August 2022
Bahnreise in die französischen Alpen, Kafka in den Bergen, "Liebe in Zeiten des Hasses", Ferienwoche mit zwei Grundschulkindern in Hamburg, "Sprache und Sein" von Kübra Gümüsay, Kreide auf Asphalt, Lesung im Theater und viele neue Ideen – das war der August in Stichworten.
Ich könnte nicht behaupten, erholt zu sein. Das liegt aber wahrscheinlich eher an der Depression als an den Gegebenheiten. Ich habe viel gelernt in den letzten vier-fünf Wochen – über mich und überhaupt.
Die Auszeit hat sich gelohnt. Ich habe neue Wege ausprobiert, Ideen entwickelt, positive Rückmeldungen erhalten und mich weiter entwickelt. Viele Themen stehen für die nächsten Wochen für Dich fest.
Reise nach Frankreich
Die Bahnfahrten hin und zurück haben jeweils einen Tag in Anspruch genommen und waren recht ermüdend. Trotzdem würde ich es gern wieder tun: mit der Bahn in die französischen Alpen fahren.
Eine Woche Frankreich hat mir einen langersehnten Abstand vom Alltag und von Hamburg geschenkt. Es war so überfällig, dass ich keine Lust hatte, zurück zu kommen. Sowas ist mir noch nie passiert. Ich habe gelesen, gezeichnet und bin Wandern gegangen. Dazu gibt es zwei Reportageideen, die ich demnächst mit Dir teilen möchte: Meine Liebe zu den Bergen und Reisenotizen. Vielleicht packe ich das alles in ein Thema, das weiß ich noch nicht ...
Ferienwoche mit meiner Nichte und meinem Sohn
Jedes Jahr kommt meine Nichte für eine Woche in den Ferien nach Hamburg. Wir erleben zusammen mit meinem Sohn eine Woche voller Abenteur. Wir lassen es uns gut gehen, probieren neue Spiele oder Spielorte aus und erkunden Hamburg.
Dieses Mal war das Highlight: Garten der Schmetterlinge in Aumühle. Aber wir waren auch im Freibad und auf dem Dom. Für die Kinder ein Riesenspass. Für mich – jede Menge gute Ideen und Motive.
"Liebe in Zeiten des Hasses" von Florian Illies
Dieses Buch habe ich in den Ferien verschlungen. Mit einem sehr persönlichen, etwas ironischen Blick und jahrelangen Recherchen im Hintergrund erzählt Florian Illies Geschichten aus einer Zeit, die unserer heute erschreckend ähnlich ist. Es geht um die Liebesgeschichten der hauptsächlich europäischen Künstler:innen in den Jahren 1929 bis 1939. Es geht aber auch um Wurzeln und darum was es heißt, nicht mehr in die Heimat zurückkehren zu können oder wollen …
"Sprache und Sein" von Kübra Gümüsay
Dieses Buch hat mich nachhaltig verändert. Ich habe wahnsinnig viel gelernt und kann es Dir sehr empfehlen. Ich habe gelernt, was es heißt, als weiße, gesunde Person mit deutschem Pass in einem der reichsten Länder der Welt zu leben. Ich habe auch gelernt, was es bedeutet, als nicht mehr so hübsche und junge Frau mit Migrationshintergrund und Depressionen in dieser Welt voller Vorurteile und Ausgrenzungen ich selbst zu bleiben und meine Sprache zu finden.
"Was Dann" von Nele Neumann
Nele ist eine coole Socke und eine Freundin. Sie ist auch eins der Mitglieder dieser Seite hier. Hallo Nele! 👋
Wenn Du mal in der Innenstadt oder auf dem Spielbudenplatz Kreidezeichnungen siehst, dann sind sie höchstwahrscheinlich von Neles Aktion "Mal was". Nele stellt viele Fragen, ist viel unterwegs und sie bringt Menschen dazu, sich runter zu beugen und etwas auf dem Boden mit Kreide zu zeichnen.
"Du bist gerade über Kreide gelaufen, jetzt musst du was malen!" ruft sie den Leuten hinterher. Und sie kommen zurück und malen was. Warum Kreide? "Können alle. Kreide spricht alle Sprachen. Vielseitig in der Nutzung. Günstig. Kreide ist vorübergehend. Kreide ist beweglich."
Das Buch hat sie in diesem Sommer im Selbstverlag produziert und veröffentlicht. Darin zeigt sie auf eine unterhaltsame Art, was passiert, wenn man fremde Menschen dazu bringt, zu ezählen und über Dinge nachzudenken. Sie erschließt Räume – sowohl geistig als auch real – und lädt ein, sie zu füllen oder zu hinterfragen. Zu dem Buch gehört ein Fläschchen mit einem Stück Kreide darin.
Lesung im Nachtasyl "Fehler im Traum"
Allein der Titel der Lesung hat mich angezogen. Es ging aber nicht nur um Träume oder Fehler (beides gehört zu den spannendsten Themen für mich). In der Lesung wurde eine Sammlung aus Gedichten und Erzählungen von Schreibenden aus Hamburg vorgestellt.
Mir ist dabei gleich zu Anfang aufgefallen, wie anders Gedichte vorgetragen werden müssen: Sehr knappe, konzentrierte Informationen brauchen erstmal Zeit und langsames Lesen, um Bilder im Kopf erzugen zu können. Um die Melodie zu verstehen und die Geschichten dazu zu offenbaren.
Ich habe mir die Sammlung mit dem schweren Namen "Ziegel" gekauft, weil ich neugierig bin auf die zeitgenössischen Sichtweisen und Fantasien der schreibenden Hamburger.
Es gibt noch so viele Themen und es kommen immer mehr Neue dazu. Jetzt ist schon fast Mitte September, ich bin tierisch im Verzug. Ich freue mich, das alles mit Dir zu teilen. Auch über Deine Rückmeldung. Immer!
Jetzt erstmal heisst es:
Tschüss und bis nächste Woche!
Julia Zeichenkind