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#283 („Alles und nichts sagen“ - Eva Menasse, „Titan“ - Sergej Lebedew, „Torero, ich hab Angst“ - Pedro Lemebel)

Papierstau tanzt mal wieder auf dem Drahtseil zwischen Literatur- und Medienkritik: Die Show, die nur dank Menschen, die Qualitätscontent mitfinanzieren, wöchentlich den Hermeneutikhammer rausholen kann, beobachtet das digitale Nachrichtengeschäft des Ex-Bildchefs Julian R. aus B. (bekannt aus Stuckis Roman „Noch wach?“ und, you know, staatsanwaltlichen Unterlagen). Nius in Deutschland, Fox News und The Daily Wire in den USA – quo vadis, Nachrichtenjournalismus?

Und wo wir gerade dabei sind: Eva Menasse hat mit dem Sachbuch „Alles und nichts sagen“ ihre Analyse des Debattenzustands in der Digitalmoderne rausgehauen. Ist die Digitalisierung die neue Globalisierung? Sind alle Arten des Netzcontents in Qualität und Wirkung identisch? Und bringen sich die Leute wegen WhatsApp um? Wir haben nicht nur Meinungen, sondern auch echte Informationen.

Dann kämpfen wir mit zwei Schriftstellern gegen Hass und Diktatur: Zuerst wenden wir uns Sergej Lebedew zu, der in der Kurzgeschichtensammlung „Titan oder Die Gespenster der Vergangenheit“ die verdrängten Verbrechen der sowjetischen und postsowjetischen Zeit literarisch sichtbar macht – bis hinein in unsere Gegenwart. Kann Literatur für mehr Gerechtigkeit sorgen? Und was leisten die Texte ästhetisch?

Zu guter, nein: zu bester Letzt geht es um die chilenische queere Ikone Pedro Lemebel, dessen Klassiker „Torero, ich hab Angst“ jetzt in einer neuen deutschsprachigen Ausgabe erscheint. In Lateinamerika ist die Geschichte über Liebe jenseits der Heteronormativität und den Kampf gegen Diktator Pinochet weithin bekannt – sollen wir hierzulande jetzt auch alle Lemebel lesen? Und wenn ja: Warum?