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Ausgabe 9: Mein Newsletter-Dilemma

In dieser Ausgabe:

  • Zurück im Silo

  • Ach Grey’s Anatomy…

  • Kurz notiert

  • Ein bisschen was Vorweihnachtliches

  • Linktipps in eigener Sache

und eine lange Einleitung zu einem persönlichen Dilemma.

Liebe Serienfans,

ich entschuldige mich vorab, dass die Einleitung diesmal etwas länger wird. Aber ich habe ein Problem.

Es ist nicht weltbewegend und eigentlich auch nur für mich und nur deshalb ein Problem, weil ich letztes Jahr diesen Newsletter gestartet habe, in dem es um queere Frauenfiguren in Serien geht. Das Problem ist nämlich folgendes: Ich sehe weniger Storylines mit queeren Frauenfiguren, jedenfalls im Vergleich zu früher. Und da ich nur ungern über etwas schreibe, das ich nicht gesehen habe, stehe ich daher bei jeder neuen Ausgabe wieder vor der Frage, worüber ich eigentlich schreiben kann.

Es ist zum Glück nicht so, dass es keine queeren Frauenfiguren in Serien mehr gibt. Auch wenn man in letzter Zeit das Gefühl haben konnte, dass mit jeder abgesetzten Serie auch mindestens eine queere Frauenfigur verloren geht, gibt es immer wieder neue, wenn vielleicht auch nicht mehr so zahlreich, wie man es sich wünschen würde für die Repräsentation. Dass ich von neuen Figuren und Storylines nicht mehr so viele aktiv verfolge wie noch vor einigen Jahren, hat andere Gründe.

Mir fällt schon seit einiger Zeit auf, dass mir die Figuren und ihre Geschichten immer häufiger zu jung sind. Ich freue mich zwar sehr, dass es Storylines wie z.B. die von Tara und Darcy in Heartstopper gibt, so wie die Serie überhaupt ein Geschenk für junge queere Menschen ist. Aber Themen wie erste Liebe und Coming-out sind für mich einfach nicht mehr relevant. Ich möchte gern Frauen sehen, die sicher in ihrer Sexualität sind, die schon lange in Beziehungen leben und einen gemeinsam Alltag haben, oder aber Single-Frauen, die nicht zwingend auf der Suche sind, sondern flirten und daten, vielleicht auch mit der Chance auf mehr. Ich möchte mehr Figuren wie Seven of Nine und Raffi in Star Trek: Picard oder Simone Clark in The Rookie: Feds sehen: Frauenfiguren Ende 40 bzw. über 50, die nicht nur durch ihre familiäre Situation oder ihren Job definiert werden, sondern eine Beziehung haben (und sei sie noch so kompliziert) oder zumindest ein aktives Liebesleben.

Raffi (Michelle Hurd, links) und Seven of Nine (Jeri Ryan) - hier leider kein Paar mehr, aber dafür das neue Führungsteam des Raumschiffs Enterprise

Es kommt hinzu, dass ich immer seltener bereit bin, eine Serie nur deshalb zu sehen, weil es in ihr eine Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen gibt, wenn sie mich ansonsten nicht anspricht bzw. interessiert. Als ich angefangen habe, über queere Frauenfiguren in Serien zu schreiben, habe ich viele Serien nur deshalb gesehen. Das habe ich lange so gemacht, dazu habe ich aber keine Lust mehr. (Und ja, auch das wird damit zusammenhängen, dass ich einfach älter geworden bin.) Wenn es queere Repräsentation nicht also in einer Serie gibt, die ich sowieso sehe, dann sehe ich sie heute in der Regel nicht und kann dann auch nur schwer darüber schreiben. Daher mein Dilemma.

Was heißt das für den Newsletter? Dass ich manchmal Serien oder Figuren nur erwähne ohne weitere Ausführungen, oder sie auch gar nicht im Newsletter auftauchen, weil ich sie nicht gesehen habe. Durch Social Media weiß ich z.B., dass es queere Frauenfiguren in der Netflix-Serie Arcane gibt, von der gerade neue Folgen veröffentlicht wurden. Ich habe die Serie aber nicht gesehen und habe das auch nicht vor. Mehr, als ich jetzt geschrieben habe, wird es in diesem Newsletter also darüber wohl nicht zu lesen geben. Ich hoffe aber, dass ihr immer noch genug Relevantes hier findet, um trotzdem weiterzulesen.

Und wer sich jetzt, nachdem ich in diesem Punkt bisher vage geblieben bin, fragt, wie alt ich denn eigentlich bin, findet am Ende dieser Ausgabe einen Hinweis. Ich verlinke da nämlich auf einen Artikel, den ich für ein Online-Magazin mit einer bestimmten Zielgruppe geschrieben habe. Und wer es noch genauer wissen möchte (und das schreibe ich vielleicht nur, weil es mir die Gelegenheit bietet, noch einmal die großartige Serie Agatha All Along zu erwähnen): Ich bin so alt wie Kathryn Hahn. ;)

Nach dieser langen Einleitung gibt es aber tatsächlich noch einige News und Infos. Viel Spaß beim Lesen!

Eure Meike

Zurück im Silo

Seit dem 15.11. veröffentlicht Apple sukzessive die zweite Staffel von Silo. Die Serie erwähne ich nicht wegen Rebecca Ferguson, die die Hauptrolle spielt, denn ihre Figur Juliette Nichols ist wohl nicht queer. (Sie ist allerdings sehr, sehr cool!) In der dystopischen Welt, in der die Serie spielt, scheint jedoch Homosexualität akzeptiert zu sein und es gibt queere Frauenfiguren. Eine von ihnen ist Juliettes Ziehmutter Martha Walker, gespielt von Harriet Walter. Im Finale von Staffel 1 spielt auch ihre Ex-Frau Carla eine kleine, aber entscheidende Rolle, als Martha sie um Hilfe dabei bittet, Juliettes Leben zu retten. Zu Beginn von Staffel 2 ist Carla ebenfalls noch einmal zu sehen.

Ach Grey’s Anatomy…

In Ausgabe 7 (Opens in a new window) des Newsletters aus dem Juli hatte ich geschrieben, dass die Aussichten für Liebesgeschichten zwischen Frauen bei Grey’s Anatomy nicht rosig schienen. Was ziemlich schräg ist, weil es wirklich viele queere Frauenfiguren in der Serie gibt.* Aber nach der Trennung von Mika und Taryn gab es am Ende von Staffel 20 kein Frauenpaar mehr und auch keine Aussicht auf eines, zumindest nicht langfristig. Denn zwar hatte sich angedeutet, dass sich zwischen Mika und ihrer Kollegin Jules etwas anbahnen könnte, aber kurz nach Abschluss der Staffel war bekannt geworden, dass Mika-Darstellerin Midori Francis die Serie verlassen würde.

So ist es inzwischen auch gekommen. Immerhin ist dafür eine neue Frauenfigur hinzugekommen, die auch Frauen küsst. Schauspielerin Sophia Bush, erst seit einigen Monaten selbst frisch geoutet, spielt Dr. Cass Beckmann, eine Chirurgin, die Interesse an Teddy zeigt. Die ist aber leider immer noch mit Owen verheiratet. Nicht die besten Aussichten also. Auch immer noch dabei: Natalie Morales als Dr. Monica Beltran, bei der viele Fans gehofft hatten, dass sie ein “love interest” für Amelia sein könnte, als sie in Staffel 20 neu dazugekommen ist, die aber erstmal lieber eine kurze Affäre mit Winston hatte statt auf ein Date mit Amelia zu gehen. Hier scheinen die Aussichten aber nicht ganz so schlecht zu sein.

Trotzdem, so wirklich zufriedenstellend ist das alles nicht. In den USA ist gerade Pause, neue Folgen gibt es erst im März. Vielleicht gibt es dann ja Entwicklungen, auf die man sich freuen kann, wenn die neue Staffel voraussichtlich im Frühjahr endlich auch bei uns zu Disney+ bzw. ProSieben kommt.

* Teddy Altman, Amelia Shepherd, Taryn Helm, Jules Millin, Monica Beltran, Cass Beckman und - falls Stefania Spampinato nach dem Ende von “Station 19” trotzdem weiter bei Grey’s zu sehen sein wird - Carina DeLuca

Kurz notiert

  • Oben hatte ich schon einmal eine Apple-Serie erwähnt. Eine weitere ist die schwarze Komödie Bad Sisters aus Irland, von der ebenfalls seit Mitte November neue Folgen veröffentlicht werden. Eine der Schwestern, Bibi, hat eine Regenbogenfamilie.

  • Bei ZDFneo wird es demnächst eine weitere Staffel der Hebammen-Serie PUSH geben, in der eine junge Hebammenschülerin mit einer Ärztin angebandelt hatte. Das wurde u.a. im Instagram (Opens in a new window)- Kanal des Senders bekanntgegeben. Die sechs Folgen der ersten Staffel sind noch in der ZDF-Mediathek verfügbar.

  • Und ebenfalls in der ZDF-Mediathek findet man die deutsch-irische Krimiserie Borderline. Wie man bei der L-MAG (Opens in a new window) lesen kann, ist die weibliche Hauptfigur lesbisch.

Advent, Advent…

Morgen ist der 1. Advent, wir sind schon wieder mittendrin in der Vorweihnachtszeit. Vergangenes Jahr gab es eine Weihnachtsausgabe des Newletters, in der ich sechs Serien bzw. Serienepisoden mit queeren Frauenfiguren vorgestellt hatte. Und da mir traurigerweise keine anderen weihnachtlichen Serien oder Serienfolgen mit queeren Frauenfiguren einfallen, die ich hier gern vorstellen würde, verlinke ich einfach noch mal auf die Tipps vom vergangenen Jahr, die ja immer noch gültig sind.

queer notes: Die Weihnachtsausgabe (2023) (Opens in a new window)

(Opens in a new window)

Und zum Abschluss hier noch drei Linktipps in eigener Sache:

Vor einigen Wochen habe ich mal wieder einen Blogbeitrag über queere Frauenfiguren in deutschen Serien geschrieben und was sich diesbezüglich in den letzten Jahren getan hat, anknüpfend an einen Blogbeitrag zu diesem Thema von vor 5 Jahren. Hier geht es zum Beitrag: Queere Frauenfiguren in deutschen Serien: Huch, da gibt’s ja immer mehr! (Opens in a new window)

Nach einer Pause im vergangenen Jahr plane ich in diesem Jahr wieder, im Dezember über die Serien zu schreiben, die in diesem Jahr zu meinen Highlights gehörten. Es ist ein bisschen wie ein Adventskalender, aber ohne Türchen. Ein Beispiel dafür, wie das aussehen kann, gibt es hier: Mein Serienjahr 2022 (Opens in a new window)
Schaut doch morgen mal im Blog vorbei. Regelmäßig Infos wird es außerdem bei Threads (Opens in a new window), Instagram (Opens in a new window) und Bluesky (Opens in a new window) geben.

Wie in der Einleitung schon geschrieben habe ich einen Artikel für das Online-Magazin Palais F*luxx geschrieben. Ausnahmsweise geht es nicht um eine Serie, sondern einen Film, aber wer Interesse an queeren Frauenfiguren hat, für den dürfte die wunderbare österreichische Komödie What a Feeling auch etwas sein.
„What A Feeling“ – An oder Aus? | Palais F*luxx (Opens in a new window)

Das war’s erst einmal wieder. Mehr Blogbeiträge über queere Frauenfiguren in Serien gibt es im Blog.