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Einen Tagtraum to go, bitte.

Das Bild zeit ein Foto, dass die Umrisse eines To-Go-Bechers hat. Das Foto selbst zeigt ein aufgeschlagenes Buch. Daneben steht "Ein Buch zum Preis eines Kaffees". Der Hintergrund ist eine beige Fläche mit Flecken wie von verschüttetem Kaffee.

E-Books werden geklaut. Zu viele und zu oft. Illegale Gratis-Downloads sind ein großes Problem. Sie verursachen Autor*innen und Verlagen Verluste in vierstelliger Höhe. Sie sorgen dafür, dass Buchreihen nicht fortgesetzt werden. Sie sorgen dafür, dass Selfpublisher*innen verzweifeln und aufgeben. Sie sorgen dafür, dass Verlagen das Budget fehlt um neuen Debütautor*innen eine Chance zu geben.

Es ist zum Schreien, zum Weinen, zum gewalttätigen Ausrasten, ehrlich gesagt. Aber wir, die Verfasser*innen und Verleger*innen, wollen die geneigte Leserschaft nicht mit unserer Wut vergraulen. Obwohl jeder nicht autorisierte Download Piraterie und eine Straftat ist, bleiben wir idealistisch, bleiben wir versöhnlich und wiederholen die immer gleiche Bitte, das immer gleiche Mantra: "Bitte, bitte beraubt uns nicht! Kauft das E-Book! Es kostet doch auch nicht mehr als eine Tasse Kaffee!"

Eine.

Tasse.

Kaffee.

Ich selbst habe diesen Vergleich auch oft genug gezogen. Oft genug genau diese Bitte geäußert, in der Hoffnung, es kommt an. In der Hoffnung, dass Menschen ebenso wenig erwarten eine Geschichte umsonst zu bekommen, wie sie erwarten im Coffee Shop ein Getränk umsonst zu bekommen.

Aber ... Ganz ehrlich? Langsam habe ich das Gefühl mich selbst und meine Arbeit klein zu reden, wenn ich das Lesen meiner Bücher mit dem schnellen Genuss eines Kaffee-Drinks vergleiche.

Gerade jetzt, im frühen Sommer, denke ich oft daran. Wenn ich in der Stadt bin und an den vollbesetzten Tischen der Straßencafés vorbeikomme, trifft es mich: Auf allen Plätzen wird Cappuccino getrunken und Kuchen gegessen. Riesige Eisbecher werden schneller verschlungen als die Sonne sie schmelzen kann. Milchshakes werden geschlürft und Lattes in To-Go-Bechern achtlos konsumiert. Und obwohl mir klar ist, dass nicht alle Café-Besucher*innen auch Leser*innen sind ... Obwohl mir klar ist, dass auch hinter Kaffee und Eiscreme eine Lieferkette und Arbeitskraft steht, drängt sich mir in dieser Situation der Gedanke auf: "Zum selben Preis hätten sie ein Buch, ein E-Book, kaufen können."

Und dann denke ich an meine Kolleg*innen und mich, deren Urheberrecht eisschleckend und cappuccinotrinkend mit Füßen getreten wird und frage mich: Warum ist das so? Warum ist es reizvoll und "worth it" mehrere Euro in ein Milchschaumkrönchen zu investieren, das mit dem ersten Rühren des Löffels zerfällt? Warum werden dagegen unsere niedergeschrieben Worte - produziert und aufbereitet um weit mehr als eine Kaffeepause zu überdauern - einfach mal ohne zu zahlen eingesteckt?

Warum ist das eine Produkt seinen Preis wert und das andere nicht?

Wird denn gar nicht gesehen, was für ein Schatz Bücher sein können?

Ein Buch ist kein Kaffee. Es wird nicht getrunken. Und egal wie schnell es "verschlungen" wird, es verschwindet nicht nach dem Konsum. Ein Buch bleibt. Es kann mehrfach gelesen werden. Es enthält stundenlanges Entertainment in beliebig häufigen Wiederholungen. Und in Zeiten, in denen alle immer und überall ihr Handy in Griffweite haben, ist es als E-Book immer und überall verfügbar. Man muss nicht mehr schleppen, man braucht nicht einmal eine zweite Hand, um sich durch die Seiten zu blättern. Man bekommt eine ganze Gedankenwelt im Taschenformat. Einen Tagtraum to go.

Und was verlangen wir dafür? Den Preis eines Kaffees.

Den.

Preis.

Eines.

Kaffees.

Wir wollen einfach nur genauso gewertschätzt werden, wie der Starbucks-Barista, der euren Namen falsch auf den Pappbecher schreibt. Wir wollen, dass für unsere Geschichten genauso bezahlt wird wie für diesen Kaffee auf dem Weg zur Arbeit. Oder für den Döner in der Mittagspause. Oder für die Pommes gegen den schnellen Hunger am Nachmittag. Oder für das belegte Brötchen "für später". Oder für das Feierabend-Bier mit den Kolleg*innen. Oder für die Portion Bratnudeln, die auf dem Heimweg besorgt wird. Oder für den Becher Caramel-Eiscreme beim Netflix-Bingen. Oder für den Cocktail am Samstagabend. Oder für das Glas Sekt zum Sonntagsbrunch.

Aber eigentlich ...

Eigentlich wollen uns nicht mehr mit Getränken und Speisen und Genussgütern vergleichen. Wir wollen einfach nur nicht bestohlen werden. Nicht für den Preis eines Kaffees.

Danke, dass du ehrlich kaufst.

Danke, dass du anderen Leser*innen davon erzählst.

Deine Phillippa

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