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Mandy (Panos Cosmatos)

Mandy markiert vermutlich Nicholas Cages zweiten Frühling und festigt seinen Ruf als exzentrischer Nischendarsteller in Hollywood - fernab vom Klischee des aufstrebenden Actionhelden, brilliert er nun hauptsächlich in unkonventionellen Rollen.

Der Film macht von Beginn an unmissverständlich klar, worum es geht. Noch vor den Eröffnungscredits lesen wir folgendes Zitat:

"When I die, bury me deep, lay two speakers at my feet, put some headphones on my head and rock and roll me when I'm dead."

Kurzum: Es geht um Heavy Metal.

Filmkritiker David Ehrlich bringt es auf den Punkt: "If this film is any more metal they'd have to mine it out of the Earth before each screening".

Heavy Metal

Die Handlung folgt einem gebrochenen Mann auf seinem Rachefeldzug für seine ermordete Frau, der selbst vor Gott (in Form eines christlichen Kults) nicht Halt macht. Der Film spielt 1983 in der amerikanischen Einöde. Red (Nicholas Cage) und Mandy (Andrea Riseborough) führen ein beschauliches Leben in einem kleinen Waldhaus. Mandy trägt Band-Shirts von Mötley Crüe und Black Sabbath und liest High Fantasy. Im Bett liegend philosophieren die beiden über ihre Lieblingsplaneten.

Doch die Idylle wird vom Metal bedroht. Die Black Skulls, eine mysteriöse, beinahe übernatürliche Bikergang, dringen mit ihren Lederkutten und in der Nacht schillernden Nietenbeschlägen bei Red und Mandy ein. Auch Reds wiederkehrende Alpträume bedienen sich der klassischen Heavy-Metal-Ästhetik in Form von Zeichentricksequenzen, die dem "Heavy Metal"-Cartoon entsprungen sein könnten.

Red selbst bevorzugt Sportjerseys und lehnt angebotenes Bier ab. Zum martialischen Rachedämon wird er erst nach Mandys Ermordung. Nun ist es an der Zeit, seine eigene Kriegsaxt zu schmieden und seine kriegerische Vergangenheit wieder aufleben zu lassen.

Jóhann Jóhannssons Soundtrack besteht aus psychedelischen Synthesizer-Klängen, die wenig mit klassischem Heavy Metal gemein haben. Vergeblich sucht man nach Schlagzeug oder Gitarrenriffs. In Kombination mit dem gemächlichen Filmbeginn entsteht eine Symbiose aus Metal und 80er-Jahre-Elektronik, die bei "True"-Metal-Fans möglicherweise auf wenig Gegenliebe stoßen wird.

Götzenbild

Der Antagonist des Films ist der religiöse Kult "Children of the New Dawn" unter der Führung von Jeremiah Sand (Linus Roache). Der Kult vereint typische Elemente: einen egozentrischen, unantastbaren Anführer, Drogen, sexuell verfügbare Frauen, Rituale und einen Allmachtsanspruch. Besonders interessant ist die Figur des Jeremiah. Gelegentlich zeigt er menschliche Züge und zweifelt an sich und der Welt. In solchen Momenten muss er zu Gott sprechen, um sich seiner Göttlichkeit zu vergewissern. Gott findet Jeremiah dabei im Spiegel - er ist sein eigener Gott.

Dem Kult fehlt das Märtyrertum. Ein unbedeutendes Mitglied wird den Black Skulls geopfert, allerdings nicht freiwillig, sondern einfach ermordet. Jeremiah erkennt, dass Jesus' größter Fehler darin bestand, sich selbst zu opfern, anstatt jemand anderen ans Kreuz nageln zu lassen. Diese Erkenntnis teilt er Red mit, als dieser mit Stacheldraht an den Handgelenken an ein Holzkreuz gefesselt ist und buchstäblich eine Dornenkrone aus Metall im Mund hat.

Mandy selbst gleicht einer Gottheit. Jeremiah "erkennt" sie, als er an ihr vorbeifährt, und weiß sofort: Ohne sie fühlt er sich nackt. Doch anstatt echtes Interesse zu zeigen, versucht er, sie seinem Kult zu unterwerfen. Als sein Plan scheitert und sie ihn für seinen selbstverherrlichenden Song auslacht, rastet er aus und tötet sie. Später erfahren wir, dass Red Mandy auf ähnliche Weise kennenlernte - durch den Nebel "erkannten" sie einander. Was Red von Jeremiah unterscheidet, ist seine vollkommene Fokussierung auf Mandy. Über Red erfahren wir im Film kaum etwas, außer dass er als Holzfäller arbeitet. Mandy hingegen zeichnet, interessiert sich für Planeten, liest und trägt charakteristische Kleidung. Red - und mit ihm der Zuschauer - konzentriert sich ausschließlich auf Mandy. Sie ist Reds Gott. Als ihm am Ende nichts mehr bleibt, lacht er manisch und blutverschmiert im Auto. Der Platz neben ihm ist leer. Mit Mandy sind auch Reds Orientierung und Halt gestorben.

Fazit

Der Film spielt im Amerika der frühen 80er Jahre. Die Hippie-Ära ist vorüber, und die verheißene Utopie von Jonestown endete in einem Massaker. Watergate und Vietnam haben das Vertrauen der amerikanischen Bevölkerung in die Politik erschüttert. Reagan ist der neue Präsident und baut mit seinem Neoliberalismus den Staatsapparat ab. Eine neue Form des Konservatismus beherrscht das Land.

Red und Mandy wollen von Politik und Gesellschaft in Ruhe gelassen werden. Sie gehen ihrer Arbeit nach und leben zurückgezogen, schauen Science-Fiction-Filme und Werbung mit dem Cheddar Goblin. Mehr wollen und erwarten sie nicht. "Wollen wir hier mal wegziehen?", fragt Red. "Wohin denn?". Ja, wohin eigentlich?

Erst als Jeremiah in Reds Zuhause eindringt und es zerstört, muss Red zur Tat schreiten und den Kult endgültig auslöschen. Die Spiritualität ist vorbei. Am Ende macht Red es deutlich, kurz bevor er Jeremiahs Schädel mit bloßen Händen zerquetscht: "I am your God now!"

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