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Invasive Arten

Zwischen leben und leben lassen (manchmal leider auch nicht) spielt sich in diesem komplexen Themenbereich eine Menge ab. Ob dieser Beitrag deine Haltung zum Thema verändern wird? Lass dich überraschen.

Begriffserklärung

Zu Beginn stelle ich dir einige Fachbegriffe vor, die in diesem Post auftauchen oder mit der Thematik im Zusammenhang stehen. Scrolle bei Bedarf einfach wieder hier hoch, um nochmal nachzulesen, welcher Begriff welche Bedeutung hat.

Neophyt (Mehrzahl Neophyta): Das griechische neo steht für neu. Das griechische -phyt steht für Pflanze. Neophyten sind Pflanzenarten, die ab dem 15. Jahrhundert in fremde Ökosysteme gelangten. Ein bekannter invasiver Neophyt ist der Sommerflieder.

Neozoon (Mehrzahl Neozoen): Das griechische neo steht für neu, das griechische zoia für Geschöpf. Neozoen sind Tiere, die ab dem 15. Jahrhundert in fremde Ökosysteme gelangten. Ein bekannter Neozoon ist der Waschbär.

Neomycet (Mehrzahl Neomyceten): Das griechische Wort neo steht für neu, das griechische Wort mykes für Pilz. Neomyceten sind Pilze, die ab dem 15. Jahrhundert in fremde Ökosysteme gelangten.

Neobiota (Mehrzahl): Das griechische Wort neo steht für neu, das griechische Wort bios für Leben. Neobiota sind Lebewesen, die ab dem 15. Jahrhundert in fremde Ökosysteme gelangten. Dazu zählen Pflanzen, Tiere und Pilze.

Invasiv: Arten, die einen negative Effekte auf ansässige Ökosysteme haben, nennt man invasiv. Das lateinische Wort invadere bedeutet wörtlich übersetzt einmarschieren. Negative Effekte invasiver Neobiota:

  • hoher Konkurrenzdruck

  • Verbreitung von Schaderregern, gegen die heimischen Arten keine Abwehrmechanismen haben

  • Veränderung eines Ökosystems ober- und unterirdisch

    → Instabilität

Alle Neobiota haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind durch den Menschen mit direkter Absicht oder indirekt - fahrlässig oder unabsichtlich - in fremde Ökosysteme gelangt.

Nun gehts aber los! Ich stelle dir in diesem Post zwei Neophyten und ein Neozoon vor.

Der Japanische Staudenknöterich

Wissenschaftlicher Name: Fallopia japonica

Englisch: Japanese Knotweed

Japanknöterich Blüte

Es gibt viele Arten im Bereich der Knöterichgewächse. Der Einfachheit halber nenne ich den Japanischen Staudenknöterich hier lediglich Japanknöterich oder kurz Knöterich. Er blüht im August, Honigbienen besuchen gerne seine Blüten.

Anfang des 19. Jahrhunderts brachte Philipp Franz von Siebold (Arzt, Ethnologe und Botaniker) den in Ostasien beheimateten Staudenknöterich nach Europa. Während die Pflanze in Gärten gut ankam, ging der Plan, sie als Viehfutter zu verwenden leider nicht auf. Die Tiere mochten den Knöterich nicht. Was der Naturforscher Siebold nicht berücksichtigte: Der Japanische Staudenknöterich bildet unterirdisch sehr stark und dichtwüchsige Rhizome (Wurzeln, aus denen die Pflanze neu austreiben kann). Dadurch wächst zwischen den Stauden kein einziger Grashalm, geschweige denn ein Baumkeimling. Die heimische Flora wird durch das kräftige und schnelle Wachstum des Japanknöterichs verdrängt. Die Pflanze kann mehrere Meter hoch werden und durch die Wurzeln verbreitet sich der Knöterich schnell. Ein klitzekleines Stück Wurzelrhizom reicht aus, um eine neue Pflanze wachsen zu lassen.

Ein tägliches Höhenwachstum bis zu

30cm ist kein Problem

Das erinnert an Bambus, der je nach Art ähnlich schnell wächst. Der Japanknöterich und der Bambus haben noch weitere Gemeinsamkeiten:

  • Die Stängel sind innen hohl

  • Die Stängel sind unterteilt

  • Die Stängel sind vielfältig verwendbar

Der Knöterich treibt nach der Mahd schnell neu aus. Kleine Triebe (bis Untermarmlänge) kannst wie Spargel oder Rhabarber zubereitet essen! Die ersten Blätter sind rot gefärbt, was die Jungpflanze vor zu intensiver UV-Strahlung schützt.

Es gibt jedoch bei der Verwendung des Japanknöterichs etwas wichtiges zu beachten

Pflanzenteile müssen in die Restmülltonne! In der Bio-Tonne oder auf dem Komposthaufen ist er gar nicht gut aufgehoben, da er bereits aus kleinsten Pflanzenteilen neu austreibt. Auch mithilfe der “Knoten”, die die Stängel unterteilen, kann sich die Pflanze problemlos vermehren. Das ist auch der Grund, warum sie entlang von Fließgewässern zu finden ist. Ins Wasser gefallene Pflanzenteile sowie Samen schwimmen stromabwärts und wachsen irgendwo an. Einmal angewachsen, wirst du den Japanknöterich nie wieder los und dein Garten bzw. die Natur deiner Umgebung ist dahin…

Es ist unglaublich schwierig, den

Japanknöterich zu entfernen

In der Vergangenheit wurde mit hochproblematischen Herbiziden (Wirkstoff Glyphosat) versucht, ihm den Garaus zu machen. Vergebens. Die Nebenwirkungen der Herbizide führten dazu, dass heutzutage im öffentlichen Bereich kaum mehr mit Gift gearbeitet wird, um den Knöterich loszuwerden.

Japanknöterich-Laub

Hat diese Pflanze auch irgendeinen Vorteil? Natürlich in ihrem angestammten Ökosystem! Hierzulande betreibt sie immerhin sehr fleißig Sauerstoffproduktion, Luftreinigung und trägt zur Kühlung des Mikroklimas bei.

Desweiteren versucht man meistens mit dem häufigen Mähen, dem Japanknöterich die Power zu nehmen. Eine Pflanze ohne oberirdische Blätter kann keine Photosynthese betreiben und somit auch keine Energie (Stärke) in ihren Wurzeln (Rhizome) speichern. Leider ist auch das ein erfolgloses Unterfangen. Es sorgt minimal dafür, dass die angrenzende Flora und Fauna durch die Beschattung der riesigen Knöterich-Blätter nicht beeinträchtigt wird. Das ist zum Beispiel an mageren Standorten der Fall.

Ob sonnig oder schattig, ob karg oder nährstoffreich - der Japanknöterich

fühlt sich an fast allen Standorten wohl

Eine weitere Methode, um ihn loszuwerden ist die Abdeckung mit schwarzer, fester Folie. Die Folie wird vor dem Frühjahr angebracht und muss mindestens zwei Jahre lang liegen bleiben. Ohne Licht kann keinerlei Photosynthese stattfinden - die Hoffnung ist, dass alle Rhizome verhungern.

Kleine Parzellen, die der Japanknöterich besiedelt hat, lassen sich eventuell sorgfältigst ausheben.

Knöterich am Flussufer

Ende Herbst stirbt der Japanknöterich oberirdisch ab. Hier siehst du in noch in voller grüner Pracht - mit Samenständen - am Rand eines Flussufers. Zwischen seinen Stängeln wächst nicht der Hauch einer anderen Pflanze.

Fällt dir was auf? Der Japanknöterich wächst häufig da, wo Menschen einen Ort mit herangebrachter Erde zugeschüttet haben. Auf stillgelegten Halden, renaturierten Flussufern oder nach Beendigung von Straßenbauprojekten kommt der Knöterich häufig ans Tageslicht.

Wie der Japanknöterich genutzt werden kann

Die hohlen Stängel der Pflanze sind Stricknadel-dünn bis Weißwurst-dick. Ob frisch verarbeitet oder sorgfältig getrocknet, unserer Kreativität setzt sie keine Grenzen! Was man aus dem Knöterich zaubern kann:

  • Insektenhotels bauen

  • kleine Flöten basteln

  • große Flöten basteln

    → schau mal bei @neoflutes vorbei!

Einige kreative Köpfe haben bereits Parkett aus ihm hergestellt oder einen Energydrink gebraut. Auf Englisch heißt der Japanknöterich Japanese Knotweed, so findest du per Suchmaschine einige erstaunliche Ideen.

Ich bin gespannt, was dir einfällt! Erinnere dich, du kannst den Japanknöterich im Jungstadium einfach aufessen :-)

Meine Tipps zum erfolgreichen

Trocknen der Stängel

Die stabilen Stängel bekommst du mit diesen Tipps schimmelfrei trocken:

  • arbeite mir scharfem Schneidwerkzeug, um ein Einreißen der Stängel zu vermeiden

    → Gartenschere oder kleine, feine Handsäge

    → keine Angst vor Viechern, du wirst auf der Pflanze kaum welche finden! Das ist Teil des Problems bei Neophyten…

  • arbeite sorgfältig, um eine Ausbreitung zu vermeiden

    → gründlich aufräumen und Pflanzenreste in die Restmülltonne geben

  • ernte in einer Trockenperiode, dann befindet sich weniger Wasser in den Leitbahnen der Stängel

  • lege deine Ernte in die volle Sonne

  • achte auf eine stets niedrige Luftfeuchtigkeit

  • feuchte Luft muss während der Trocknung entweichen können

  • ein Dörrautomat hilft dir

  • ein Backofen hilft auch (etwa 50-80 Grad Umluft, mit Kochlöffel in der Tür zum Wasserdampf rauslassen)

Japanknöterich - Herz im Blatt

Viel Freude bei deinen kleinen

und großen DIY-Projekten!

Das Drüsige Springkraut

Wissenschaftlicher Name: Impatiens glandulifera

Englisch: Himalayan balsam

Weitere Bezeichnungen: Rotes Springkraut, Indisches Springkraut

Das Drüsige Springkraut beginnt je nach Frühsommerwetter im Juni-Juli zu blühen. Der nicht mehr gebräuchliche Spitzname “Bauernorchidee” bezeichnet deren Schönheit sehr treffend. Im folgenden Text bezeichne ich die Pflanze der Einfachheit halber lediglich Springkraut. Es gibt auch heimische Springkraut-Arten, die im Gegensatz zum Drüsigen Springkraut in hiesigen Ökosystemen - so wie jedes Lebewesen - ein wichtiges Puzzleteilchen darstellen.

Das Drüsige Springkraut wurde im 19. Jahrhundert mit Absicht aus seiner Heimat, dem Himalaya, nach Europa eingeführt. Als Zierpflanze bereicherte es Gärten in England und schon bald auch Gärten in weiteren europäischen Ländern. Da eine einzige Pflanze bis etwa 4000 Samen produziert, geschah die Ausbreitung rasch und mittlerweile hat sie sich fast auf der ganzen Welt etabliert. Das Springkraut wächst am liebsten auf feuchten, nährstoffreichen Böden in Sonne oder Halbschatten an Ufern von Flüssen und anderen Gewässern. Das Wachstum an Flussufern sorgt für eine stetiges Vorhandensein in großen Regionen, da die Samen stromabwärts transportiert werden.

Das Springkraut ist eine einjährige Pflanze. Das heißt, im Herbst stirbt sie komplett mitsamt ihren unterirdischen Teilen ab. Im Frühjahr, etwa im März, kommen erste Keimlinge zum Vorschein, die rasch in die Höhe wachsen. Zwischen den einzelnen Pflanzen wächst kaum etwas anderes, lediglich Brennnesseln sind imstande, sich gut unter die Bestände des Springkrauts zu mischen.

Das Springkraut ist einfach zu entfernen,

aber schwer zu eliminieren

Da die Pflanze auf feuchten, durchlässigen Böden wächst und an Wurzelwerk bloß das nötigste ausbildet, lässt sie sich sogar von Kindergartenkindern einfach ausreißen. Du kannst bereits Keimlinge entfernen. Bestenfalls geschieht die Entfernung der Pflanzen spätestens zu Beginn der Blütezeit. Wenig später kommen bereits reife Samen und Blüten gleichzeitig vor!

  • eine Pflanze produziert mindestens 1500 Samen

  • die Pflanze selbst ist einjährig,

  • jedoch ist ein Samen fünf Jahre lang keimfähig

Du siehst, es ist theoretisch möglich, das Springkraut großflächig zu entfernen, jedoch musst du einige Jahre dran bleiben, um es loszuwerden. Und es kann natürlich sein, dass weitere Samen von flussaufwärts wieder an die gleiche Stelle gelangen… Und dann geht der Spaß von vorne los.

Springkraut Blüten und Samen

Die Samen springen aus ihrer Hülle heraus und fliegen bis zu 7 Meter weit

Apropos Spaß: Lass mal was springen!

Probiere es einmal aus und teste, wie empfindlich die Samenkapseln reagieren. Ein Windhauch, sich dadurch berührende Pflanzen, ein vorbeihuschendes Tier, ein Regentropfen… Wie viel braucht es, um das Springkraut zum Springen zu bringen?

Noch mehr Freuden

  • Fange die Samen auf und nasche einmal. Sie schmecken unaufgeregt und leicht nussig.

  • Du kannst die Samen auch rösten, dörren oder mitkochen

  • Aus den Blüten kannst du zartrosa-farbenen Gelee herstellen

  • Bienen und Hummeln freuen sich über eine 1a Nektar- und Pollenquelle

  • Weidetiere können mit Springkraut gefüttert werden

  • Springkraut ausreißen macht Spaß

  • zu beobachten, was statt dem Springkraut wächst, ist spannend

Die Samen des Springkrauts

Die braunen Dinger sind Samen des Springkrauts

Vorsicht…

Die anderen Pflanzenteile, also das Grünzeug, tun nicht viel für unsere Gesundheit. Uns Menschen kann davon schlecht werden, im besten Fall wirkt das Springkraut in leichter Dosierung harntreibend.

Und jetzt? Bekämpfen oder lieb gewinnen?

Das darfst du selbst entscheiden. Als Imker*in bist du dem Drüsigen Springkraut vermutlich wohlgesonnen. Als Viehalter*in vermutlich auch, wenn sich die Pflanzen in der Umgebung deiner Tiere befinden. Als Wildpflanzen-Fan wirst du womöglich das Springkraut kreativ in der Küche zu nutzen wissen oder unterwegs ein paar Samen naschen. Als Pädagog*in weißt du, dass Kinder bei Ausreiß-Aktionen erfahrungsgemäß viel Spaß haben und wirst dieses Erlebnis (evtl. mit Hilfe anderer Pädagog*innen) sinnvoll in deinen Lehrplan integrieren können.

Als Naturschützer*in bist du vermutlich ähnlich zwiegespalten wie ich

  • reiße ich es mühsam mehrmals im Jahr aus und das über mehrere Jahre hinweg?

  • zusammen mit Kindern ist das erfahrungsgemäß eine spaßige Aktion

  • wird die Wiederansiedlung der heimischen Pflanzen (von alleine) gelingen?

  • freue ich mich über das üppige Grün, welches Sauerstoff produziert, Schadstoffe filtert und Wasser speichert (Mikroklima!)

  • freue ich mich für die Hummeln, die durch das Springkraut eine üppige Nahrungsquelle vorfinden?

    Vielleicht schlagen auch mehrere Herzen in deiner Brust und viele Aspekte spielen für dich eine Rolle in Bezug auf das Drüsige Springkraut. Ich wünsche dir auf jeden Fall den spaßigen Teil, wenn du der interessanten Pflanze begegnest!

Springkraut

Das Drüsige Springkraut wächst gerne in feuchten Arealen

Der Waschbär

Hinweis: Alle erwähnten Institutionen, die Quellen genannter Zahlen und Fakten findest du gaaanz unten!

Wissenschaftlicher Name: Procyon Iotor

Englisch: Racoon

Waschbären nutzen in der Natur Baumhöhlen und verlassene Fuchs- oder Dachsbauten. Sie finden ihre Nahrung auch im Wasser: Fische und Wirbellose stehen auf ihrer langen Speisekarte. Es sieht so aus, als würde der Waschbär seine Nahrung waschen. Das Benetzen der Nahrung mit Wasser sorgt für eine verbesserte taktile Wahrnehmung.

Er ist etwas größer als eine Hauskatze. Seine Pfotenabdrücke erinnern an kleine Menschenhände und -Füße. Er hat plüschiges grau-weißes Fell, spitze Zähnchen, schwarze Kulleraugen, eine schwarze Augenbinde und ist meistens allein und im Dunkeln unterwegs: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der aus Nordamerika stammdende Kleinbär hierzulande ausgesetzt. Zwei Waschbär-Pärchen sollten sich vermehren, um Jägern Freude zu bereiten… Beides passierte auch. In hohem Maße. Dazu gesellten sich viele Tiere, die aus Pelzfarmen ausgebüxt sind. Mittlerweile leben 1,3 Millionen Waschbären als Kulturfolger in allen 16 Bundesländern.

Ein Allesfresser zu sein macht einem

Wildtier das Leben leichter

Waschbären fressen zu je einem Drittel wirbellose Lebewesen, Pflanzen und Tiere. Mit einem dichten Pelz ist er für kalte und nasse Wetterlagen gut gerüstet. Natürlicherweise bevorzugt der Waschbär Baumhöhlen, verlassene Fuchs- oder Dachsbauten. Gebäude in unseren Siedlungen eignen sich aber auch hervorragend zum Schlafen und zum Nachwuchs großziehen. In Mülltonnen und auf Kompostaufen findet der Waschbär immer etwas zu futtern, was ihm schmeckt. Ob das gesund für ihn ist, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.

Waschbären

Waschbären halten sich dort auf, wo sie schnell in der Höhe Schutz finden: An Waldrändern und dort, wo Gärten und Häuser sind.

Was ist das Problem am Waschbär, die sind doch süß!

Wir könnten nun Bewohner*innen der Stadt Kassel befragen. Dort leben europaweit die meisten Waschbären mit 50-150 Tieren pro km² (wikipedia.de (Abre numa nova janela)). Waschbären können große Sachschäden an und in Häusern verursachen, Obstbäume leer fressen oder einfach Mülltonnen ausräumen. Das ist lästig, ärgerlich und je nachdem auch teuer.

Kontrovers diskutiert wird der negative Einfluss auf die Artenvielfalt. Waschbären fressen prinzipiell alles. Seltene Vogelarten, Amphibien und Reptilien sind potentiell gefährdet, wenn sich Waschbären im selben Gebiet aufhalten. Dahingegen steht, dass beispielsweise Bodenbrüter im Offenland eher vom Waschbär verschont werden. Die Kleinbären halten sich lieber dort auf, wo Häuser und Bäume zum Emporklettern stehen. Studien zum Thema Waschbär sind diskutabel und werden in Frage gestellt.

Meinungen gehen auseinander

Fest steht: Der opportunistische Waschbär frisst das, was er am leichtesten zu fassen bekommt. Ist Obst reif, nimmt er das. Lebt er in Gewässernähe, wird er dort nach Nahrung suchen. Ist gerade Amphibienwanderung, wird er viele Kröten und Frösche fressen. Das ist für lokale Populationen vor allem von gefährdeten Tierarten natürlich ein Problem! Die Anwesenheit von Waschbären an Brutkolonien sorgt beispielsweise für eine Aufgabe der Gelege. Das Projekt “Zowiac”, welches von unterschiedlichsten Institutionen unterstützt wird, untersucht den Einfluss invasiver Säugetierarten. Daraus sollen sinnvolle Maßnahmen abgeleitet werden, um die heimischen Ökosysteme vor vermeidbaren Belastungen zu bewahren.

Andere Fachleute kommen zu dem Schluss, dass sich der Waschbär mittlerweile so sehr in der hiesigen Flora & Fauna etabliert hat, dass man ihn einfach lassen sollte. Eine Studie in einem Nationalpark ergab, dass die dortigen Waschbären keine negativen Auswirkungen verursachen. Um gefährdete Arten vor Waschbären zu schützen, sollten generell mehr Areale naturnah gestaltet werden, schlussfolgert der Nabu. Intakte Ökossysteme halten den Waschbären aus, sagen einige Waschbärexpert*innen.

Seit 2016 ist der Waschbär als

invasive Art eingestuft

Das hat zur Folge, dass man sie nicht wieder in ihren ursprünglichen Lebensraum nach Nordamerika zurückführen darf. Nach einer tierärztlichen Behandlung dürfen Waschbären nicht wieder in die Freiheit entlassen werden. Das macht es notwendig, Menschen mit Haltungsgenehmigung und Sachkundenachweis zu finden, die betroffene Tiere bis an ihr Lebensende halten können. In Gefangenschaft erreichen Waschbären ein Alter von etwa 10 Jahren oder etwas mehr. In der Freiheit/Natur werden sie häufig nur 2-3 Jahre alt. Viele Tiere fallen dem Straßenverkehr zum Opfer. Übrig bleiben viele verwaiste Jungtiere, denen nur wenige Menschen helfen wollen. Hunderttausende fallen der Jägerschaft zum Opfer. Dabei bringen Abschüsse nachweislich nichts. Die Tiere merken, wenn ihre Population dezimiert wird und paaren sich dann schon ab der Geschlechtsreife und/oder zweimal im Jahr statt einmal.

Der Waschbär unterliegt in den meisten Bundesländern Deutschlands dem Jagdrecht. In Sachsen darf den Tieren sogar ohne Jagdschein und ohne Einholung einer Erlaubnis auf privatem Grund nachgestellt (gejagt) werden. Man darf sie sich angeeignen (behalten) und muss sie nicht etwa dem Jäger/Förster bringen.

Das halte ich persönlich für problematisch, da dabei nicht sichergestellt wrden kann, dass die Menschen sich mit alternativen Lösungen beschäftigt haben. Außerdem kann nicht bzw. noch weniger gewährleistet werden, dass die betroffenen Tiere nicht unnötig leiden, während sie ihr Leben lassen (Tierschutzgesetz!). Den Einsatz von Totfanggeräten halte ich für zu risikoreich. Diese müssen zwar 1x täglich kontrolliert werden, aber im Fall des Falles, dass ein Tier nicht sofort verendet, muss es schlimmstenfalls stundenlang leiden.

Waschbär

Waschbären sind unglaublich geschickte Kletterer mit einem sehr gut ausgeprägten Geruchsinn.

Was kann ich tun, wenn mich

die Waschbären nerven?

  • sorge dafür, dass Äste nicht ans Hausdach heranreichen und lasse sie fachgerecht (!) und außerhalb der Brutsaison einkürzen

  • bringe glatte, stabile Bleche an den Stellen an, an denen die Waschbären an deinem Gebäude hinaufklettern

    → Waschbären erklimmen mit Leichtigkeit glatte Fallrohre und raue Hauswände

  • verschließe Lücken

  • bringe ein Gitter auf dem Schornstein an

  • schließe die Katzenklappe zum Beispiel per Zeitschaltuhr

  • lasse kein Tierfutter über Nacht draußen stehen bzw. versuche Tiere möglichst gezielt zu füttern (ich weiß, das ist schwierig, die Waschbären kommen ja überall dran…)

  • sorge dafür, dass Mülltonnen stets gut verschlossen sind

  • achte darauf, dass auf deinem Komposthaufen keine attraktiven Essensreste liegen

  • hänge mit Hundehaaren gefüllte Beutelchen auf, das soll die Bären vergrämen

  • füttere sie niemals

  • locke sie nicht an

  • kontaktiere eine Beratungsstelle

Fed animals are dead animals

sagt Robert Marc Lehmann

Diese Maßnahmen helfen auch dabei, die Waschbären als Individuen zu schützen. Wildtiere sollten Wildtiere bleiben und es ist unsere Verantwortung: sinn- und respektvoll mit ihnen umzugehen. Auch, wenn sie Kulturfolger sind. Auch, wenn es viele sind. Auch, wenn sie nervig sind. Auch, wenn sie supersüß oder einfach cool sind.

Wichtig zu wissen

Waschbären leiden hierzulande glücklicherweise weniger an Tollwut als in Nordamerika. Dennoch können sie das tödliche Staupe-Virus an Haustiere übertragen. Schütze dein Haustier mit einer Impfung. Dort, wo Waschbären leben, gehen sie auch auf Toilette. Beziehungsweise nicht.

Gehaust wird hauptsächlich unter Dächern, auf Dachböden oder in Kaminen.

Viele Waschbären leiden unter dem Waschbärspulwurm. Vermeide eine Ansteckung, indem du dem Tierkot fernbleibst und dich bei staubigen (Reinigungs)-Arbeiten schützt. Als Mensch sind wir Fehlwirte für den Waschbärspulwurm, daher ist eine Erkrankung für uns immerhin selten. Entwurme deine Haustiere regelmäßig.

Müssen wir was gegen den Waschbären tun?

Je nachdem wen du fragst, wirst du unterschiedliche Antworten erhalten. Ich sage ja. In meiner Wunschvorstellung kastriere ich in einer landesweiten Groß-Aktion die Männchen, die ich mit Lebendfallen einfange. Die Gelder dazu stammen vom Bund. Empfindliche Lebensräume sowie gefährdete Tierarten schütze ich vor Waschbären, indem ich Methoden zur Vergrämung finde, die den Waschbären nicht schaden. Mir ist es wichtig, dass die Tiere respektvoll behandelt werden und ihren Status als Wildtier beibehalten. Ich interagiere nur mit den Tieren, wenn es absolut notwendig ist…

Waschbär gähnt

Wer hilft mir bei Waschbär-Fragen?

Der Berliner Verein “Hauptsache Waschbär” steht für den Kleinbär ohne Lobby ein. Viele Expert*innen plädieren dafür, die Tiere in großen Zahlen zu töten. Dem entgegen stehen Moral und Ethik: Der Respekt vor jedem individuellen Lebewesen, das eine Sozialstruktur hat, Jungtiere versorgt und schlichtweg leben will. Um die Konflikte zwischen Mensch und wichtigen Naturschutzmaßnahmen zu lösen, setzt sich der Verein für ein respektvolles Miteinander ein, fordert und unterstützt die weitere Erforschung des Verhaltens der Tiere. Desweiteren beraten sie Menschen, die Fragen oder Probleme mit dem Waschbär haben, leisten wertvolle Bildungsarbeit und helfen kranken, verwaisten oder verletzten Tieren.

Puh, mir raucht der Kopf, dir auch? Es sind ganz schön viele und auch gegensätzliche Informationen, die da verdaut werden müssen, wenn man sich einmal mit invasiven Arten beschäftigt. Ich hoffe, mein Beiträg bringt am Ende mehr Klarheit. Zumindest in der Erkenntnis, dass nicht alles immer schwarz und weiß ist. Und dass wir Menschen noch viel lernen dürfen. Und vieles zu schützen haben, allen voran intakte Lebensräume für uns selbst und für alle felligen, schuppigen, schleimigen, gepanzerten, befiederten, pilzigen und pflanzigen… ja, für alle Bewohner des Planeten.

Viel Freude in der Natur wünscht dir

Sabrina

Wasser, Wald & Wiese (Abre numa nova janela)

Wissensquellen:

Dr. Ulf Hohmann, Wildbiologe und Waschbär-Experte im Beitrag für die Tierschutzorganisation Peta

https://www.peta.de/aktiv/jagd-waschbaeren/ (Abre numa nova janela)

Frank-Uwe Michler, Zoologe auf Wikipedia

https://de.wikipedia.org/wiki/Waschb%C3%A4r (Abre numa nova janela)

Nabu

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/sonstige-saeugetiere/18751.html (Abre numa nova janela)

National Geographic

https://www.nationalgeographic.de/tiere/2024/01/waschbaeren-in-deutschland-was-die-invasiven-raubtiere-so-gefaehrlich-macht (Abre numa nova janela)

Hauptsache Waschbär

https://hauptsache-waschbaer.de/ (Abre numa nova janela)
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