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“Verbotene Gefühle”

Fünf Frauen saßen am 22. Juni 2024 im Tonalisaal in Hamburg. Ihnen gegenüber – über 50 Zuschauer:innen. In ihre Mikrofone lasen sie – am 73. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion – Geschichten von deutsch-, ukrainisch- und russischsprachigen Interviewten zum Thema “Verbotene Gefühle in Zeiten des Kriegs.” Das Thema bezog sich dabei auf den aktuellen Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine.

Ich war eine dieser fünf Frauen, die in drei Sprachen vorgelesen haben. Hinter uns wurden auf die Wand die jeweiligen Übersetzungen in zwei anderen Sprachen projiziert, damit alle Zuhörenden auch die Worte in einer ihnen fremden Sprache verstehen konnten.

Foto: Natascha Josef

“Ich schäme mich zuzugeben, dass ich fremdenfeindlichen Ukrainern begegnet bin”, sagt eine Deutsche.

“Ich verbiete mir, über meine Gefühle zu sprechen, während russische Soldaten in der Ukraine Zivilisten umbringen”, sagt eine geflüchtete Russin.

“Ich kann meinen Verwandten in Kiew nicht erzählen, dass ich in Deutschland ‘gute’ Russen kennengelernt habe”, sagt eine aus der Ukraine geflüchtete Frau.

“Ich sehne mich nach Frieden, darf es aber nicht laut sagen”, sagt eine anderte, schon lange in Deutschland lebende Frau.

All diese Gefühle und Sehnsüchte, die man nicht ausspricht , weil sie verletzen oder andere Konsequenzen nach sich ziehen könnten, haben an diesem Abend im Tonali-Saal eine Stimme erhalten.

Begleitet habe ich die Lesung mit meinen Bildern und Kollagen.

Die Reaktionen waren einstimmig: “Was für ein ntensives Thema! Mutig. Wichtig. Mehr davon.” Mir wurde schwindelig von so einem Erfolg. Dabei waren wir am Anfang gar nicht sicher, wie das Publikum reagiert.

Es hätte auch ganz anders kommen können: empörte Kommentare, verletzte Gefühle …

Es ist aber nicht anders gekommen. Die Menschen haben unser Anliegen genau so aufgenommen, wie wir es meinten. Es sollten Gefühle sichtbar, hörbar werden, die man sich nicht traut auszusprechen und die trotzdem da sind. Sie bestimmen unser Denken und manchmal, unbemerkt, unser Handeln. Denn das sind Gefühle, die man nicht zulassen möchte. Die Konsequenz ist: Menschen entfernen sich voneinander, hegen heimlich Groll und projizieren ihn auf die Nächsten.

Wenn aber das Unausgesprochene, Unklare in einem geschützten Raum eine neutrale, menschliche Stimme bekommt, dann kann man auch die Ansichten verstehen, die man auf den ersten Blick ablehnt. Man geht anders damit um. Es entsteht eine Distanz, die wieder verbindet. So ging es mir auch mit “meinen” Texten – Geschichten, die ich vorgelesen habe.

Ich bin unendlich dankbar der Ukrainegruppe (von der habe ich früher bereits berichtet) aus der sich unsere Gruppe gebildet hat. Dort, bei den regelmäßig stattfindenden, persönlichen Gesprächen, hat sich das Thema herauskristallisiert und mit viel Enthusiasmus, aber auch Anstrengung, ihren Weg auf die Bühne gefunden.

Nana Grinstein, Nadiia Humeniuk, Friederike Meltendorf, Natalia Reznichenko, Henrike Schmidt, Julia Solovieva, Julia Zeichenkind – das sind die Namen der flüchtigen ukrainischen und russischen Dramaturginnen und Journalistinnen, Russischübersetzerinnen aus Deutschland und mir – einer Zeichnerin – die es möglich gemacht haben. Auch hier bin ich allen sehr dankbar (sogar mir :). Es war eine wertschätzende und inspirierende Arbeitsgemeinschaft aus so unterschiedlichen Menschen.

Die Lesung war das Highlight des Monats, aber bei Weitem nicht alles:

Flohmarkt auf dem Spielbudenplatz

Am 1. Juni baute ich mit meinem Kind und vielen anderen zusammen einen Flohmarktstand auf dem Spielbudenplatz in St.Pauli.

Die Idee ist simpel und sehr erfolgreich: Kinder bekommen einen Quadratmeter gratis für ihr Spielzeug.

Mein Kind war mit seinem Lego viel erfolgreicher, als ich. Wir haben das eingenommene Geld sinnvoll in Pizza, zwei Rohopale auf der Mineralienmesse und ein Komputerspiel inverstiert ;)

Farbige Portraits

Im Letzten Newsletter habe ich Dir bereits von meiner neuen Portraitreihe berichtet. Nun, manchmal ist Instagram doch zu was gut. Ich habe daraufhin zwei Aufträge bekommen – ein Geburstags- und ein Hochzeitsgeschenk.

Dabei ist mir aufgefallen, dass sowohl meine Kund:innen als auch ich weniger mutig sind, wenn es um eine Auftragsarbeit geht. Die Porträts sind sehr “brav” geworden. Es war eine interessante Erkenntnis.

Update zum Buchillustrationsdesaster

Erinnerst Du Dich, als ich über die Enttäuschung geschrieben habe, in Verbindung mit einem Illustrations-Aufrtag für ein Buch? Das Buch wurde tatsächlich rechtswidrig ohne meinen Namen als Urheberin der Illustration veröffentlicht und verkauft. Irgendwie hatte ich es schon im Gefühl, dass etwas damit nicht stimmt.

Nach meinem Eintrag in einem Illustratoren-Forum mit vielen Erfahrungsberichten und einer Rechtsberatung über die Illustratoren Organisation weiß ich jetzt , dass dieser Fehler keine Seltenheit ist. Meist passiert es unbeabsichtigt. Und trotzdem war das nicht in Ordnung.

Ich habe meinen gazen Mut zusammengenommen und den Verleger angeschrieben, ihm eine Rechnung für Schadensersatz gestellt und höflich gebeten, meinen Namen überall (wo die Illustration auftaucht) zu ergänzen.

Es hat ein Bisschen gedauert, viele “verbotenen Gefühle” ausgelöst und Nerven gekostet, aber ich war erfolgreich. Ohne Anwälte oder Gerichte. Darauf erlaube ich mir stolz zu sein!

Skizzensafari an der Alster

Notiz: Der Juni scheint mein produktivster unf erfolgreichster Monat zu sein (das hat mir mein Kritzelplaner verraten, in dem ich alles dokumentiere und analysiere ;).

Gleich am Tag nach der Lesung im Tonali hatte ich schon meine Sketchtour mit der Skizzensafari.

Diesmal waren wir an der Alster und haben Spiegelungen im Wasser gezeichnet. Eine meditative, angenehme Arbeit, die etwas vom kalten Wind gestört wurde. Wir haben trotzdem das Beste daraus gemacht.

Einen kleinen Bericht und weitere Infos zum Projekt gibt es hier (Abre numa nova janela).

Kritzelplaner

Die Startnextkampagne für meinen nächsten Kritzelplaner läuft bereits. Es sind noch knapp 30 Tage, in denen ich genug Geld sammeln muss, um den Planer drucken zu können. Danach fahre ich mit meinen Kind für drei Wochen auf Kur. Ende August wid der Planer gedruckt, damit er rechtzeitig ausgeliefert werden kann. Drücke mir die Daumen, dass es dieses Jahr wieder klappt!

Wenn Du mich dabei unterstützen möchtest und/oder jemanden kennst, die das auch tun könnten, freue ich mich, wenn Du den Link hier benutzt und/oder weiterleitest! Neben dem Planer gibt es noch sehr schöne Poster, die man wahlweise bestellen kann.

https://www.startnext.com/planer-2025 (Abre numa nova janela)

Tschüss

Julia Zeichenkind

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