Die Assis SPECIAL #bitbeat
- Besch bleibt
Von Martin Schmidt

Besch bleibt
Ich mach mir Sorgn wegn der Zeit,
ihrm Schund, ihrm Kack, ihrm Scheiß.
Ihr fragt, was ich damit mein,
was, das erzähl ich euch gleich.
N Autos, die durch die Gegnd fahrn,
dabei wissen wir seit vieln Jahrn,
die belln vor Lärm, die könn wir uns sparn,
weil wir mit den das Pech durch die Gegnd karrn.
Der Bahn, die überall fehlt,
m Mann, der nur die Rechtn wählt,
der Frau, die sich schlagn und jagn läßt
und auch vor Angst in ihr Bett näßt.
Ich mach mir Sorgn, wirklich wahr,
die Nazis bleibn die Gefahr,
die jagn Fremde immer ja
aufm Land stehn die alleine da.
Aber es gibt n Ort, den zeig ich jetz,
wo jedes Wort n Scheiß zerfetzt,
wo Banner häng und Fahn wehn,
wo Flamm brenn und Rabn krähn.
Hier fehlt die Kohle, die zerstört,
hier fehln Schweine, die verirrt,
n Weg blockiern und Angst machen,
hier bring die Leute hin die Sachn.
Wie heißt der Ort, den ich hier nenn?
Den außer mir fast keini kennt?
Wohin der Zug fährt nach vierzig Jahrn?
Wo ich komm so pünktlich an?
Wie heißt der Ort,
wo, in der Stadt von Marx,
mensch ohne Wort
so gerne harzt?
Der Wald, der hier liegt,
der heißt Besch,
den mensch wie n Tier liebt
und besetzt.
Was heißt denn Besch,
warum so n Nam?
Mit einer Silbe wird der arm?
Wo bleibt das i denn jetz?
Besch, das heißt Wald,
in Lux, auf Platt, so alt,
zwischn Zewn und Igel,
im Westn von Trier,
fein gebügelt
und dressiert.
Die Leute laß ich jetz mal draußn,
die da so im Baum und Haus hausn,
die wolln nich, daß mensch die nennt,
daß mensch die überall schon kennt.
So viel, das kann ich schon sagn
und darüber nich schrecklich klagn:
es sind Kommunisti und Anarchisti,
Rote und Schwarze, die, im Kampf als Aktivisti
n Wald bewachn, streicheln und beschützn,
hegn, pflegn und die Häuser stützn.
Ich kam da hin auf der Flucht vorn Eltern
ohne Essn und ohne Geld an.
Ich hab mich wie Harry gefühlt,
der bein Weasleys im Schlamm gewühlt.
So bunt, so schief hing alles da.
Aber ich dacht mir, n Traum wird wahr.
Die Bude hieß für mich Hotel.
Im Herbst bin ich dann hin ganz schnell.
Matratzn lagn und auch Deckn,
die jung Arm zuzudeckn.
N Sündi ham die abgeholzt,
der Hambi is es, der bald folgt,
n Danni, n Dieti und wen noch,
wo Wald stand, brennt jetz nur n Loch.
Der Besch hier, der is wirklich schön,
hat Augn und Herz mir schon verwöhnt,
die Grube, die Pilze am Baum,
die Banner hier häng wie im Traum.
Das Auto hat hier keine Chance,
auch wenn das fährt von Trier nach Konz.
Wogegn also ham die s gebaut?
Wogegn das Holz, die Erde gestaut?
Gegn ne Straße,
die ging durchn Wald,
und der is, außer Frage,
viel zu alt.
Viel zu alt und viel zu schön,
um den jetz noch wegzumähn.
Und das für Weiß, und das für Grau,
das kommt mir dann doch noch viel zu lau.
N Hambi kann mensch gerne sehn,
in Besch zu komm, muß ich nur drehn,
muß ich gehn von der Bahn in Zewn,
der Weg bleibt kurz, die Strecke ebn.
Ja, ich weiß, seltn hab ich hier gelegn,
gesessn am Ofn und auch bin ich getretn
zwischn Laub und Matsch, Frost und Eis,
leider is das nix, was noch lang bleibt.
Das Klima zu schützn, sind wir hier,
vor sich, vorm Chaos unser Trier.
Aber ich hör viele sagn:
Das hilft ja nix, ihr könnt nur klagn.
Den will ich eins sagn dann:
Hier hat s mal anders angefang.
Ganz nah dran, im Westn von Igel,
da, wo jetz nur Autos zwiebeln,
da is mal die Bahn gefahrn,
von Igel nach Er, so elend lang.
Wo jetz nur noch n Bus hinirrt,
hat sich nach Köln n Zug verirrt.
Ich sag ganz offn, schrecklich gern,
hört endlich auf, euch zu beschwern.
Und ich will mich auch ganz anders wehrn
und das mit Argumentn kehrn.
Wenn die Bahn fährt nach Bit,
nimmt die alle Leute mit,
wenn die Bahn fährt von da nach Echternach,
liegn die Straßn bald schon brach.
Wenn dann Charly fährt nach Lux,
das hab ich mir so abgeguckt,
kommt mensch nach paar Stundn dann
von Bit ganz leicht in Lux schon an.
Wenn dann noch der Zug von Köln nach Trier
und zurück wieder kriegt sein Revier,
wenn dann die Spur auf der B einfünfzig
wär nur für die Busse, käm die pünktlich.
Was wär das n Geschenk für die Gegnd,
was würd das bring nach Bit für n Leben.
Ihr kennt die Bahn da, das Gebäude,
das leuchtet hell wie meine Träume.
Zusamm könn wir das schaffn
und die gutn tausnd knackn.
Die tausnd, die s zum Fahrn brauch
auf ner Bahn, so daß der Zug wieder faucht.
Dann könnt Bit strahln so schön
und selbs die Mauli leicht verwöhn.
Dann wär die Stadt von Autos frei,
laßt mich redn, ich zeig s:
Wenn Busse komm, Züge fahrn,
dann kommt die Eifel im Jetz an,
wenn dann die Plätze für die Wagn
nur noch am Rand Platz ham.
Dann, nur dann steht das Zentrum frei,
dann, nur dann wird sich die Stadt treu,
dann, nur dann wird die Stadt schön,
dann, nur dann werdn die kaufn gehn.
Touris, Fremde, Arme und Reiche,
n Besch fälln? Nur über meine Leiche.
Am Besch hängt die Eifel, hängt die Region,
häng Grüne, Linke in einer Mission.
N Besch zu schützn,
heißt, die Heimat zu liebn,
der Besch wird nützn,
die Cops werdn vertriebn.
Die Bahn heißt Leben,
die Straße heißt Tod,
ne Bahn zu gebn,
macht die Leute froh.
Jung und Alt
Gegn Schund und Gewalt,
stehn zusamm
in Feuer und Flamm.
Besch heißt jetz,
wenn der Hambi röstet,
wenn der Staat schon wird gemästet
mit Straßn, mit Öl, mit Dreck,
Besch heißt jetz,
wenn Wälder brenn,
wenn Baum und Maus wird umgesenst,
mit Bagger und Sägn von Kecks,
Besch heißt jetz,
wenn Menschn baumeln,
wenn Penni taumeln,
im Sommer, der fetzt,
Besch heißt unser Gold,
Besch heißt unser Schatz,
Besch, den ihr wollt,
heißt Ort, wo s klappt.
N Besch schützn wir, hütn wir,
gebn wir nich mehr her
Besch heißt Welt, die heilt schon mehr,
Mensch, sich selber und Tier.
Besch heißt Lust
gegn Frust mit Brust,
Besch heißt Liebe, so bewußt,
Besch heißt Traum, heißt Hoffn und Wolln,
Besch heißt, wo wir alle hinsolln.
Darum, Leute, ab in Besch,
nich so scheu, ganz schön frech,
darum, Leute, in Wald,
gegn Bulln und Gewalt.
Darum, Leute, auf zum Kampf,
unser Sitzn bricht die Wand,
darum Leute, die werdn sehn,
das wird nur zusamm gehn.
Ob aus Konz, ob aus Igel,
ob aus der Eifel hingezwiebelt,
ob mit Auto, Bus oder Bahn,
alle zusamm gegn hier n Wahn.
Blockt n Bau durch das Nix,
daß Motor absackt und Bagger bricht.
Blockt das Grün und das Haus,
zusamm schmeißn wir die Bulln hier raus.
Kommt in Besch, in unsn Wald,
daß auch noch der letzte rallt:
wer n Besch liebt, rettet die Eifel,
weg mit Angst, weg mit Zweifel.
Von Köln bis Trier,
von Kues bis Prüm,
bald kommt hier
die Bahn jetz hin.
Die bindet uns an Lux, an die Belgi,
die bindet uns an Europa, an dieselbn,
die bindet uns an die Welt,
das heißt, was uns zusammhält.
Das Auto, das heißt wie die Kohle
Nur noch ne Idee für Hohle.
Die Bahn wird die Mosel bestimm,
ins Zentrum bring, die wie wir spinn.

Martin Schmidt
Autor & Aktivist

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