#46 Verborgene Schätze

Feb. 2025 - Die Post aus Dachau kommt mit Steady (Abre numa nova janela)❤️ sicher bei Dir an.
Es ist Donnerstag. Du liest #46 ”Post aus Dachau”, den wöchentlichen Kultur-Newsletter von Stadtführung mit Matthias (Abre numa nova janela) in Dachau & München. Als Gästeführer weiß ich was in der Stadt los ist. Und was sich lohnt. Willst Du auch?
Diese Woche: Inne halten. Einfach mitgehen. Die Qual der Wahl. Auch mal an die Jungen denken. Kulturkritik.
Servus,
diese Woche möchte ich einen Moment inne halten. Für Amel und Hafsa, die Mitarbeiterin der Stadt München und ihre zweijährige Tochter, die an den Folgen des Anschlags auf einen Demonstrationszug der Gewerkschaft verdi, vom vergangenen Donnerstag, verstorben sind sowie die 37 weiteren Demonstrationsteilnehmer*innen, die zum Teil schwer verletzt wurden.

Alles über die Hintergründe und den aktuellen Ermittlungsstand kannst Du u.a. bei «BR24» (Abre numa nova janela) nachlesen.
Letzten Sonntag bin ich nochmal an den Ort zurückgekehrt, an dem sich seitdem eine Gedenkstelle befindet. Und es wirkt immer noch surreal, wenn man sieht, wie nah man selbst an diesem Tag dran war und durch großes Glück unverletzt geblieben ist.

Montagabend fand in der “Frauenkirche” (Dom zu unserer lieben Frau) ein «ökumenischer Gedenkgottesdienst (Abre numa nova janela)» für Betroffene und Opfer statt.
Vertreter vieler Kirchen fanden bewegende, klare und mahnende Worte. Unter großer Anteilnahme aus Politik und Stadtgesellschaft, Angehörige der Opfer, Betroffene sowie Rettungskräfte waren zur Trauerfeier gekommen, die der katholische Kardinal Reinhard Marx und Bayerns evangelischer Landesbischof Christian Kopp gestalteten. Auch wenn man selbst der Institution Kirche kritisch gegenüber oder zumindest nicht nahe stehen mag, fühlte man sich am Montagabend hier richtig.
“Der Dom ist seit mehr als 500 Jahren ein christliches Gotteshaus. Aber dieses Haus, ist auch ein Haus für alle Münchner. Besonders die verängstigten, bedrohten, verletzten, zweifelnden, suchenden – Trost suchenden Menschen. Niemand ist ausgeschlossen, hier einen Ort zu finden, wo er seine Angst und seine Fragen lassen kann. Und auch die Wut.“ - “ - Kardinal Reinhard Marx
Es sprachen auch Benjamin Idriz, Vorsitzender des Münchner Forum für Islam, Claudia Weber, Geschäftsführerin von Verdi München, Feuerwehrmann Tobias Scheller, Bernd Fuchs, Werksleiter der Stadtentwässerung, Shmuel Aharon Brodman, Gemeinderabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und Archimandrit Georgios Siomos von der griechisch-orthodoxen Kirche.
Der Aufruf zum Zusammenhalt zog sich als verbindender Faden durch den Abend des Gedenkgottesdienstes.
Zum Abschluss kam auch die Politik zu Wort. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter traf mit seinen abschließenden Worten den richtigen Ton, die die Stimmung der Stadt einfing und daran erinnerte, wie wichtig Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung sind, gerade in schwierigen Zeiten.
„Wenn die Angehörigen von Amel und Hafsa in der Lage sind, die Kraft zu finden, sich so deutlich gegen die Instrumentalisierung der Tat auszusprechen und uns damit zu stärken, wie schwach und erbärmlich wären wir, wenn wir Politiker jetzt nicht in der Lage wären, die Migrationsdebatte sachlich, konstruktiv und vor allem menschlich zu führen“ - Dieter Reiter, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München
Die kurz davor gehaltene Rede von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zeichnete sich stellenweise wieder durch eine zweifelhafte Rhetorik aus, die bei einigen Zuhörer*innen an diesem Abend einen schalen Beigeschmack hinterließ. Während Söder sich einerseits als besonnener "Landesvater" präsentierte, wirkte seine übliche Selbstbezogenheit an diesem Abend deplatziert. Seine Rede endete in der pathetischen Aussage “Bayern steht zusammen, in Trauer, Besonnenheit, aber auch in Entschlossenheit”.
Besonders kritisch wird dies, wenn man bedenkt, dass Söder nur einen Tag vor dem Gedenkgottesdienst ein weiteres kontroverses Interview der «BamS» (Abre numa nova janela) (“Jede Woche ein Abschiebe-Flug”) gab, das die Migrationsdebatte weiter anheizte. Obwohl er sich bemühte, eine versöhnliche Stimmung zu erzeugen und betonte, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund zu Bayern gehören, wirkte dies angesichts des polemischen Tonfalls seiner jüngsten Äußerungen wenig glaubhaft und hinterließ Fragen bezüglich der tatsächlichen Integrationsbereitschaft und Toleranz seiner Politik. Diese Diskrepanz in seinen Aussagen zeigt einmal mehr die Komplexität politischer Kommunikation, insbesondere in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen.
Am besten Du machst Dir selbst einen Eindruck. Das Video vom Gottesdienst habe ich unten verlinkt. Die Rede von Markus Söder findest Du von 1:13:10 bis 1:25:00, die anschließende Ansprache von Dieter Reiter von 1:25:25-1:39:25.

Einfach mitgehen

Am kommenden Sonntag, 23. Februar laden die Dachauer Gästeführer ihre Gäste wieder zum jährlich stattfindenden Weltgästeführertag ein.
2025 unter dem Motto «Verborgene Schätze» zeigen acht meiner geschätzten Vereinskolleginnen und ich an neun Stationen die verborgenen Schätze unserer schönen Stadt.
Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Führungen dauern jeweils ca. 15 Minuten und schließen hintereinander an. Wer möchte, kann gerne an allen 9 Kurzführungen teilnehmen. Damit es für Alle machbar ist und der ein oder die andere noch schnell im Wahllokal vorbei schauen kann, haben wir diesmal eine kleine Pause eingebaut.
Die Qual der Wahl
Noch drei Tage bis zur Bundestagswahl. Hast Du schon gewählt? Oder bist Du auch noch unentschlossen? Dann geht es Dir wie fast einem Drittel aller Wahlberechtigten.
Aber welche Partei steht wirklich für das, was Dir wichtig ist? Und wie geht es nach der Wahl weiter?
Zum Glück gibt es Tools, die Dir helfen, Deine Wahlentscheidung informiert zu treffen:
🔎 Wahl-O-Mat (Abre numa nova janela) – Der Klassiker: Klick Dich durch 38 Fragen zu politischen Themen und finde heraus, welche Partei Deinen Ansichten am nächsten steht. Vorteil: Alle zur Wahl stehenden Parteien sind dabei. Nachteil: Die Informationen basieren nur auf den Wahlprogrammen und spiegeln nicht wider, was die Parteien bisher unterstützt oder umgesetzt haben.
📊 Real-O-Mat (Abre numa nova janela) – Politik, wie sie wirklich passiert: Hier siehst Du, wie Parteien in der Vergangenheit tatsächlich abgestimmt haben – nicht nur, was sie versprechen. Perfekt, um die Praxis mit den Wahlversprechen abzugleichen.
📊 Party-Check (Abre numa nova janela) - Alternativ kannst Du auch hier herausfinden, welche Partei am besten zu Dir passt. Entwickelt an der Universität Potsdam, TU Darmstadt, Universität Mannheim und Universität Greifswald.
🤖 KI-Wahlhilfe (wahl.chat (Abre numa nova janela), Wahlweise (Abre numa nova janela)) – Finde heraus, was Dich wirklich interessiert: Im Chat mit der künstlichen Intelligenz kannst Du Fragen zu den Wahlprogrammen stellen und bekommst eine verständliche Antwort. Der Vorteil: maßgeschneiderte Informationen. Der Nachteil: Noch sind nicht alle Parteien erfasst und die KI kann sich auch mal irren.
Verschaffe Deiner Stimme Gehör – auch nach der Wahl
Demokratie endet nicht am Wahltag. Sie lebt davon, dass Menschen sich einmischen, Forderungen stellen, für Veränderungen kämpfen und Politiker*innen in die Verantwortung nehmen – jeden Tag.
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Man kann, muss aber nicht die CSU wählen
So könnte man zumindest das jüngste Ergebnis der bereits stattgefundenen U18-Bundestagswahl interpretieren.
Während bei der Europawahl im vergangenen Jahr eine der erschreckendsten Erkenntnisse war, dass die in Teilen als gesichert rechtsextremistisch geltende AfD gerade bei jungen Wählern so erfolgreich ist, kommt das jüngste U18 Wahlergebnis durchaus überraschend.
Stärkste Partei bei den rund 166.000 jungen Menschen unter 18 Jahren, die in den vergangenen Wochen ihre Stimmen abgegeben haben, ist nicht etwa die AfD, auch nicht CDU/CSU oder SPD, sondern die Linke. Mit 20,8 Prozent würde sie die Wahl gewinnen, wenn die jungen Menschen unter 18 in Deutschland das Sagen hätten.

In Bayern schwächelt die CSU, geht mit 21,20 Prozent dennoch siegreich hervor, gefolgt von der AfD (17,54 Prozent) und Die Linke (16,79).
Die U18-Wahlen zeigen laut Philipp Seitz, Präsident des Bayerischen Jugendrings, dass junge Menschen klare Erwartungen an die Politik haben und welche Themen sie bewegen. Das unterstreiche auch die aktuelle Sinus-Jugendstudie. „Laut der Erhebung, die zwischen Mitte September und Anfang Oktober 2024 rund 2.000 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren befragte, ist die Sorge vor Kriegen mit 59 Prozent die größte Angst der jungen Generation – ein signifikanter Anstieg gegenüber dem Vorjahr“, heißt es in der Pressemitteilung. Auch die zunehmende politische Polarisierung bereite 42 Prozent der Befragten Sorgen. „Diese Sorgen dürfen nicht nur zur Kenntnis genommen werden – sie müssen konkrete politische Konsequenzen haben. Junge Menschen wollen nicht nur mitreden, sondern mitgestalten“, fordert Seitz. Parteien müssten stärker die Themen aufgreifen, die junge Menschen bewegen, die richtige Sprache finden und dann eine gute Strategie haben, um junge Menschen auch tatsächlich über die sozialen Medien zu erreichen. All dies sei der Linken in den vergangenen Monaten offenbar gelungen.

Seitz und die Organisatoren der U-18-Wahl plädieren dafür, das Wahlalter auf 14 Jahre herabzusetzen, um Jugendliche, die in Deutschland bereits demografisch eine Minderheit bilden, politisch nicht zu diskriminieren. Sowohl Studien als auch die Wahlergebnisse zeigten immer wieder, dass Jugendliche durchaus in der Lage seien, eine ebenso reflektierte Wahlentscheidung zu treffen wie Erwachsene.
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Kulturkritik
Moritz Neumeier und Till Reiners - Talk ohne Gast vom 14.02.2025
Die beiden Podcaster nehmen sich in der aktuellen Folge “Sich verschiebende Grenzen” ihren Arbeitgeber “Öffentlicher Rundfunk” vor und laden Dich ein zu einer wilden Fahrt durch das Minenfeld der medialen Berichterstattung vor der Bundestagswahl. Vor allem in Zeiten, in denen es gefühlt nur noch um die Migrationsdebatte geht.
Felix Lobrecht & Tommi Schmitt - Gemischtes Hack vom 28.01.2025
Nicht weniger konfrontativ geht es bei Felix Lobrecht und Tommi Schmitt zu. In ihrem Podcast “Gemischtes Hack” - einem der beliebtesten und meist gehörten Podcasts in Deutschland - schlägt Felix seine kontroverse Idee der “Lobrecht’schen Wahlrechtsreform” vor, nach der die Stimmen von “jungen Menschen” höher gewichtet werden sollten, als von den Älteren. Hintergrund dieses Vorschlags ist die seit Jahren vorherrschende Überrepräsentanz der über 60-jährigen, die mit einem Anteil von 36 Prozent mehr als doppelt so groß ist, wie die der Menschen in Deutschland zwischen 18 und 29 Jahren, die gerade mal 16 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ausmachen. Hör einfach mal rein.
Offene Touren 2025

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Dein Matthias
Matthias Schüßler
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