Ein Orchester übertönen: Die Stimme ist das Musikinstrument des Jahres 2025
Die Stimme, obwohl ein „kanalisiertes Abfallprodukt des Körpers“, ist das älteste und für manche auch das schönste Musikinstrument: ein Text über Schreikinder, Obertöne und Stimmlippenpflege.
Kaum etwas ist so charakteristisch für einen Menschen wie seine Stimme. Sie ist zudem ein Seismograph der Befindlichkeit. Je nach Gemütslage und körperlicher Verfassung ändert sich die Stimme in feinen Nuancen. Unser Wortschatz kann die Fülle der Varianz nur annähernd wiedergeben: Stimmen sind auffallend hoch, angenehm tief, schrill, sanft, wohlklingend, knarzend, hell, heiser, gebrochen, näselnd, atemlos, brüchig, vertraut, säuselnd, aggressiv, rechthaberisch, leise, rau und vieles mehr.
Was die Stimme auch ist: Sie ist ein Musikinstrument. Für manche sogar das Schönste, das der Menschheit zur Verfügung steht. „Sie kann klingen wie jedes andere Instrument“, sagt Michael Fuchs, Stimmspezialist vom Universitätsklinikum Leipzig, in einem Interview mit dem Deutschlandfunk (Abre numa nova janela). Zudem sei sie das älteste und insofern ein besonderes Instrument, weil es ihr möglich ist, auch Text zu vermitteln.
Der Landesmusikrat Schleswig-Holstein ernennt jedes Jahr das „Instrument des Jahres“ (Abre numa nova janela). Letztes Jahr war es die Tuba und 2025 ist die Stimme das Musikinstrument des Jahres. Was man nicht erwarten würde: Eine ausgebildete Stimme kann über ein Orchester hinweg hörbar sein, also auch über eine Tuba. Das liegt nicht unbedingt an der Lautstärke, sondern am sogenannten Obertonspektrum, das eine solche Stimme durch besondere Einstellung des Kehlkopfes und Rachens erzielen kann. Obertöne schwingen oberhalb der Grundfrequenz eines Tones mit, alles zusammen macht den Klang eines Tones aus.
Der erste Schrei im Kammerton a
Als mein Sohn das Licht der Welt erblickte, tat er, was die meisten Neugeborenen tun: Er schrie! Ich selbst, noch halb in Narkose, hörte nichts davon. Wohl aber der Vater des Kindes. Sein erster Gedanke: „Oh je, ein Schreikind!“
Dabei signalisiert der erste Schrei, übrigens etwa in Höhe des Kammertons a, etwas Wunderbares, nämlich robuste Atemfunktionen.
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