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Über Nischen und Nörgler

Das Bild zeigt die Autorin, die - zwischen zwei Bücherstapeln - auf einem Sofa sitzt. Ihre Pose erinnert an eine Königin auf einem Thron. Daneben steht in Sprechblasen: "Sag mal ... Machst du's für die Kunst oder für die Kohle?"

"Machst du's für die Kunst oder für die Kohle?"

Wenn ich die Art von Person wäre, die auf gehässige Fragen mit Gehässigkeit reagiert, hätte ich gesagt: "Willkommen im Kapitalismus!"

Aber das habe ich nicht gesagt.

Was ich stattdessen geantwortet habe?

Fangen wir mal von vorne an ...

Auf der Leipziger Buchmesse 2023 (es ist also erst anderthalb Monate her) habe ich mich mit einer netten Kollegin nett unterhalten. Es ging um Kaffee und Kekse und ums Schreiben. (Typische Autorinnenthemen halt.) Ich hatte mich in meinem Schreiben in ein neues Genre vorgewagt. Weihnachten 2022 legte ich mit "Die Wärme, die wir teilen" meinen ersten Romance-Titel vor und die Veröffentlichung von "Das Licht, in dem wir glänzen" (wie du weißt, ebenfalls eine romantische Novelle) stand kurz bevor. Die Kollegin wollte nun von mir wissen, was mich zu dem Genre-Wechsel bewogen hat und wie es denn so ist, mit einer ganz anderen Sorte Buch auf dem Markt zu sein.

https://www.amazon.de/Die-W%C3%A4rme-die-wir-teilen-ebook/dp/B0BRQL7QJ5 (Abre numa nova janela)

Sie war ehrlich neugierig. Ich war ehrlich erfreut meine Erfahrungen zu teilen. Perfekte Gesprächssituation also. Aber wie das auf Messen so ist, führt man nur selten eine wirklich private Unterhaltung. Eine dritte Person (ihre Begleitung, nicht meine) stand noch mit dabei, lauschte, schnaubte und kommentierte schließlich:

"Machst du's für die Kunst oder für die Kohle?"

Ich gebe zu, ich war vielleicht ein wenig zu euphorisch. Aber ich war eben auch stolz. "Die Wärme, die wir teilen" war bei den Leser*innen gut angekommen und hatte verkaufsmäßig einen tollen Start hingelegt. Natürlich war es als Winter-Weihnachts-Liebesgeschichte saisongebunden, aber die Zahlen, die ich im Dezember bis Februar auf meinen Margenabrechnungen sehen konnte, gaben mir ein untrügliches Gefühl: Im Romance-Genre geht mehr!

Mit meinem Erstlingswerk "Invalidum - Gefährliche Perfektion" und der Fortsetzung "Invalidum - Trügerische Sicherheit" hatte ich meine ersten Schritte als Autorin in einer engen Nische gemacht. Science Fiction zählt zur Phantastik und auch wenn man als jemand, der sich in der Buch-Bubble bei Instagram oder TikTok herumtreibt, einen anderen Eindruck gewinnen könnte: Fantasy ist der Underdog des Buchhandels. Die beliebtesten Genres der deutschen Leserschaft sind Krimi und Romantik.

https://www.amazon.de/Invalidum-Gef%C3%A4hrliche-Eugenica-Reihe-Phillippa-Penn/dp/3744813983/ref=tmm_pap_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=1686163936&sr=1-2 (Abre numa nova janela)

Als Sci-Fi-Dystopie bedienen meine Invalidum-Bände noch dazu ein Sub-Genre der Sci-Fi und mit der Alterskategorie "Young Adult" und der Ausrichtung auf eher weibliche Jugendliche gehen sie am typischen Sci-Fi-Leser, der ein erwachsener Mann ist, vorbei. Ich war in der Nische der Nische der Nische unterwegs - und bin mit einem beherzten Sprung ins Mainstream gewechselt. Eine völlig neue Welt!

Aber hatte ich diesen Sprung aus strategischen Gründen gewagt? Hatte ich auf mehr Geld spekuliert?

Nein.

Auch wenn man erwarten könnte, dass ich nach mehr als drei Jahren Selfpublishing und mehr als zehn Jahren in der Medienbranche mal auf diesen Trichter komme ... Zur Schande aller, die sich je bemüht haben mir absatzorientiertes Denken beizubringen, gestehe ich: Darüber habe ich zunächst einmal gar nicht nachgedacht!

Der Entschluss "Die Wärme, die wir teilen" zu schreiben war eher zufällig, quasi beiläufig. Als eine der ersten deutschen Nutzer*innen überhaupt, durfte ich im September 2022 die Software "Write Control" testen. Um das Programm auf seine Tauglichkeit zu prüfen, brauchte ich eine Geschichte und ich hatte schlicht keine Lust eines meiner halbgeplotteten Mammut-Projekte in die Programmstruktur zu übertragen. Eine kurze, knackige Story musste her und ich gestehe (heute lasse ich dich wirklich tief blicken) ich bin eine von denen, die schon im September Weihnachtsschnulzen schauen. Also dachte ich mir: Warum nicht mal etwas in dieser Art schreiben? Was für's Herz, nur so zum Spaß ...

Erst als ich dann mittendrin war, wurde mir bewusst, dass die Geschichte von Luzia und Phil für mich viel mehr war als eine Schnulze. Und dass ich sie mit anderen teilen möchte. Und irgendwie habe ich meinen Coverdesigner Torsten, meinen Lektor Marcel und meine Sensitivity Readerin Julia dazu bekommen den Wahnsinn mitzumachen und super knapp vor Weihnachten noch dieses Buch fertig zu stellen. Es war extrem stressig, es war ein regelrechter Rausch. Als ich es schließlich auf den Markt brachte, war ich völlig k. o. und gleichzeitig echt glücklich und zufrieden.

Dass dieses kleine Buch ein kleiner Verkaufsrekord für mich werden würde, hatte ich nicht erwartet. Vielleicht hatte ich es gehofft, denn wer hofft schließlich nicht, dass sich seine Arbeit lohnt?

Aber erwartet? Nein.

Einkalkuliert? Sicher nicht.

Aber gefreut ... gefreut habe ich mich schon. Und das darf ich doch auch, oder?

Oder bin ich nur eine echte Autorin, nur eine echte Künstlerin, wenn meine Arbeit am Rand der Wahrnehmung, weit abseits des Mainstreams herumkrebst und mir nichts als rote Zahlen bringt?

Wenn ich Erfolg habe ... Mache ich es dann nicht mehr für die Kunst, sondern für die Kohle?

Schließt das Eine das Andere denn zwangsläufig aus?

Ganz ehrlich? Ich möchte beides.

Ich möchte für Kunst und Kohle schreiben!

Würde ich es nur für die Kunst tun, würde ich nicht veröffentlichen. Ich würde meine Geschichten für mich schreiben, sie in meine Schreibtischschubladen stecken und vielleicht ab und an hervorholen, um sie mit brüchiger Stimme im Licht des Kaminofens meinem Mann vorzulesen. Das wäre sehr "La Bohème", sehr "brotlose Kunst", sehr romantisch, edgy, melancholisch ... und, zumindest für mich, sehr frustrierend.

Ich möchte meine Geschichten nicht für mich behalten. Ich möchte sie nicht in Schubladen sperren. Und - so sehr ich ihn liebe - ich möchte sie auch nicht nur meinem Mann vorlesen. Ich möchte sie freilassen, sie raus in die Welt zu Leser*innen schicken.

Und die Realität ist: Dieser Wunsch hat seinen Preis. Ich investiere viel in meine Bücher. Viel Zeit, viel Hirnschmalz, viel Herzblut, viel Geld. Und, ja, ich möchte dafür etwas zurückbekommen, ein Return on Investment erreichen und im Idealfall noch etwas mehr einnehmen als ich in die Veröffentlichung gesteckt habe. Es ist nicht nur ein Hobby für mich. Mehr als alles, was ich je für Geld getan habe, ist es mein Beruf.

Und das, genau das, hätte ich dem gehässigen Bystander meiner Unterhaltung auf der Buchmesse sagen sollen. Aber wie so oft, sind mir die passenden Worte erst später, erst heute, an der Tastatur eingefallen.

Was soll ich sagen? Ich bin nun mal eine Schreiberin, die in Buchstaben denkt.

Aber das ist okay.

Ich tue es für die Kunst.

(Und für die Kohle.)

Bis zum nächsten Mal!

Deine Phillippa

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