#6 | Juli 24: Frauenlesen
đź‘‹ Hallo ihr Lieben,
Irgendwie gabs n kleinen Trollangriff auf dem Youtube-Kanal von Männerfantasien (Opens in a new window). Mich erschüttert diese Feindseligkeit jedes Mal, wenn es darum geht Genderstereotype in Frage zu stellen. Umso mehr freue ich über jede:n die:der per Mail, Abo oder Mitgliedschaft Liebe für diesen Podcast da lässt. 💜💜💜
Ich lasse mich von Hate-Speech natĂĽrlich nicht entmutigen und mache weiter.
🤡 Im Oktober kommt der zweite Teil vom Joker (Folie à deux) in die Kinos. Der kritische Männlichkeitsforscher Christoph May und ich wollen pünktlich zum Kinostart eine Folge Männerfantasien zum Thema “Männer als Opfer des Patriarchats” rausbringen, die Vorbereitung läuft.
📢 Bitte schreibt mir gerne Themenwünsche oder Fragen, über die ihr euch eine Folge VERBITTERT TALENTLOS wünscht. Ich freue mich da immer sehr drüber. verbittert-mail@web.de (Opens in a new window)
Hier meine FLINTA-Highlights des Monats:
Junge Frauen, die im Fernsehen über Bücher sprechen? Wo gibts denn sowas? Ich liebe Büchersendung. Lange Zeit habe ich mir ohne zu hinterfragen Sendungen mit Größen wie Marcel Reich-Ranicki, Dennis Scheck und Gerd Scobel angesehen und mich nie gefragt, warum gerade diese Herrschaften das Privileg haben über Bücher zu urteilen.
Nachdem Studio Orange – die Büchersendung mit Sophie Passmann – nach nur 3 Folgen abgesetzt wurde, hoffe ich umso mehr, dass der neueste Bücher-Talk Longreads viele Staffeln lang Bestand hat. In jeder Folge unterhält sich die Autorin Helene Hegemann mit einem Gast über zwei Bücher, die ihnen besonders am Herzen liegen.
Spannend, weil es keine hochtrabende Analyse sprachlicher Mittel gibt, wie wir sie vom literischen Quartett kennen. Es gibt keinen Kampf um Deutungshoheit und keinen intellektuellen Penisvergleich. Stattdessen entsteht ein Gespräch über die Liebe zu Büchern und die großen Themen unserer Gesellschaft. Diese Büchersendung schafft es, dass ich jedes vorgestellte Buch sofort selbst lesen möchte.
Prompt macht sich die Boomer-Generation Sorgen um althergebrachte Werte. Es scheint, als gäbe es einen Generationskonflikt darüber, wer das Recht hat, öffentlich über Bücher zu sprechen und auf welche Art.
Gerade erschien bei Deutschlandfunk Kultur ein Kommentar der Kritikerin Sigrid Löffler mit dem Titel „Warum die Literaturkritik in der Krise steckt“. Die Literaturkritik habe, sagt sie, an Autorität eingebüßt und unerwünschte Konkurrenz „in Form des allgegenwärtigen elektronischen Geschnatters“ bekommen. Löffler stört, dass „Amateure – Blogger, Influencer, selbstermächtigte Hobby-Kritiker –, die Welt mit ihren subjektiven Geschmacksurteilen über Bücher behelligen“.
Artikel auf (Opens in a new window)taz.de (Opens in a new window) lesen (Opens in a new window)
Der Film zeigt einerseits niedrigschwellig, divers und kompakt, was die Forderungen und Bausteine des zeitgenössichen intersektionalen Feminismus sind. Die dicht geführten Interviews werden immer wieder aufgelockert von non-binären Tanzperformances. Und der Film fällt durch eine orginielle Ausstattung auf – von der Typografie, über den Colorcode bis zur Kleidung der Protagonist:innen.
So richtig weiß ich allerdings nicht für wen dieser Film gemacht ist. Dient er als Einführungskurs, um einen Überblick über die Kernthemen des Feminismus zu geben? Oder ist er eine kompakte Zusammenfassung, um einen Konsens unter Feminist:innen herzustellen? Möglicherweise stellt der Film auch die Frage, wie Feminismus erfolgreich zwischen akademischem Diskurs und oberflächlichem Popfeminismus vermittelt und inszeniert werden kann.
In jedem Fall finde ich die Sichtbarkeit von Feminismus im Mainstream und in der Medienlandschaft sehr wichtig und da mein Podcast Co-Host Christoph May vom Detox Masculinity Institute (Opens in a new window)einen Auftritt im Film hat, kann ich ohnehin nicht ganz objektiv drauf schauen.
Wie hat euch der Film gefallen?
FEMINSM WTF – als Stream bei Prime
Als ich vor wenigen Jahren das Buch „Frauenliteratur“ von Nicole Seifert (Opens in a new window)gelesen habe, ist mir klar geworden, dass ich mein ganzes Leben ausschließlich Literatur von Männern gelesen habe (die beiden einzigen Ausnahmen Sibylle Berg und Marleen Haushofer). Ich beschloss ab sofort nur noch Literatur von FLINTA zu lesen und dadurch fällt mir umso mehr auf, wie wenig Identifikationsmöglichkeiten ich durch Männerbücher hatte.
Als ich so alt war wie die Protagonistin in Mareike Fallwickls Roman „Das Licht ist hier viel heller“ habe ich Liebesromane von Nikolas Sparks und Milan Kundera gelesen, Adoleszenzromane von Stuckrad-Barre, in der Schule gab’s „Der Fänger im Roggen“ oder „Der Vorleser“. Niemals ging es jedenfalls um den exquisiten Struggle von Heranwachsenden FLINTA zwischen sexuellem Erwachen und der Angst als Schlampe stigmatisiert zu werden oder alternativ als zu langweilig, zu prüde oder zu unsexy zu gelten.
Nun lese ich in diesem Roman von Mareike Fallwickl wie die 18-jährige Zoey von einem Bekannten begrapscht wird, wie ihr Schwarm sie ausnutzt, wie sie sich danach sehnt, verstanden zu werden, umgeben von Schönheitsnormen und Erwartungsdruck, der für heranwachsende Frauen so gleichmäßig und allgegenwärtig ist wie Luftdruck oder Schwerkraft. Ich möchte Zoey zurufen: „Halt dich von dem Arschloch fern!“ und ich möchte es meinem vergangenen Teenie-Ich zurufen.
Dieser Roman ist der Adoleszenzroman, den ich nie hatte, den ich gebraucht hätte und der auch jetzt noch genau zur richtigen Zeit kommt. Er hilft beim Nachspüren, was Konsens bedeutet und wie alltäglich Grenzüberschreitungen für FLINTA sind. Und dann gehts wiederum auch nicht um Konsens – das wäre ja eine schreckliche Beschreibung für einen Roman – stattdessen können wir erkennen, was es braucht, um sich wirklich zu begegnen.
Bleibt unbequem. Eure Susi!
👉 Eine neue Folge VERBITTERT TALENTLOS erscheint am Do 18.07.
39. Von Monstern & Müttern – Warum Mutterschaft gruselig ist | mit Dr. Patricia Gwozdz