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#digitalmesse

Meine re:publica 24

✑ Bei der ich drei wichtige Digitalphänomene hautnah erlebte, in echt.

Ihr Lieben,

sich inmitten von Menschen zu befinden, heißt nicht, dass man sich nicht einsam fühlt. Und so erging es mir auf der re:publica. Die STATION am Gleisdreieck war voller Menschen, die zahllosen Vorträge waren gut besucht und die Schlangen an den Kaffeeständen lang.

Ich hatte mir einen Stundenplan mit Vorträgen zusammengebastelt, die ich auf keinen Fall verpassen wollte. Und merkte gleich am ersten Tag, dass ich mir zu viel vorgenommen hatte.

Von einem Vortrag in den anderen zu taumeln, nahtlos, ohne Übergang, über Stunden, drei Tage lang – das war ein etwas zu ambitioniertes Projekt. Schon nach den ersten drei Vorträgen schwirrte mir der Kopf unerträglich, und ich lernte, dass ich auf dieser Digitalmesse zuallererst eines würde aushalten müssen: meine FOMO.

Facing FOMO

FOMO kommt aus dem Englischen und bedeutet fear of missing out – die Angst, etwas zu verpassen. FOMO ist im digitalen Raum ein weit verbreitetes Phänomen. Wir checken beständig unsere Smartphones und hängen auf unzähligen Plattformen herum, und das mitunter aus diesem einen Grund: der Angst, etwas zu verpassen.

Wie passend, dachte ich mir, während ich am Rand der Messe saß, von meinem Sandwich abbiss, mir die dringend benötigte Pause gönnte – und dabei einen Vortrag verpasste, der mir sehr wichtig vorgekommen war, dessen Titel ich jetzt allerdings bereits vergessen habe.

Da breitete sich das zweite Digitalphänomen vor mir aus, live und in Farbe.

Im Netz vernetzt, in Wirklichkeit einsam

Ich hatte mir für die re:publica nicht nur vorgenommen, zahllose Vorträge zu hören, sondern auch zahllose Bekanntschaften zu machen. Ohne Druck, natürlich!, doch am besten von der Art, die mich beruflich massiv weiterbringen. In Kometengeschwindigkeit sozusagen.

Und tatsächlich: Die Ausgangslage war günstig, da waren unzählige Menschen um mich herum. Die Kehrseite: Sprechen konnte ich nur mit sehr wenigen.

Denn die Menschen um mich herum hatten zu großen Teilen Kopfhörer auf, hasteten von einem Vortrag zum anderen, starrten in ihre Smartphones oder waren in Gespräche verwickelt mit Menschen, die sie bereits kannten (Achtung, Unterstellung!).

Ich selbst irrte in dieser Masse herum und fühlte mich verloren. Ein einzelnes Partikel ohne Verbindung zu den anderen.

Und auch das war typisch digital: Da waren so viele Menschen auf einem Haufen, und doch suchten die meisten die Verbindung zu jenen, die sie übers Smartphone erreichen konnten. Es war offensichtlich einfacher – für sie und für mich –, online eine Person anzuschreiben, die der Algorithmus angespült hatte, als eine fremde Person auf einer Messe anzusprechen.

Warum ist das so? Weil hier der digitale Sicherheitspuffer fehlt. Meine Unsicherheit, meine Zweifel standen mir an jenem Tag ins Gesicht geschrieben – ich konnte sie nicht hinter einer eloquent formulierten E-Mail verbergen.

Als es mir später doch gelang, einige gute Gespräche zu führen, fühlte ich mich davon ganz berauscht. Und auch das wurde klar: Echter menschlicher Austausch von Angesicht zu Angesicht ist so viel erfüllender als jedwede Online-Konversation, egal wie sehr ich diese zuweilen schätze.

Und schließlich: viel Inspiration

Bei all den schwierigen Begleiterscheinungen: Inhaltlich fühlte ich mich auf der re:publica wie ein Fisch im Wasser.

Jenny Odell schaffte es tatsächlich, 45 Minuten lang über das Sockenstopfen zu schwadronieren, und immer, wenn ich dachte, sie treibe das mit den Abschweifungen zu weit, fand sie eine elegante Brücke zu ihrem Thema – und traf mich mit ihren Schlussfolgerungen mitten ins Herz.

Ich bin mir bewusst, dass das nicht für jeden etwas ist, aber wer hier mal reinsehen möchte – ihren Vortrag gibt es in voller Länge hier (Abre numa nova janela).

Ebenfalls berührt hat mich Jagoda Marinic mit ihrem Vortrag “Sanfte Radikalität”. Ihr Mantra: Wir lieben es, den Status Quo zu kritisieren. Aber was unsere Gesellschaft voranbringt, sind Menschen, die etwas tun – und sich damit der Kritik der anderen aussetzen. Ich nehme mir das zu Herzen.

Marinics Vortrag in voller Länge findet ihr hier (Abre numa nova janela).

Und damit belasse ich es für heute. Doch ihr könnt euch sicher sein: Der Input, den ich aufgesogen habe, war reichhaltig – und viele Themen, denen ich auf der re:publica begegnet bin, werden euch in diesem Newsletter noch über den Weg laufen, tröpfchenweise, Stück für Stück.

Darauf freue ich mich.

Auf bald!

Miriam

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