Die unsichtbare Last: Der Druck der sozialen Medien auf junge Menschen
Als ich kürzlich in der Straßenbahn Teenager beim Scrollen auf Instagram beobachtete, fiel mir auf, wie sich ihr Gesichtsausdruck innerhalb von Sekunden von freudiger Erwartung in tiefe Besorgnis verwandelte.
Diese alltägliche Szene veranschaulicht eine beunruhigende Realität: die enormen Auswirkungen sozialer Medien auf die psychische Gesundheit junger Menschen.
Ein Fenster in eine Scheinwelt
Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok und Facebook zeigen uns eine Welt, die oft zu schön ist, um wahr zu sein. Jugendliche sehen ihre Freunde auf Konzerten, auf Weltreisen und immer in der neuesten Mode. Dieser ständige Fluss an perfektionierten Bildern führt zu einem Phänomen, das wir alle kennen: "Fear of Missing Out" (FOMO (Abre numa nova janela)). Die Angst, etwas zu verpassen, ist real und greifbar.
Die Doppelmoral von Zugehörigkeit und Isolation
Paul Plener, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Wien, spricht von einem Dilemma, in dem sich viele Jugendliche befinden: Der Wunsch, dazuzugehören, gepaart mit der Angst, sozial ausgegrenzt zu werden. Diese Ambivalenz führe oft zu einem verstärkten Bedürfnis nach "Anschluss", was wiederum die psychische Belastung erhöhe.
Der Druck, perfekt zu sein
Die klinische Psychologin Theresia Detzlhofer berichtet von Jugendlichen, die sich ihrer eigenen Grenzen nicht bewusst sind. Sie stehen unter einem enormen Druck, in allen Bereichen zu glänzen. Dieser Druck wird nicht nur durch das Schulsystem, sondern auch durch Social Media verstärkt. Die ständigen Vergleiche auf Social-Media-Plattformen können zu einer erhöhten Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und zu Stimmungsschwankungen führen.
Eltern als Spiegel und Unterstützung
Interessant ist, wie sich die Eltern in diesem Zusammenhang verhalten. Wie Detzlhofer betont, spiegeln Kinder oft das Verhalten ihrer Eltern wider. Wenn Eltern ständig erreichbar sind und selbst keine Ruhephasen haben, werden ihre Kinder dies nachahmen. Daher ist es wichtig, dass Eltern mit gutem Beispiel vorangehen und sich selbst Hilfe und Unterstützung suchen.
Die Folgen der Pandemie
Die Coronavirus-Pandemie hat die Situation verschärft. Jugendliche, die während der Pandemie in die Pubertät kamen, zeigen deutliche psychische Belastungen. Die Pandemie hat zu erhöhter sozialer Angst und Isolation geführt, viele Jugendliche vermeiden physische Kontakte und bevorzugen virtuelle Treffen.
Wie können wir helfen?
Um das Recht der Kinder auf Gesundheit zu gewährleisten, brauche es mehr psychologische Angebote, insbesondere in den Schulen. Plener betont die Verantwortung der Erwachsenen, Vorbilder zu sein und den Kindern zu helfen, Prioritäten zu setzen. Wichtig sei auch, Kindern Alternativen zur digitalen Welt zu bieten.
Jugendliche reagieren unterschiedlich auf Druck und Stress. Manche ziehen sich zurück, andere zeigen aggressives Verhalten. Die Folgen können von Essstörungen über depressive Verstimmungen bis hin zu Angst- und Panikattacken reichen.
Ein Aufruf zum Dialog
Dieser Artikel soll zum Nachdenken und zur Diskussion anregen. Wie können wir als Gesellschaft sicherstellen, dass unsere jungen Menschen nicht nur physisch, sondern auch psychisch gesund aufwachsen? Wie können wir ein Umfeld schaffen, in dem sie sich sowohl online als auch offline sicher und unterstützt fühlen? Es ist an der Zeit, diese Fragen ernst zu nehmen und nach Lösungen zu suchen.
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