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Sorge ohne Recht

Misogyne und überlastete Behörden spielen gewalttätigen Männern oft in die Karten, wenn diese nach einer Trennung versuchen, das Sorgerecht zu behalten. Zwei Frauen erzählen im Gespräch mit Missy-Autorin Nora Noll, wie sie ihre Rechte verloren.

Drei Tage in der Woche schläft Mahdi bei seiner Mutter in der kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung in einer deutschen Großstadt. Die übrigen Tage verbringt er bei seinem Vater. Obwohl Kazem nur eingeschränkte Umgangsrechte mit ihrem Sohn hat, sieht sie Mahdi jeden Tag. Kurz nach Mahdis Geburt trennte sie sich von seinem Vater, weil er sie sexuell und psychisch misshandelte. Dann verlor sie das Sorgerecht. Um dennoch in Kontakt mit ihrem Sohn zu bleiben, übernimmt sie den großen Teil der Erziehung und Sorge. Sie erhält dafür weder Kindergeld noch einen sonstigen Ausgleich. Und sie muss fast täglich einem Mann begegnen, der sie weiterhin beleidigt und belästigt.

„Partnerschaftsgewalt wird zu einem ,Streit’ heruntergespielt, Jugendämter und Familiengerichte lassen bei der Bewertung des Kindeswohls die Gewalt gegen die Mutter außen vor, misogyne Stereotype prägen bewusst oder unbewusst die Entscheidungen von Ämtern und Gerichten.“

– Missy-Autorin Nora Noll

Eine Expert*innenkommission des Europarats namens Grevio, die die Umsetzung der Istanbul-Konvention zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt überprüft, kam 2022 zu einem eindeutigen Ergebnis: So, wie das Umgangs- und Sorgerecht in Deutschland funktioniert, leiden gewaltbetroffene Mütter und ihre Kinder darunter. Die Gründe dafür sind vielschichtig, doch meistens trifft mindestens eines dieser Probleme zu: Partnerschaftsgewalt wird zu einem „Streit“ heruntergespielt, Jugendämter und Familiengerichte lassen bei der Bewertung des Kindeswohls die Gewalt gegen die Mutter außen vor, misogyne Stereotype prägen bewusst oder unbewusst die Entscheidungen von Ämtern und Gerichten.

Dazu kommt eine aktive Einflussnahme von sogenannten Väterrechtlern, die etwa durch Fortbildungen versuchen, in den verantwortlichen Institutionen ihre Ideologie zu verankern. Sie behaupten, gewaltbetroffene Mütter würden sich die Gewalt ausdenken und  den Kontakt zum Ex-Partner vermeiden mit dem Ziel, ihre Kinder vom Vater zu entfremden.

„Die Institutionen werden zu Instrumenten des Ex-Partners.“
– Missy-Autorin Nora Noll

Gewaltbetroffene Mütter verlieren immer wieder das Sorgerecht um ihre Kinder, weil ein verzahntes System aus Jugendamt, Familiengericht und Gutachter*innen gegen sie arbeitet.

Missy-Autorin Nora Noll hat Frauen begleitet, die das Sorgerecht ihrer Kinder verloren haben und der Gewalt des Mannes nach wie vor ausgesetzt sind – unter dem Deckmantel des Kindeswohls. Hier geht es zu ihren Geschichten (Abre numa nova janela).

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