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Mit der Rotbuche in den Herbst und Winter

Wie sich Deutschlands häufigster Laubbaum auf die kalte Jahreszeit vorbereitet.

Einst besiedelte sie 80% der deutschen Urwälder, heute wächst die Rotbuche (Fagus sylvatica), auf einer Fläche von 1,6 Millionen Hektar (Abre numa nova janela), was ungefähr 15% der gesamten deutschen Waldfläche entspricht. Doch auch der „Mutter des Waldes“, wie die Buche wegen ihrer Wuchskraft genannt wird, macht das trockene, heiße Klima der vergangenen Sommer zu schaffen. Der Baum kann zwar auf fast allen Bodentypen wachsen, aber die Wasserverhältnisse müssen stimmen.

Ein Gang durch die kalte Jahreszeit mit Deutschlands häufigstem und schönstem Laubbaum, der bis zu 45 Meter hoch und bis 400 Jahre alt werden.

HERBST

Je nach Standort leuchten sie jetzt gelb oder rot-orange, bei einigen Rotbuchen wird die Blätterpracht schon bald komplett am Boden liegen. Wenn die Nächte länger und kühler werden, bereitet sich der Baum auf die winterliche Ruhepause vor. Anders als im Sommer, wenn die Blätter wegen Hitze und Dürre verloren gehen, startet der Baum im Herbst ein Recyclingprogramm. (Abre numa nova janela) Bevor die Blätter fallen, werden darin enthaltene wichtige Nährstoffe (etwa Stickstoff und Magnesium) „gerettet“ und in das Speichergewebe des Baumes, in Stamm und Wurzel abtransportiert.

Winzige molekulare Scheren in den Blättern zerlegen nach und nach den Sonnenfängerfarbstoff Chlorophyll. Die Energie für die Demontage des Photosynthese-Apparates liefert zuerst noch die Photosynthese selbst. Wenn die Umwandlung von Licht und CO2 in Zucker und Sauerstoff im Blatt zum Erliegen kommt, verheizen die kleinen Kraftwerke in den Blattzellen, die Mitochondrien, die Kohlenhydrate des Blattes für die Energiegewinnung. Das Grün verabschiedet sich bis zum nächsten Frühling.  Gelb-orange Farbstoffe, die Carotinoide, haben nun ihren Auftritt, beleuchten die dunklen Herbsttage mit einem besonderen Schein.

Bäume in einem Wald mit herbstlich verfärbten Blättern, auf die die Sonne scheint. (Abre numa nova janela)
Buchenwald im Herbst. (Foto: Hans Braxmeier auf Pixabay)

Ist der Startschuss für den Blattabwurf Anfang bis Mitte Oktober erst einmal gefallen, geht alles seinen Gang, auch wenn die folgenden Tage überdurchschnittlich sonnig und warm sein sollten. Pflanzenhormone wie die Abscisinsäure sorgen dafür, dass sich Cellulasen und Pektinasen im so genannten Trennungsgewebe am Blattstiel ansammeln. Diese Enzyme bauen nach und nach Zellwände oder auch komplette Zellen ab. Das Blatt kann schließlich fallen, ohne bleibendes Pflanzengewebe zu verletzen.

Bevor die Blätter fallen, hat sich die Buche von ihren Früchten getrennt. Der Baum blüht und fruchtet erst in fortgeschrittenem Alter. Laut Peter Wohlleben („Das geheime Leben der Bäum“ (Abre numa nova janela)) tritt die Geschlechtsreife bei den Rotbuchen erst ab einem Alter von 80 bis 150 Jahren ein. Doch auch dann blüht der Baum nicht in jedem Jahr. Blüte und Frucht entstehen vielmehr in Abständen von bis zu sechs Jahren.

In einem „Mastjahr“ liegen dann schon einmal über 30.000 Bucheckern unter einem Baum. Nicht jede davon enthält die zwei, dreikantigen, rotbraunen Samen. Manche der am Boden liegenden stacheligen Fruchtbecher sind leer. Dennoch kommen bei der professionellen Bucheckernernte in guten Jahren 15 Kilogramm Saatgut pro Baum zusammen. Keine Wunder, dass der Baum bei soviel Investition in den Nachwuchs in diesen Jahren weniger und kleinere Blätter hervorbringt.

Bei einer maximalen Lebenserwartung von 400 Jahren, so rechnet Peter Wohlleben vor, könne ein Baum also höchstens 60 mal Bucheckern produzieren und damit rein theoretisch 1,8 Millionen-fach Buchennachwuchs in die Welt setzen. Aber es gibt große Verluste:

Eichelhäher, Eichhörnchen und Gelbhalsmäuse machen sich schon über die ölhaltigen Samen her, wenn die Bucheckern noch am Baum hängen. Zusammen mit Reh, Rothirsch und Wildschwein, die die heruntergefallenen Früchte fressen, verschwinden schon einmal bis zu zwei Drittel der Bucheckern in den tierischen Mägen. Für den Menschen sind die energiehaltigen kleinen Nüsse leicht giftig. Sie enthalten chemische Abkömmlinge der Blausäure und die Substanz „Fagin“, die schon in kleinen Mengen Magen-Darmbeschwerden auslösen können. Essbar werden die Früchte (Abre numa nova janela)durch Erhitzen, Braten oder Rösten.

Der Klimawandel scheint die Buchen zu häufigerem Blühen und Fruchten anzutreiben. In der letzten Zeit, so sind die Mastjahre in immer kürzeren Abständen (Abre numa nova janela) aufgetreten.

WINTER

Von den rund 3,04 Billionen Bäume weltweit (Abre numa nova janela), gleicht keiner dem anderen. Jedes Exemplar ist einzigartig. Die Gestalt jedes Baumes ist das Resultat aus genetischem Bauplan, Nährstoff- und Wasserversorgung, Lichteinfall und einer Fülle anderer Faktoren. Besonders im Winter lässt sich die individuelle Schönheit von Laubbäumen erkennen. Die Blätter liegen als wärmendes Kissen auf dem Boden und schützen die Wurzeln. Stamm und Äste treten deutlich zu Tage.

Betagte Rotbuchen sind im Winter eine Pracht. Stark und würdevoll stehen die glatten silbergrauen Stämme da und strecken die Äste in den kalten Winterhimmel. Der Wasser- und Nährstofftransfer durch das Gefäßsystem im Stamm ist eingeschlafen. Nicht alles am Baum ruht den ganzen Winter über. Wenn Temperatur und Feuchtigkeit es zulassen, kann beispielsweise das feine Wurzelwerk, das die Bäume mit Nährstoffen versorgt, auch in dieser Jahreszeit (Abre numa nova janela) wachsen.

Glatter Buchenstamm von unten fotografiert, Schnee und Eis liegt auf den Ästen. (Abre numa nova janela)
Buchenstamm im eisigen Winter. (Foto: adege auf Pixabay)

Die Borke mit eingeschlossenen Luftpolstern isoliert die inneren Gewebe des Baumes, die auch im Winter (wenig) Wasser enthalten. Insgesamt hat der Baum als Vorbereitung auf die unwirtliche Jahreszeit seinen Wassergehalt verringert, Zucker und Eiweiße als Frostschutzmittel eingelagert. Sollte eines der hundert bis zehntausend kleinen, röhrenförmigen Transportgefäße doch einmal einfrieren, geht es davon nicht unbedingt gleich kaputt. Das Holz ist in gewissem Umfang dehnbar. Sollte es dennoch einmal platzen, schadet auch das dem Baum meist nicht so sehr. Es gibt ja noch viele andere feine Röhren, durch die Wasser und Nährstoffe im nächsten Frühling wieder fließen können.

Viele, viele Wochen zuvor hat der Baum Blatt- und Blütenanlagen für das nächste Jahr gebildet. Diese Knospen sind den zum Teil harschen Winterbedingungen scheinbar relativ schutzlos ausgesetzt. Sie enthalten jedoch eine hohe Konzentration an gespeicherten Zuckern. Diese senken zum einen den Gefrierpunkt des Wasser auf unter Null Grad Celsius. Zum anderen sorgen sie für optimale Startvoraussetzungen, wenn im nächsten Jahr das Wachstum beginnt.

Die Knospen brauchen sogar eine gewisse Zeitspanne mit kalten Temperaturen, um wieder auszuschlagen. Temperaturen über 10 Grad Celsius sind dafür nicht geeignet. Im Gegenteil. Ist es im Winter dauerhaft zu warm, sinkt der Baum nur noch tiefer in die Winterruhe, wenn er die erforderliche Kälteperiode zuvor noch nicht durchlebt hat.

Autorin: Dr. Ulrike Gebhardt (Der Text ist in leicht abgewandelter Form bereits bei RiffReporter (Abre numa nova janela) erschienen.)

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Tópico Natur + Rhythmus

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