Faktencheck: Zahnarztkosten für Geflüchtete 2022 – die wahre Geschichte hinter den 690 Millionen Euro
Die Macht eines Screenshots und die Konsequenzen einer fehlerhaften Berichterstattung.
Ein kurzer Blick, eine schnelle Meinungsbildung, ein Klick – und ein falscher Fakt wird in die digitale Welt hinausgeschleudert. Innerhalb von Sekunden kann sich diese Information verbreiten, und selbst wenn der ursprüngliche Fehler korrigiert wird, kann die Welle der Fehlinformationen schwer zu stoppen sein.
Die verflixte Zahlenverwechslung
Der «Spiegel» hat eine Fehlinformation bezüglich der Arztkosten für Asylbewerber publiziert und diesen Fehler später korrigiert. Aber diese ursprüngliche, fehlerhafte Information über die Kosten, speziell bei Zahnarztkosten, war bereits in Umlauf. Ein einfacher Screenshot war alles, was es brauchte.
CDU-Chef Friedrich Merz's irreführende Kommentare über Zahnersatz-Behandlungen für abgelehnte Asylbewerber brachten das Fass zum Überlaufen. Anschließend zirkulierte das Gerücht, der Deutsche Städte- und Gemeindebund hätte die Kosten für Zahnarztbesuche von Asylbewerbern auf 690 Millionen Euro für 2022 geschätzt. Doch diese Zahl betraf alle Arztbesuche, nicht nur die zum Zahnarzt.
Der Teufel steckt im Detail
Die Suche nach der Originalquelle führt zu einem Artikel über die Forderungen des Gemeindebundes. Der wirkliche Kontext? Eine Diskussion über die schnelle Erteilung von Arbeitserlaubnissen für Flüchtlinge, um Integration und Arbeitsmarktnachfrage zu unterstützen. Die genannte Zahl von 690 Millionen Euro bezog sich auf alle Arztbesuche von Asylbewerbern – von Allgemeinmedizinern bis hin zu Spezialisten.
Andere renommierte Medien wie die «Tagesschau.de» und der Berliner «Tagesspiegel» haben diese Tatsache korrekt dargestellt. Doch der ursprüngliche fehlerhafte Screenshot vom «Spiegel» war bereits in Bewegung und wurde rasch weiterverbreitet.
Die unaufhaltsame Macht sozialer Medien
Innerhalb von nur vier Stunden nach der Veröffentlichung korrigierte der «Spiegel» seinen Fehler. Trotzdem war die fehlerhafte Version noch überall zu finden. Einige, wie die CDU-Politikerin Julia Klöckner, verbreiteten diese Fehlinformation sogar weiter, trotz der Hinweise einiger Leser auf den korrigierten Artikel.
Fazit: Eine Welle lässt sich schwer stoppen
Ein Fehler kann passieren. Aber in unserer schnellen, digitalen Welt, in der Informationen in Sekunden geteilt werden, kann dieser Fehler unkontrollierbare Ausmaße annehmen. Dieser Vorfall unterstreicht die Wichtigkeit von gründlicher Recherche und einem kritischen Blick, besonders wenn es um Informationen aus dem Internet geht. Es ist unser aller Verantwortung, sicherzustellen, dass wir nur genaue und wahrheitsgetreue Informationen teilen. Denn einmal gestartet, lässt sich eine Informationswelle schwer wieder zurückholen.