So Many Things Well Done
Ich war auf der So Many Voices. Die Veranstalter*innen haben bei der Podcastkonferenz einiges richtig gemacht. Eine Sache würde ich mir aber fürs nächste Mal wünschen.
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Wieder eine Konferenz-Nachbesprechung! Ich war am 22. und 23. November in München bei der So Many Voices und möchte euch wie in der letzen Ausgabe (Opens in a new window), in der ich über die Subscribe 11 berichtet habe, davon erzählen.
Dabei lassen sich die zwei Konferenzen, obwohl beide zum Thema Podcast, wirklich nicht miteinander vergleichen. Komplett andere Themen, andere Zielgruppe und ein anderer Vibe. Außer mir waren maximal fünf andere Besucher*innen der So Many Voices ebenfalls auf der Subscribe.
Ich hatte eine gute Zeit auf der Subscribe, aber auf der So Many Voices habe ich mich so richtig wohl gefühlt. In der folgenden Ausgabe möchte ich euch von meinen Learnings erzählen, Nachhör-Tipps mitgeben und euch motivieren, zur nächsten So Many Voices (die hoffentlich stattfindet) auch zu kommen.
So Many Good People
Nach dem Jahr 2023 hatten wohl viele in der Podcastbranche den gleichen Gedanken: Wir sollten uns besser vernetzen! So wurden einige neue Konferenzen für 2024 angekündigt, alle zwar zum Thema Podcasts, aber dann doch alle ein bisschen anders.
Auch die So Many Voices gehört zu dieser Riege an neuen Konferenzen. Dahinter steckt das Team des Berliner Produktionsstudios hauseins in Zusammenarbeit mit dem MedienNetzwerk Bayern. Gemeinsam haben sie in die Räume des MedienNetzwerk Bayern nach München eingeladen.
Die So Many Voices wurde als Konferenz angekündigt, auf der sich die Besuchenden auf Augenhöhe über das Podcasthandwerk austauschen können. Das hat meiner Meinung nach sehr gut geklappt und verschiedene Entscheidungen der Veranstalter*innen haben dazu beigetragen.
So waren die Büros des MedienNetzwerks für die Konferenz sehr gut geeignet. Die verschiedenen Räume und Bereiche, in denen die Vorträge und Panels stattfanden, hatten genau die richtige Größe, waren nah beieinander und die gesamte Fläche war gleichzeitig nüchtern wie gemütlich. Zu viel Chichi hätte nicht zum Vibe der Konferenz gepasst.
Laut Pressemitteilung waren etwas mehr als 160 Teilnehmende dabei, was für mich eine sehr angehmen Menge war (die Konferenz war ausverkauft). So gab es genug Leute, mit denen man ins Gespräch kommen konnte, es fühlte sich aber gleichzeitig nicht anonym an.
Stichwort Besucher*innen: Darauf hatten die Veranstalter*innen nur bedingt Einfluss, aber sie haben es geschafft, die genau richtigen Leute auf die Konferenz zu locken und auf die Bühne zu stellen. Das Ergebnis war eine sehr angenehme Gruppendynamik. Es war leicht, mit den anderen Besuchenden ins Gespräch zu kommen und alle Panels und Vorträge wurden sehr schnell zu Diskussionsrunden, bei denen alle im Raum eingebunden waren. Das war ein sehr angenehmer Gegenentwurf zu anderen Konferenzen, wie zum Beispiel der Spotify All Ears, auf der Branchengrößen die Bühnen dominieren und es weniger um echten Wissensaustausch geht, sondern viel um Show und Image.
Die Zielgruppe der So Many Voices und auch der Großteil der Besuchenden würde ich als podcastbegeisterte Journalist*innen bezeichnen. Deshalb habe ich mich auf der Konferenz auch so wohlgefühlt, weil in der genau richtigen Gesellschaft. Ich frage mich aber ob die Besuchenden, die sich nicht zu dieser Gruppe zählen, ebenso von der Konferenz profitieren konnten.
So Many Good Insights
Anmerkung: Die Aufzeichnungen der Großen Bühne, über die ich im folgenden Absatz schreibe, sollen in den nächsten Wochen schrittweise im hauseins Feed (Opens in a new window) veröffentlicht werden.
Die Veranstalter*innen haben für die Konferenz einen Schwerpunkt auf die Arbeitsbedingungen in der Podcastbranche gesetzt. Vor allem im Bereich der Doku-Serien hat sich in der Vergangenheit eine große Lücke zwischen Anforderung und Entlohnung ergeben. Alle wollen diese prestigeträchtigen Podcasts, doch am besten für ein kleines Budget. Am Ende dieser Kette sitzen Freiberufler*innen, bei denen viel zu wenig Geld ankommt.
In ihrer Keynote zu Beginn der Konferenz hat Azadê Peşmen auf diesen Missstand aufmerksam gemacht und dazu aufgerufen, dass wir uns als Branche besser vernetzen (Header-Bild ist von ihrer Präsentation). Als Vorbild hat sie die US-amerikanische Organisation Association of Independents in Radio (AIR) (Opens in a new window) vorgestellt. In einem Erfahrungsaustausch zwischen Susanne Klingner, Pia Stendera und Simon Wörz wurde dieses Thema noch vertieft und Lösungen diskutiert (ohne Aufzeichnung).
Weitergehend wurde für die Konferenz ein anonymes Verzeichnis (Opens in a new window) gestartet, in dem Podcastschaffende Tagessätze eintragen sollen, die sie in der Vergangenheit erhalten haben. Dieses Verzeichnis soll für mehr Transparenz beim Thema Honorar sorgen. An dieser Stelle möchte ich ein ähnliches Projekt vom Verband Freischreiber erwähnen: In der Datenbank Was verdienen Journalist:innen? (Opens in a new window) können Journalist*innen verdiente Honorare eintragen und mit anderen vergleichen.
Auch ich hatte bei der So Many Voices die Ehre, auf der Großen Bühne zu sprechen. Ich habe das Panel “KI-Tools in der Podcast-Produktion” moderiert, auf dem ich mit Caspar von Allwörden (Opens in a new window) und Marie Luise Nolte (Opens in a new window) über aktuelle Entwicklungen bei Audio-KI-Tools gesprochen habe. Wir wollten ein Statusupdate geben: Was funktioniert schon richtig gut und welche Anwendungen sind (noch) Schrott.
Am Anfang der Session habe ich eine kleine anonyme Live-Umfrage mit den Zuhörenden gemacht, die Ergebnisse könnt ihr euch hier ansehen (Opens in a new window). Mich hat überrascht, dass eigentlich alle im Raum schon KI-Tools bei ihrer Arbeit nutzen. Was mich nicht überrascht hat ist, dass die Zuhörenden gerne stumpfe und nicht besonders kreative Arbeitsschritte an KI-Tools auslagern und die Dinge, wo es wirklich um den human touch geht, selber machen wollen.
Ich habe mit Caspar und Marie viel über künstliche Stimmen und Stimmen klonen gesprochen, da das eine der kontroverseren Anwendungen im Audiobereich sind. Marie hat vor kurzem zusammen mit Nina Elisabeth Glaser Retell (Opens in a new window)gegründet, mit dem Start-Up lizenzieren sie Podcastformate in andere Sprachen und Länder. Ihre erste Idee war es dabei, die Podcasts mit KI-Tools einfach komplett übersetzen zu lassen, inklusive geklonter Stimmen der Hosts. Das hat sich schnell als nicht praktikabel erwiesen. Caspar hat hingegen von einer guten Einsatzmöglichkeit für künstliche oder geklonte Stimmen erzählt, diese könnten zum Beispiel Verkehrsmeldungen in der Nacht übernehmen und damit menschliche Sprecher*innen entlasten. Die weiteren Themen, über die wir auf unserem Panel gesprochen haben, hört ihr dann in der vollen Session im hauseins Podcastfeed.
Ich möchte jetzt nicht für jeden Talk, den ich gehört habe, einen Recap machen. Hört euch am besten selbst die Aufzeichnungen an. Aber zum Schluss noch eine honorable mention, weil nicht aufgezeichnet: Der Datenjournalist Nándor Hulverscheidt (Opens in a new window) hat in einem Workshop die Methode der Datensonifikation vorgestellt. Damit können Zahlen und Statistiken hörbar gemacht werden. Ich kannte das vorher nicht und wurde wieder in meiner These bestätigt, dass sich (fast) alles per Audio erzählen lässt, auch ohne einer Bildebene, wir nur manchmal etwas kreativ werden müssen. Zwei Links von Nándor will ich euch unbedingt mitgeben, zum einen der Instagram Kanal Soni Friday (Opens in a new window) von Christian Basl und Berit Kruse. Dort sind einige gute Anwendungsbeispiele für Sonifikation zu finden. Außerdem der DataSonifyer (Opens in a new window), ebenfalls von Christian Basl entwickelt, mit dem ihr mit ein paar Klicks selber Daten in Sound umwandeln könnt.
So Many Boxes ticked
Ihr habt es schon gemerkt, ich war ziemlich zufrieden mit meinem Besuch der So Many Voices. Sie hat fast alle Anforderungen erfüllt, die ich mir von einer Konferenz verspreche: bestehende Netzwerke pflegen, neue Kontakte aufbauen, Neues lernen, über die Branche informiert bleiben.
Jetzt zu etwas Kritik und einer Empfehlung für die (hoffentlich) nächste Ausgabe. Die Konferenz hat es geschafft, eine klare Zielgruppe anzusprechen und anzulocken: podcastbegeisterte, inhaltgetriebene Journalist*innen im Audiobereich. Um im Formatentwicklungs-Sprech zu blieben wäre nun die nächste Frage: Welche Probleme haben sie? Und was brauchen sie?
Ich kann an dieser Stelle nur für mich sprechen, aber ich hätte mir bei den Vorträgen und Panels, die sich mit Methoden und Best Practices beschäftigt haben, mehr Tiefe gewünscht. Ich hätte gerne mehr wirklich Neues gelernt. Das ist leicht gesagt, aber schwer umgesetzt, wie ich selber bei meinem Panel für KI-Tools gemerkt habe. Ich wollte den Zuhörenden viel mitgeben und habe deshalb Vorwissen von ihnen vorausgesetzt, um direkt tiefer einsteigen zu können. Außerdem hab ich mich auf den Aspekt der Funktionalität der KI-Tools konzentriert und andere wichtige Themen wie Datenschutz und Ethik bewusst ausgeblendet. Für Zuhörende, die noch nicht so tief in der Materie stecken, könnte das zu speziell gewesen sein.
Für die nächste Ausgabe der So Many Voices, aber auch für andere Podcastkonferenzen, könnte so etwas wie ein ergänzender Masterclass-Track interessant sein: Längere Sessions, in denen Profis ihr Wissen und Methoden weitergeben und ihre Workflows im Detail vorstellen. Das würde dann natürlich mit höheren Kosten einhergehen, denn solche Vortragenden, die sich im Vorfeld ausgiebig vorbereiten, müssten ein angemessenes Honorar erhalten. Bei der ersten Ausgabe der So Many Voices wurden mit ein paar Ausnahmen keine Honorare gezahlt.
Ich glaube die Konferenz könnte mit einem solchen bewussten Schritt in die inhaltliche Tiefe sehr gewinnen. Eine solche Aufgabe traue ich dem hauseins Team auch zu, das in seinen Podcastproduktionen mit eben dieser Tiefe immer wieder überzeugt. Die Frage bleibt, ob eine solche Konferenz finanzierbar wäre.
Was war euer Eindruck von der So Many Voices? Schildert mir euren Eindruck im LinkedIn Post zu dieser Ausgabe (Opens in a new window).
Die Ausgabe ist mit dem Recap der Konferenz schon lang genug, ich möchte euch aber in aller Kürze noch ein paar Themen mitgeben:
Interview mit David Reiter
David ist Podcast-Distributionsprofi, ihr kennt ihn vielleicht schon durch seinen Newsletter Podcast Hacks (Opens in a new window). Er steckt auch hinter dem Tool st.audio (Opens in a new window) mit dem er Podcastenden dabei helfen will, ihre Reichweite zu steigern. Bei dem Tool kannst du deine individuellen Ziele einstellen und dir Distributionsmethoden vorschlagen lassen, um diese zu erreichen. Momentan entwickelt er das Tool mit Hilfe eines Crowdfundings (Opens in a new window) weiter. In diesem Zuge hat er mit mir ein Interview geführt, in dem ich (auch) über die So Many Voices berichte, wir aber viel über meinen (Podcast)Werdegang sprechen und meine Erfahrungen mit st.audio. Das Video könnt ihr jetzt schon auf LinkedIn (Opens in a new window) schauen, bald ist es auch auf Davids Youtube Kanal (Opens in a new window) verfügbar. Guckt euch auch unbedingt die anderen Interviews an, die er die letzten Wochen geführt hat!
Adobe Enhance Speech v2
Adobe hat sein KI-Tool Enhance Speech (Opens in a new window) zur Verbesserung von Sprachaufnahmen weiterentwickelt. Ich habe es direkt bei einer Aufzeichnung getestet. Das Gesamtergebnis war sehr gut, doch wie in der Vergangenheit bei diesem und vergleichbaren Tools bleibt das Problem, dass die Stimmen gerne “zu gut”, also zu künstlich, klingen und ich gerne mehr Parameter hätte, um das Ergebnis zu tunen.
audapolis/transcribee
Die Entwickler*innen der Vegan Bug Bakery haben mit audapolis (Opens in a new window) eine durch öffentliche Gelder geförderte und kostenlose Audioschnittsoftware zur Verfügung gesetellt. Audapolis transkribiert Audio und lässt euch das Audio wie ein Text editieren (wie bei Descript (Opens in a new window)). Mit transcribee (Opens in a new window) arbeiten sie momentan an einem zweiten open source Tool, das sich auf das kollaborative Transkribieren von Audio konzentriert.
Microsoft 365 Transkriptions-Hack
Transkriptionsdienste sind immer noch recht teuer und oft an ein Abomodell gekoppelt. Für Leute, die nur manchmal etwas transkribieren müssen, ist das unpraktisch. Wenn ihr ein Microsoft 365 Abo habt, gibt es da einen kleinen Hack. Per Microsoft Word könnt ihr im Monat 300 Minuten Audio transkribieren. Hier eine kleine Anleitung (Opens in a new window).
Das war für dieses Jahr die letzte Ausgabe, ich melde mich im neuen Jahr wieder bei euch. In der Zwischenzeit könnt ihr noch an meiner Umfrage (Opens in a new window) teilnehmen und mir sagen, was ihr euch für die nächsten Ausgaben wünscht.
Hat euch diese Ausgabe gefallen? Dann schickt sie doch einem Kollegen oder einer Kollegin weiter! Ich möchte noch mehr Menschen mit diesem Newsletter erreichen. Und wie ihr alle wisst: Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert am besten. Ich danke euch!
Frohe Feiertage und einen guten Rutsch!
Bis bald in eurem Postfach
Niklas
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