) vom Vaas. Daneben gibt es eine spannende Tageskarte mit wechselnden Fisch-, Fleisch- und Veggie-Gerichten. Hier mal ein Auszug: Spinatnockerl, Kalbsherz, Lachsforellenfilet. Diese Tageskarte muss man sich gut anschauen, denn selbst auf den ersten Blick typische Wirtshaus-Gerichte überraschen und hauen geschmacklich um. Ich habe zum Beispiel das beste Cordon Bleu meines Lebens hier gegessen.

Diese Tageskarte muss man sich gut anschauen, denn selbst auf den ersten Blick typische Wirtshaus-Gerichte überraschen und hauen geschmacklich um. Ich habe zum Beispiel das beste Cordon Bleu meines Lebens hier gegessen.

Das Gasthaus blickt auf eine 160-jährige Geschichte zurück: Schon seit 1864 werden hier Gäste bewirtet. Heute führen die Geschwister Veronika und Johannes Bauer das Haus in der vierten Generation. Sie arbeiten regional und biologisch, so kommen manche Zutaten aus dem eigenen Garten. Als ich das letzte Mal beim Vaas war, saß übrigens Joshua Leise tatsächlich am Nebentisch.

Gasthof zum Vaas (Opens in a new window), Münchener Str. 88, 85661 Forstinning (Opens in a new window)

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Grillenöd

Geheimtipp für Ruhesuchende: Hof Grillenöd in Niederbayern

Ich bin gerade noch ganz verzaubert von den stillen Spätsommertagen, die ich auf dem Hof Grillenöd (Opens in a new window) verbringen durfte. Mitten in Niederbayern, in der Nähe von Passau, hat die Bildhauerin Mona Zimen (Opens in a new window) nicht nur ein Zuhause für sich und ihre Kunst geschaffen, sondern auch zwei Ferienwohnungen für Gäste eingerichtet. Jede Wohnung hat 110 Quadratmeter und bietet Platz für zwei Erwachsene und zwei Kinder. Die Scheune darunter wurde erst kürzlich zum neuen Sommerraum umgestaltet, mit Kunst, Literatur und Wein.

Das Gelände ist abgelegen und weitläufig: Es gibt eine kleine, sehr besondere Kapelle (Opens in a new window), deren Innenleben eine befreundete Künstlerin acht Jahr lang per Hand bemalt hat, einen Badeweiher und Ställe für Hühner, Esel und Schafe. Auf Grillenöd wohnt man zwischen Wäldern und Wiesen und hat dank der erhöhten Lage einen fantastischen Blick bis in den Bayerischen Wald. Es gibt keine Straße, die am Grundstück vorbeiführt, keine Nachbarn. Die einzigen Menschen, die ich in diesen Tagen gesehen habe, waren ein paar Radfahrer, zwei Reiterinnen und ein Bauer auf seinem Traktor.

Ich hatte keine Ahnung, wie sehr ich die Stille vermisst habe, die im Hochsommer in der Großstadt einfach nicht zu finden ist. Ich war schockiert davon, wie leise die Welt eigentlich ist, während meine Welt in München nie Ruhe gibt.

Ich hatte das Glück, die letzten Sommertage allein hier zu verbringen. In der Nebenwohnung gab es gerade keine anderen Gäste. Und ich muss sagen: Ich hatte keine Ahnung, wie sehr ich die Stille vermisst habe, die im Hochsommer in der Großstadt einfach nicht zu finden ist. Täglich radele ich an zahlreichen Baustellen vorbei, in unserem Innenhof wechseln sich schreiende Kinder mit dem Presslufthammer ab – und im Büro wird nun auch noch die Terrasse aufgerissen. Zwischendurch kommt dann die Müllabfuhr pünktlich zum Sonnenaufgang um 6.30 Uhr, oder ein Konzert mit Feuerwerk hält die ganze Stadt wach.

Das alles ist natürlich Teil des Stadtlebens, und ich liebe München, habe immer hier gewohnt und kenne es nicht anders. Ich werde nicht auf’s Land ziehen, kann ich auch gar nicht, so realistisch bin ich, aber ich war schon sehr schockiert davon, wie leise die Welt eigentlich ist, während meine Welt in München nie Ruhe gibt. In meinen Tagen auf Grillenöd habe ich den quakenden Frösche am Badeweiher gelauscht, nachts zum ersten Mal Siebenschläfer gehört und mich über das Zirpen der Grillen gefreut. Wenn ich allein auf dem Holzsteg am Weiher lag, kam ich mir vor wie der einzige Mensch auf der Welt.

In meinen Tagen auf Grillenöd habe ich den quakenden Frösche am Badeweiher gelauscht und nachts zum ersten Mal Siebenschläfer gehört. Wenn ich allein auf dem Holzsteg am Weiher lag, kam ich mir vor wie der einzige Mensch auf der Welt.

Ich hatte Podcasts, Bücher und Serien dabei, doch am Ende wollte ich einfach nur zuhören, der Stille lauschen. Kein Input, keine Uhr, keine Pläne. Was mir vorher nicht klar war: Zuhause habe ich sogar sonntags im Kopf, was ich jetzt (nicht) tue. Selbst das Nichtstun ist ein Punkt, der abgehakt werden möchte. Dort aber ließ ich mich treiben und war tatsächlich im langersehnten Moment. Als ich den Frühstückstisch abräumte, dachte ich nur an das Geschirr. Fantastisch! Ich schlief natürlich wie ein Stein und dieser Ort mit seiner Stille brachte mich sogar dazu, endlich einmal wieder nur für mich zu schreiben – ohne Auftrag, ohne Ziel.

So ein Ort lebt natürlich vor allem von den Menschen, die ihn gestalten. Und Mona ist eine wahnsinnig angenehme Gastgeberin, eine beeindruckende Frau und Künstlerin. Man kann nur begeistert sein davon, was sie hier geschaffen hat und immer noch schafft. Neben der Bildhauerei kümmert sie sich um die Tiere, entwickelt Grillenöd als Ort weiter, vermietet die Ferienwohnungen und organisiert im Sommer Kindercamps auf dem Hof. Es war eine wunderbare Begegnung, um die ich sehr froh bin – und ich bin mir sicher, dass ich bald wieder nach Grillenöd komme. Zeitlang habe ich auf jeden Fall jetzt schon!

Hof Grillenöd (Opens in a new window), Grillenöd 1, 94542 Haarbach (Opens in a new window)

Über Zeitlang

Was ist Zeitlang?

Zeitlang ist ein unabhängiger und persönlicher Newsletter, in dem ich sowohl über Lieblingsorte in meiner Heimatstadt München als auch auf der ganzen Welt erzähle. Im Bayerischen bedeutet „Zeitlang“ Heimweh und Sehnsucht. Einmal im Monat schreibe ich hier also über besondere Restaurants, Cafés, Hotels und Orte, nach denen ich regelmäßig Zeitlang habe. Das kann der kleine Park nebenan sein, genauso wie das Designhotel am anderen Ende der Welt.

Wer mehr lesen möchte, kann für einen kleinen Monatsbeitrag Mitglied von Zeitlang werden. Damit unterstützt du nicht nur meine Arbeit, sondern erhältst pro Quartal auch einen exklusiven Newsletter, der sich einem bestimmten Reiseziel oder Stadtviertel widmet. Den ersten Mitglieder-Newsletter über Sri Lanka kannst du als Mitglied hier nachlesen (Opens in a new window), in der zweiten Ausgabe gab es meine 25 Lieblingsorte in Sendling (Opens in a new window)!

Wer schreibt hier?

Ich bin Anja Schauberger, geboren in München und arbeite seit über zehn Jahren als freie Journalistin und Autorin mit dem Schwerpunkt auf Regionales und Reise. Von 2016 bis 2019 habe ich als Redaktionsleiterin das Stadtmagazin Mit Vergnügen München aufgebaut. Seitdem schreibe ich frei unter anderem für die Kolumne „Hotel Europa“ im SZ-Magazin (Opens in a new window) sowie über (Sterne)gastronomie bei München Tourismus (Opens in a new window). Außerdem gebe ich München- und Bayern-Tipps im Merian Magazin (Opens in a new window) und schreibe über Genuss-Themen für The Weekender (Opens in a new window). Mehr zu meiner Arbeit gibt es auf Torial (Opens in a new window) oder meiner Website (Opens in a new window).

Du hast Tipps, Wünsche und Anregungen? Schreib mir gerne eine Mail an anja.schauberger@gmail.com

Porträt: Frank Stolle (Opens in a new window)
Design & Logo: Hennes Elbert (Opens in a new window)
Topic Monats-Tipps

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