Das Millerntor hat sein YNWA verlernt đ
Fortuna DĂŒsseldorf x FC St. Pauli (1:2 und 6:5)
Moin Moin St. Pauli.
Da war sie nu, die erste Niederlage der Saison. Und sofort gibt es Schuldzuweisungem, wo eben noch ĂŒberschwĂ€nglich frohlockt wurde.
Den Blog und Podcast zur Pokalnacht gibt's hier: klick (oder nachfolgend zum Lesen)
(NatĂŒrlich auch ĂŒberall woanders, wo es gute Podcasts gibt, bspw Spotify oder Apple Itunes: einfach nach St. Pauli POP suchen)
âDFB Pookaaaal, ist uns schietegaaaaalâ singen wir wieder lauthals seit gestern Abend â wenn wir ehrlich sind, dieser Chant stimmte noch nie so ganz. Anders kann ich mir die museumsreife Erinnerung an die legendĂ€re B-Serie nicht erklĂ€ren, als damit, dass dieser Song unserer auch legendĂ€ren Erfolgslosigkeit im DFB-Pokal geschuldet ist. Eine Art kulturell-emotionale Sicherung gegen das Verlieren.
âWir wĂ€ren doch sehr gerne nach Berlin gefahrenâ, sagt M. nachdem spĂ€t am Dienstagabend alles vorbei ist. Ja, ich auch. Marcus hatte nach dem letzten Podcast ja schon Hotelzimmer in Berlin reserviert, die er jetzt stornieren muss, denn er hat keine Freunde in DĂŒsseldorf. Ăberhaupt hat DĂŒsseldorf doch kaum Freunde, oder?
Röslers Erben â DĂŒsseldorf mit Arschloch-DNA
Es gibt fĂŒr viele Mannschaften im FuĂball sowas wie eine DNA, eine Art und Weise, die sich ĂŒber Spieler- und FunktionĂ€rsgenerationen hinweg vererbt. Bayern MĂŒnchens Dusel und âMia san miaâ wĂ€re so ein fuĂballkulturelles Gen. Oder dass alle DarmstĂ€dter Mannschaften die BlutgrĂ€tsche perfektionieren und wie eine Art âdeutsche Urusâ alles wegruppen, was nicht schnell genug weglaufen kann. DĂŒsseldorf ist schon immer eine unangenehme Mannschaft gewesen, mit ausgesprochenem Arschlochpotential. Rösler war einst der Inbegriff dieser unfairen Attitude und die aktuelle Mannschaft, inklusive Trainerstab eifern ihrer Bestimmung fröhlich nach. Baumlange Innenverteidiger wĂ€lzen sich ohne sichtbaren Grund auf dem winternassen Rasen, gestikulieren und provozieren vor der Gegengerade und der SĂŒd; der Torwarttrainer versorgt Kastenmeier mit Infos beim ElfmeterschieĂen â bis er vom Schiedsrichter weggejagt wird. Aber HĂŒrzibaby die rote Karte zeigen.
âDĂŒsseldorf hat fĂŒr das Spiel nun wirklich nicht viel getanâ, sagt M. beim Abpfiff der regulĂ€ren 90 Minuten und bestĂ€tigt meinen Eindruck. Die DĂŒsseldorfer machen nix und fahren gut damit. Zwei Fehler der Boys in Brown fĂŒhren zu zwei Gegentoren.
YNWA hÀtten sich die Boys in Brown verdient gehabt
Ich kann mich gut an das stadionweite âYouâll Never Walk Aloneâ nach Niederlagen erinnern, das ganze Stadion voller Schals. Ein mĂ€chtiges Werkzeug zur Niederlagenverarbeitung, die auch greislichste Gegner beeindruckte. Dieses YNWA scheint der erfolgsverwöhnte FC St. Pauli und seine Kurven verlernt zu haben. Schade. Ich habe es trotzdem gesungen; alleine in der Nord. Wie ich spĂ€ter erfuhr, hat S. das auf der Gegengeraden auch gemacht â auch allein. YNWA aus besseren Zeiten; als das Verlieren noch eine KulturfĂ€higkeit auf St. Pauli war.
âVerzockt, vercoacht, verbohrt, versagtâ ist HĂŒrzeler an allem schuld?
Ich muss das jetzt mal so sagen â auch wennâs mĂŒĂig ist: mit Vasilj wĂ€re das nicht passiert. Schreibt Punksauli auf StPauli.social (Abre numa nova janela)
Nicht nur der Kicker findet in Fabian HĂŒrzeler den Schuldigen an der Pokalniederlage. Marcus schrieb im Podcast-Chat vor dem Spiel, dass die Nichtaufstellung von Manolis Saliakas und Saad der erste Coachingfehler ist. In einem Viertelfinale stellt man die Nummer eins auf, schrieb nach dem Spiel ein anderer.
Ich gehe da nicht mit; das ist mir zu einfach. Auch dass im Verein gerade die Seele hochkocht, weil HĂŒrzibaby es wagt ein wenig zu pokern, gefĂ€llt mir nicht. Was hĂ€ttet ihr denn gesagt, wenn Stani damals mit seiner Entscheidung fĂŒr âwie hieĂ er man noch?â verloren hĂ€tte im klammen Februar 2010?
Spiele verliert immer die ganze Mannschaft: Macht Hartel das 100% Ding wĂ€rs egal. Gewinnt einer der Boys einen oder zwei ZweikĂ€mpfe mehr, wĂ€rs egal. An Burchert manifestiert es sich nur, verloren haben wir alle schön zusammen. Toby ergĂ€nzt in unserem Thread: âDafĂŒr waren es zu viele Komponenten, die gestern schief gegangen sind. Ja, Burchert verursacht zwei Gegentreffer. Hartel macht den 100% nicht. Ameniydo und Ritze leider nur vielversprechend, aber nichts haltend. Treu auf rechts lĂ€ngst nicht so gut wie auf links (hatten wir den nicht als Rechtsverteidiger geholt?). Sogar Smith hat einen Fehlpass gespielt!!! Es haben viele Dinge nicht so geklappt wie normal. Abhaken und hoffen, dass wir jetzt einfach aufsteigen.â
Dass ich HĂŒrzi mal gegen euch verteidigen muss und seine Entscheidung fĂŒr eine gute Kadermoral, zu der eben auch gehört, die Jungs in der zweiten Reihe spielen zu lassen. Auch wenn das dann ein anderes Spiel wird, als wenn die Tikitaka-Linie zwischen Vasilji bis Eggestein geschlossen wĂ€re. Gegen die defensiv und aggressiv eingestellten DĂŒsseldorfer wĂ€re es vielleicht ja auch fĂŒr die erste Reihe schwer geworden. Obwohl mich eines ĂŒberrascht hat: ja, dass Saad den einen Unterschied machen kann, das wissen wir â aber dass wir ohne Manolis so gar keine Schnitte sehen und wie sein Hineinkommen sofort Wirkung zeigt, das hat mich doch ĂŒberrascht.
Ohne Manolis haben wir keine Chance.
Aggression, Abziehen, FCSP Fans enttÀuschen nach dem Abpfiff
Ich hatte gegen DĂŒsseldorf meinen selbstauferlegten Bierboykott beendet (das Monsternetz war ja nu abgebaut) und hatte schon ein paar Halbe intus, als ich nach dem Abpfiff die Gegengerade entlang schlenderte, auf dem Weg nach Hause. Die Weinbar hatte aus Selbstschutz nicht mehr aufgemacht (âWenn wir jetzt aufmachen, sind wir nicht vor vier hier rausâ), was ich gut verstehen konnte â ich musste heute auch arbeiten und fit sein. Ich gratulierte am Busparkplatz zwischen SĂŒd und GG gerade noch zwei DĂŒsseldorfern, als von hinten eine Gruppe St. Pauli Fans angesprungen kam, dem einen den rot-weiĂen Schal wegriss und in Richtung Fanladen weglief. Konsterniert sah ich dem Abziehen zu und hab das mit dem Bier erzĂ€hlt, weil ich nĂŒchtern vielleicht nicht sofort gesagt hĂ€tte: âDen hol ich Dir wiederâ. Gestellt wurde der Abzieher aggressiv, wollte mir âSchwanzâ ans Leder. Abgehalten hat ihn vielleicht, dass ich auch als St. Paulianer zu erkennen war und meine klare Ansage (wie lange ich das mit Ă50 noch machen kann, weiss ich auch nicht).
Die DĂŒsseldorfer haben ihren Schal wieder und ich die Erkenntnis, dass es auch Menschen mit Arschlochgen in unseren Reihen gibt. Traurig macht mich, dass der Typ so ein einfallsloses Repertoire an Schimpfworten aufwies â da bin ich besseres gewohnt đ
Letztes Wort zum Monsternetz?
Die Aussicht auf eine âfreie Sicht aufs Mittelmeerâ hatte mich schon den ganzen Tag beflĂŒgelt, dass mich einige in der Nord ansprachen und mir fĂŒrs âNichtlockerlassenâ dankten, tat dann doch gut â vor allem nach den ganzen Spitzen und AnwĂŒrfen aus dem GG-Establishment der letzten Woche. Ich wĂŒnschte mir mehr SolidaritĂ€t zwischen den Kurven, das Wiedererlernen von selbst-heilendem YNWA fĂŒr die Boys und uns, und dass wir irgendwann einmal doch nach Berlin fahren zum Finale â und Marcus nicht wieder stornieren muss đ
Dank geht raus an alle 13 Supporterinnen von ST. POP â ihr seid toll!
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