Ich glaube es selbst nicht, doch es ist wahr…
Ich habe nach Wochen den PC wieder angemacht. Mein Herz tanzt Tango & meine Gefühle fahren Achterbahn. Und wie, wenn nicht schreibend, kann ich das alles am besten verarbeiten. Babygirl ist heute gnädig mit mir und ist ganz zufrieden. Und während sie schläft, nutze ich diese Zeit doch gerne schreibend. Schlafen hat nicht funktioniert ;-) Und wie wertvoll 2 Stunden „freie Zeit“ auf einmal sind…
Knapp 4 Wochen ist meine E-Mail an meine Mitglieder her, in der ich eine Pause von Steady ankündigte. Das „Projekt“ wurde stillgelegt. Das Hauptproblem war, dass ich Angst hatte, der Anforderung, hier regelmäßig mit Baby zu schreiben, nicht gerecht werde zu können. Gleichzeitig wollte ich nicht, dass Mitgliedschaften laufen, ohne dass ich hier etwas schreibe. Wie die berühmte Instagram „Kaffeekasse“ wollte ich es nicht laufen lassen. Einfach Geld bezahlen und nichts dafür bekommen. Wie eine Spende. Ich will aber keine „Almosen“. Wenn, dann möchte ich für meine Arbeit bezahlt werden.
Ein bisschen habe ich mir in den Hintern gebissen, als ich die E-Mail an den Steady Support rausgeschickt habe, sie mögen mein Projekt bitte „stilllegen“. So viel Arbeit steckt hier drin. Doch noch viel mehr Vision…
Schreibend kann ich das Leben besser betrachten. Begreifen. Reflektieren. Schreiben ist Therapie und Erkenntnis gleichzeitig. Rückblickend weiß man es immer besser. Ich möchte nicht, dass Erinnerungen mit der Zeit verblassen, also schreibe ich sie auf. Erinnerungen an Details, die so schnell weg sind, aber irgendwann vielleicht einen immensen Wert haben.
„Mama, wie war meine Geburt?“ fragte der Sohnemann, nachdem ich ihm ein bisschen von der Geburt seiner Regenbogenschwester erzählt habe. Fragen, deren Beantwortung Erinnerungen braucht. Erinnerungen, die nach 8 Jahren gerne verblassen…
Erinnerungen, die im Alltag oft kein Gewicht haben, aber irgendwann vielleicht so schwer wiegen. Am Ende schreibe ich für sie, meine Kinder. Damit sie all das, was wir gerade erleben, später selbst greifen können. Entscheidungen und Lebenswege, die wir gegangen sind, besser nachvollziehen können und so vielleicht das ein oder andere besser verstehen.
Unser Septembermädchen hat viele neue Gefühle mitgebracht, von denen ich nicht wusste, dass es sie gibt. Doch ein Regenbogenbaby ist anders, als einfach ein Kind zu bekommen. Die unendliche Freude, Dankbarkeit und Liebe für dieses Wunder vermischt sich mit schlechtem Gewissen dem gestorbenen Kind gegenüber. Eine neue Traurigkeit, Vergleiche die nicht sein dürften, aber auch in gewisser Weise Heilung. Heilung, welche nicht ihre Aufgabe ist, oder vielleicht doch, ich weiß es nicht. Aber sie lieben zu dürfen und sie bei uns zu haben verändert die Trauer.
Eins weiß ich nun gewiss, auch schon nach 3 Wochen, die sie da ist… Die Trauer um das gestorbene Kind geht nicht weg. Ja, sie ändert sich. Aber sie geht nicht weg. Und das ist schön. Denn niemand muss irgendeinen Platz räumen. Niemand ist Ersatz für jemand anderes. Alle meine Kinder leben gleichermaßen in meinem Herzen. Unser Septembermädchen ist da, weil es immer so sein sollte. Aber auch ihre Schwestern im Himmel waren da, weil es so sein sollte. Daher verschwindet mit ihrer Geburt die Liebe zu ihnen nicht einfach. Aber sie wird erträglicher in gewisser Weise. Doch wie geht es Eltern, die keinen Regenbogen mehr bekommen? Kein buntes Licht in das graue Trauermeer? Das möchte ich versuchen zu beantworten…
Und weil die Trauer eben nie so ganz weg geht, weiß ich, dass das weiterhin beruflich mein Weg sein wird. Ich habe die Babybubble genutzt und ganz für mich alleine in Stille überlegt und versucht reinzufühlen. Und ich fühle, dass das mein Weg ist. Das war er immer. Da sind so viele Trauernde (Eltern), die Hilfe brauchen. Und ich kann meinen Teil dazu beitragen, für sie da zu sein. Schreibend, als Blogautorin, als Schreibende ihrer Lebensreden und Geschichten oder als Trauerbegleiterin.
So here we go: I´m back.
Wenn du magst, sei gerne (wieder) bei Steady mit dabei, ich freue mich auf Dich!
Deine Tatjana