Liebe Pfefferhasis und Newsletter-Lesende,
in Bramsche (Niedersachsen) wurde letzte Nacht eine 19-Jährige getötet (Abre numa nova janela). Sie war zuvor auf einer Geburtstagsparty in einem Schützenhaus gewesen, gegen 1:30 Uhr galt sie als vermisst und wurde kurz darauf schwer verletzt auf einer Wiese beim nahegelegenen Sportplatz gefunden. Sie verstarb noch an der Fundstelle. Die Polizei untersucht auch ein mögliches Sexualdelikt. Am Sonntagmorgen wurde ein 20-Jähriger festgenommen, der ebenfalls auf der Party gewesen sein soll. Dass der Tatverdächtige offenbar Deutscher ist, macht die rechten auf Twitter wütender, als der Fall selbst, passt er doch nicht in ihr Narrativ, nachdem nur „Ausländer“ junge Frauen töten. Der Fall ist erschütternd, es ist absolut grauenhaft. Meine Gedanken sind bei der Familie und den Freund*innen der Getöteten. Bei der Recherche zu diesem Femizid bin ich über eine Meldung gestolpert, die ich bislang gar nicht mitbekommen hatte. Ebenfalls in Bramsche, der 31.000-Einwohnerstadt in der Nähe von Osnabrück, erschoss vor wenigen Tagen ein 81-jähriger Mann den 16 Jahre alten Sinan (Abre numa nova janela). Täter und Opfer waren Nachbarn und es soll Medienberichten zufolge schon zuvor „Unstimmigkeiten“ gegeben haben. Dass der Rentner deshalb auf den Jugendlichen schießt und auch auf dessen zur Hilfe eilende Mutter, sorgt nicht für bundesweite Schlagzeilen, auch nicht die Tatsache, dass der Täter als Sportschütze registriert war. Ich kann nur mutmaßen, dass das auch damit zu tun hat, dass der getötete Junge aus einer Familie mit Migrationsgeschichte stammt. Die Nachbar*innen in Bramsche jedenfalls zeigten auch Verständnis für den 81-Jährigen, den sie Joseph nannten und haben laut BILD-Zeitung Mitgefühl mit dem Täter.
Im Wochenrückblick geht es heute u.a. um die Entscheidung von Franziska Giffey Berlins Seele an einen Mann zu verkaufen, der nicht nur mit Nazis abhängt und Seenotretter*innen „Schlepperhelfer“ nennt, sondern auch das Tempelhofer Feld bebauen und die A100 mitten durch Friedrichshain führen will. Außerdem lest ihr von der jüngsten Protestaktion der „Letzten Generation“, dem Mord an der „Königin der Vielfalt“ in Mexiko und meinem ersten Eintrag in der Meldestelle Antifeminismus.
Ich esse jetzt die Überreste meiner angebrannten Bohnensuppe, die ich auf dem Herd vergessen hab, während ich das Kleid von Violeta Navarrete gezeichnet habe.
Habt es gut, passt auf euch und aufeinander auf,
bis nächste Woche
Ulla