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Arbeitstitel

Sprache ist spannend und anstrengend zugleich. Es ist ja eigentlich nur ein Kommunikationswerkzeug, aber irgendwie habe ich es in letzter Zeit geschafft, mich von der Sprache einschüchtern zu lassen.

Am Anfang meiner Reportage-Newsletter sprudelte ich vor Ideen. Die Texte fielen mir schon beim Zeichnen ein. Heute fällt es mir schwer, meine gezeichneten Erinnerungen in kurze Geschichten zu fassen.

So sitze ich in meinem unaufgeräumten Zimmer, lasse mich von Banalitäten ablenken und von Zweifeln aufhalten.

Die Bilder sind fertig – mir fehlt das Gefühl der Relevanz, der Aktualität. Warum sollten diese Geschichten interessant sein?

Ein Beispiel: Im Januar habe ich eine kleine Illustration für ein Buch erstellt. Die Arbeit hat Spaß gemacht und sich richtig angefühlt. Jetzt fällt es mir aber schwer, darüber zu berichten.

Vielleicht liegt es daran, dass ich keine, meinem Empfinden nach, angemessene Anerkennung bisher bekommen habe. Das Buch wird momentan in sozialen Medien beworben. Meine Illustration wird mit den Worten ”So schöööööön!” in die Kamera gehalten – mein Name taucht bei dem Beitrag nicht auf. Ich fühle mich überflüssig und nicht gesehen.

Hier ist meine Illustration für das Buch “Mitten im Rotlicht. Ich war die erste Reeperbahn-Polizistin” . Nummern listen die im Buch auftretende “Tatorte” auf. Ich ärgere mich ein bisschen darüber, dass ich das Bild nicht signiert habe.

Anderer Beispiel: Es fällt mir zunehmend auf, dass immer mehr Anzeigen KI-generierte Illustrationen verwenden. Diese Illustrationen werden von Künstlichen Intelligenzen mithilfe von Textbeschreibungen erstellt. Diese KIs werden mit Bildern “trainiert”, die im Netzt von Illustrator:innen veröffentlicht wurden. Dabei werden die Urheber:innen dieser Bilder nicht gefragt, ob ihre Werke für das Training benutzt werden dürfen nicht honoriert.

Man sieht zwar, dass die KI-Illustrationen nicht von Menschen geschaffen sind, aber sie erfüllen ihren Zweck: Sie sind atmosphärisch richtig und wirken sehr gekonnt. Man erkennt sie an teilweise falschen Darstellungen der anatomischen Merkmale. Die Gesichter und die Hände sind oft auffällig schräg. Man sieht, zum Beispiel, zu wenig oder zu viele Finger, oder dreibeinige Personen.

Siehst Du, dass der hintere Gitarrist drei Beine hat und der Kontrabassist gar keine? Andere Zeichen: Fensterrahmen, Saxofon, falsche Schatten. Quelle: Youtube

Diese Erfahrungen verstärken mein Gefühl der Überflüssigkeit. Über-flüssig-keit … zu viel von etwas. Verwässert.

Ich bin überfordert von der Fülle der Bilder um mich herum. Andererseits kann ich selbst nicht aufhören, Bilder zu produzieren.

Die Konsequenz: Ich habe einen Minijob angenommen in einem kleinen Laden am Michel. Ich mag die Besitzerin, ihre Produkte und die Lage hinter der Michaeliskirche. Auch den Namen finde ich sehr ansprechend – FRAU VOGEL, Erinnerungen an Hamburg.

Davon erhoffe ich mir mehr Gelassenheit in meinem Beruf. Wenn meine Existenz nicht mehr davon abhängt, welche Bilder ich produziere, kann ich mich leichter darauf konzentrieren. Klingt einleuchtend, fühlt sich aber irgendwie auch falsch …

Ich werde vermutlich immer zeichnen und meine Zeichnungen in irgendeiner Form veröfentlichen. Die Themen Bildende Kunst und Reportage-Illustration interessieren mich nach wie vor. Es gibt viele spannende Bücher darüber (leider fast ausschließlich in englischer Sprache) und ich entdecke immer mehr Randthemen dazu. Zum Beispiel “Eine kurze Geschichte der Linien” von Tim Ingold (erschienen in konstanz|university press und entleihbar in den hamburgischen Bücherhallen).

Ich produziere keine Bilder “für die Wand”, ich möchte dass meine Bilder arbeiten, anregen, inspirieren – in Beiträgen, Publikationen oder in Schaufenstern.

Deswegen mache ich einfach weiter. Voller Zweifel. Hier sind wieder fünf Häppchen für Dich. Relevanz hin oder her …

1. Ferien in Lüneburg

Fünf Tage in Lüneburg bei der Familie. Der Ausflug zum “Hof an den Teichen” mit vielen Tieren war das Highlight.

2. Park Fiction Komittee

Seit 1995 gibt es die Initiative “Park Fiction” in St.Pauli (hier habe ich darüber bereits berichtet (Abre numa nova janela)). So lange schon gestaltet ein Kollektiv aus Künstler:innen und Anwohner:innen ihr Viertel und greift immer wieder in die Pläne der hamburger Politik ein. Dabei ist es sehr erfolgreich und wird von der Stadtseite bereits berücksichtigt.

So kam es dazu, dass die Initiative mitbestimmen darf, was mit dem Parkstreifen an der Elbe direkt unter dem Park Fiction in Zukunft passiert. Noch ein Strandcafé – wie ursprünglich von der Stadt geplant – wird es schonmal nicht sein …

Am 6. April wurden die Ideen präsentiert und die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt.

3. Female Network Event

Ehrlichgesagt habe ich mit einer Verkaufsveranstaltung gerechnet. Zum Glück wurde meine Erwartung nicht erfüllt.

Zweiundzwanzig Frauen aus unterschiedlichen Bereichen – sowohl selbstständig als auch angestellt – teilten ihre Geschichten zum Thema “Gelassenheit” mit. Organisiert wurde das Ganze von der Designagentur Schockverliebt.

4. Meine Illustrationen im AWO-Mitgliedermagazin

Seit über zwei Jahren besuche ich die Ukraine-Gruppe, die sich regelmäßig trifft, um sich auszutauschen und gegenseitig Kraft zu spenden. Ukraine- und Russlandflüchtige, die in Hamburg leben, Hamburger:innen, Spätaussiedlerinnen (wie ich) und öfter mal Gäste reden, weinen und singen zusammen.

Ich habe mich sehr gefreut, als Frank Krippner von der AWO (Arbeiterwohlfahrt) mich gefragt hat, ob die Bilder in einer Publikation gedruckt werden dürfen und die Nutzungsrechte dafür erworben hat.

5. Lesung im OBERFETT

Christian Pfaff – der Gründer der OBERFETT-Galerie – sagt, ihm ist es wichtig, dass in seiner Galerie die volle Ladung Kunst und Sinnlichkeit zu finden sind. Der Name OBERFETT steht für: Nicht entkoffeiniert, nicht fettfrei, nicht abgespeckt – sondern volle Sahne.

Dieses Konzept ermöglicht, dass sich viele unterschiedliche Künster:innen und Stile aufeinander treffen.

Bei der aktuellen Ausstellung mit dem Namen HOME | TOWN hat Christian über 30 hamburger Künstler:innen (auch mich) eingeladen, Hamburg aus der eigenen Sicht zu zeigen.

Mein Beitrag zu HOME | TOWN – drei mit Espresso gemalten Hamburg-Ansichten.

Auch ein bekannter hamburger Cartoonist – Til Mette hat – seine Bilder ausgestellt.

Habe Til gebeten, meine Zeichnung von ihm zu signieren, statt des Buchs, das er illustriert hat.

Am 28. April gab es eine Lesung aus dem Buch “Dichter an Hamburg”. Til Mette, Michael Löwenherz und Cornelia Manikowski lasen aus dem Buch und erzählten Geschichten über die Entstehung.

Das waren die fünf Häppchen von mir. Bald gibt es viel mehr zu berichten. Der Mail wird sehr ereignissreich und der Sommer ganz schön voll.

Ich melde mich bald wieder!

Tschüss

Julia Zeichenkind

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