Sind wir nicht alle schon eine Geisel von Facebook und Co. und deren Algorithmen?
Ein Kommentar, mit a bissl Wienerisch, von Tom Wannenmacher, mimikama.org (Abre numa nova janela)
Sind wir nicht alle schon eine Geisel von den sozialen Medien und deren Algorithmen?
Oida, das frag ich mich auch! Manchmal hab ich das Gefühl, wir sind alle gefangen in einem virtuellen Würstelstand, wo’s nur mehr um Reichweite, Anerkennung und Likes geht. Aber ehrlich, wer von uns hat wirklich a Ahnung, was ma wirklich machen muss, um die so heiß begehrte Reichweite zu kriegen? Wir hören überall die gleichen Sprüche: "Mach mehr Reels", "Erzähl in den Storys", "Bloß keine externen Links auf Facebook, weil die wollen ned, dass ma von ihrer Plattform abhaut", und so weiter. Aber warum, um Himmels willen, tun wir uns das an?
Reichweite – Der heilige Gral der sozialen Medien
Jeder will Reichweite, aber keiner weiß so wirklich, wie’s funktioniert. Wir probieren alles aus, was uns die selbsternannten Social-Media-Gurus um die Ohren hauen. Aber warum? Warum sind wir so geil auf Anerkennung und Likes? Na klar, jeder will gesehen und gehört werden. Aber soziale Medien sind wie die Wiener Kaffeehäuser: Jeder hat eine Stimme, aber nur die lautesten werden gehört. Und wer entscheidet, wer gehört wird? Genau, die Algorithmen. Diese unsichtbaren Gesellen entscheiden, wer leiwand ist und wer nicht.
Die Mechanik der Manipulation
Facebook, Instagram, Twitter und der ganze Schas haben komplexe Algorithmen entwickelt, die unser Verhalten analysieren und uns dann genau die Inhalte vorsetzen, die uns noch länger dran halten. Je mehr Zeit wir auf deren Plattformen verplempern, desto mehr Werbung sehen wir, und desto mehr verdienen die. Das is wie beim Würstelstand ums Eck: Je länger du bleibst, desto mehr isst und trinkst du. Ein perfides Spiel, bei dem wir die Würschtl sind.
Jeder Klick, jedes Like, jedes geteilte Posting füttert diese Algorithmen. Die wissen ganz genau, was uns taugt und servieren uns immer mehr davon. Ein Teufelskreis, aus dem ma kaum rauskommt. Die Plattformen wissen genau, was uns interessiert, und ziehen uns immer tiefer rein.
Die psychologische Abhängigkeit
Und was macht das mit uns? Die ständige Jagd nach Anerkennung kann uns psychisch total fertigmachen. Wir vergleichen uns ständig mit anderen und messen unseren Wert an der Anzahl der Likes und Follower. Diese Vergleiche können unser Selbstbild komplett verzerren und unser Selbstwertgefühl ruinieren. Wie der Wiener sagt: "Des mocht di fertig, Oida!"
Ein weiteres Problem ist die FOMO – die Angst, etwas zu verpassen. Wir haben ständig das Gefühl, online sein zu müssen, um ja nichts zu versäumen. Diese Angst wird von den sozialen Medien schamlos ausgenutzt. Ständig ploppen Benachrichtigungen auf, die uns suggerieren, dass wir was Wichtiges versäumen. Und so greifen wir immer wieder zum Handy, um sicherzustellen, dass wir nix verpassen. A bissl wie beim Würstelstand: Du willst einfach nix verpassen, was da abgeht.
Der Verlust der Privatsphäre
Ein weiterer Aspekt, den wir ned vergessen dürfen, ist der Verlust der Privatsphäre. Jedes Mal, wenn wir was posten, geben wir ein Stück unserer Privatsphäre auf. Die Plattformen sammeln unermüdlich Daten über uns, um sie dann für personalisierte Werbung zu nutzen. Wir werden zu gläsernen Menschen, deren Verhalten bis ins kleinste Detail analysiert wird.
Und ned nur die Plattformen selbst sammeln Daten. Auch Dritte haben oft Zugriff auf unsere Informationen. Denken wir nur an den Cambridge-Analytica-Skandal, wo Millionen von Facebook-Nutzerdaten ohne Wissen der Nutzer für politische Zwecke missbraucht wurden. Wir geben die Kontrolle über unsere Daten ab und wissen oft ned, wer alles darauf zugreift.
Oida? Warum tun wir uns das an?
Warum lassen wir uns das gefallen? Warum opfern wir unsere Zeit, unsere Privatsphäre und oft auch unser psychisches Wohlbefinden für a paar Likes und Follower? Die Antwort ist a bissl komplex. Ein Teil liegt in unserer menschlichen Psychologie, ein anderer in den gesellschaftlichen Strukturen. Die sozialen Medien sind so tief in unseren Alltag integriert, dass wir sie kaum noch hinterfragen. Sie sind ein fester Bestandteil unseres Lebens geworden, und viele von uns können sich ein Leben ohne sie kaum noch vorstellen. Doch gerade deshalb ist es wichtig, innezuhalten und zu reflektieren, welchen Einfluss sie auf uns haben. Oder, wie man in Wien sagt: "Schau ma amoi und setz di her und überleg!"
Der Weg zur Selbstbestimmung
Es ist an der Zeit, dass wir uns von der Geiselhaft der sozialen Medien befreien. Das bedeutet nicht, dass wir komplett darauf verzichten müssen, aber wir sollten bewusster damit umgehen. Wir müssen lernen, die Mechanismen zu durchschauen und uns nicht von ihnen manipulieren zu lassen.
Ein erster Schritt könnte sein, bewusster zu entscheiden, welche Inhalte wir konsumieren und teilen. Wir sollten uns fragen, warum wir etwas posten und welche Wirkung wir damit erzielen wollen. Es ist auch hilfreich, regelmäßige Social-Media-Pausen einzulegen und sich bewusst Zeit für Offline-Aktivitäten zu nehmen. Mach einmal a "Handy-Detox", und geh spazier’n im Prater. Das bringt die Gedanken wieder in Ordnung.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Medienkompetenz. Wir sollten uns und andere darüber aufklären, wie soziale Medien funktionieren und wie man sich davor schützen kann, manipuliert zu werden. Bildung ist der Schlüssel zur Selbstbestimmung.
Die Verantwortung der Plattformen
Aber ned nur wir als Nutzer sind in der Verantwortung. Auch die Plattformen selbst müssen ihre Verantwortung wahrnehmen. Sie sollten transparenter darüber informieren, wie ihre Algorithmen funktionieren und welche Daten sie sammeln. Zudem sollten sie Mechanismen einführen, die es den Nutzern ermöglichen, ihre Privatsphäre besser zu schützen.
Es wäre auch wünschenswert, wenn die Plattformen weniger auf manipulative Tricks setzen würden, um die Nutzer länger zu binden. Stattdessen sollten sie Inhalte fördern, die einen positiven und nachhaltigen Mehrwert bieten.
Und wos bleibt jetzt?
Sind wir nicht alle schon eine Geisel von Facebook und Co. und deren Algorithmen? Ja, das sind wir. Doch wir haben die Möglichkeit, uns zu befreien. Wir können lernen, bewusster mit sozialen Medien umzugehen und uns nicht von ihnen manipulieren zu lassen. Es liegt an uns, die Kontrolle zurückzugewinnen und die sozialen Medien als das zu nutzen, was sie ursprünglich sein sollten: ein Mittel zur Vernetzung und zum Austausch, nicht zur Manipulation und Kontrolle.
Mit diesen Gedanken hoffe ich, einen Anstoß zur Reflexion und zum bewussteren Umgang mit sozialen Medien gegeben zu haben. Nur wenn wir uns der Mechanismen bewusst sind, können wir sie zu unserem Vorteil nutzen, statt uns von ihnen beherrschen zu lassen. Also, liebe Leute, packen wir's an – oder wie der Wiener sagt: "Gemma's au, Oida!"