"Plötzlich und unerwartet" – Die Mär von der toten Krankenschwester
Wieder mal zieht eine Geschichte durch die sozialen Medien, und diesmal geht’s um die angeblich verstorbene italienische Krankenschwester Carlotta Saporetti. - Der Klassiker: „Plötzlich und unerwartet“ gestorben.
Ja, genau diese Phrase, die Impfgegner lieben, um Panik zu schüren. Besonders “interessant” wird es, wenn der angebliche Tod einer Person, die gegen Impfgegner gewettert haben soll, dafür herhalten muss. Doch wie immer, wenn solche "Schlagzeilen" die Runde machen, gibt es einen klitzekleinen Haken: Nichts davon ist belegt!
Die Saporetti-Story: Löchriger als Schweizer Käse
Also, was wissen wir wirklich? Angeblich hat Carlotta Saporetti 2021 – wohl völlig entnervt von den vollen Intensivstationen – gesagt, sie würde bei den ungeimpften No-Vax-Patienten „den Stecker ziehen“. Starkes Stück, oder? Da bekommt man als Impfgegner natürlich Schnappatmung. Doch halt! Diese Aussage existiert nur als Screenshot, und die Quelle dafür ist so verlässlich wie ein Regenbogen in der Nacht.
Nirgendwo gibt es einen verifizierten Beweis, dass Saporetti das tatsächlich gesagt oder gepostet hat.
Und dennoch hat sich eine Art Pseudo-Verfassungsschutzgruppe namens "Tutela Costituzionale" sofort auf diese angebliche Aussage gestürzt und wollte Saporetti und Co. ans Messer liefern. Dass diese Organisation keine Behörde, sondern vermutlich ein paar Verschwörungsschwurbler sind, die die italienische Verfassung retten wollen, lassen wir mal so stehen. Aber klar, wozu auf fundierte Quellen berufen, wenn man ohne sie mindestens genauso schön mit den Ängsten der Menschen spielen kann, oder?
“Il Giornale d’Italia” und die rechte Medienwelt
Jetzt wird es aber richtig schräg: Der angebliche Tod von Carlotta Saporetti wurde von „Il Giornale d’Italia“ (Abre numa nova janela) aufgegriffen. Eine "Nachrichtenseite", die es mit der journalistischen Sorgfaltspflicht wohl nicht so genau nimmt. Da wird fröhlich von Gerüchten aus sozialen Medien berichtet, ohne auch nur einen Hauch von Recherche zu betreiben. Denn außer in Postings von diversen Nutzern, die mit Behauptungen aber auch nur um sich werfen und auf Nachfragen von Quellen gar nicht reagieren, finden sich keine Belege. - Falls man das überhaupt so nennen kann?
Und jetzt hat sich auch noch eine Seite aus Österreich mit Nähe zu einer rechtspopulistischen Partei in diese Geschichte eingeklinkt.
Auch hier: Nichts wird überprüft, keine Quellen angeführt oder verifiziert. Man nimmt das Märchen und verbreitet es weiter, weil es so gut in die eigene Ideologie passt. Fakten? Werden einfach ignoriert. Der nächste Aufreger muss ja her!
Kein Bild, kein Post, keine Quelle – Nur heiße Luft
Wenn du jetzt denkst, dass zumindest irgendein Beweis für diese Behauptungen existieren müsste, dann wirst du bitter enttäuscht. Eine Bilderrückwärtssuche? Bringt nichts.
Auch kein Treffer für das Posting hinter dem angeblichen Screenshot, und auch kein Treffer für irgendwelche Accounts von Saporetti, und ebenfalls keine seriösen Berichte über Saporettis Tod. Nichts.
Das Einzige, was es gibt, sind dubiose Gerüchte von fragwürdigen Accounts wie Radio Savana, die aber mittlerweile auch nicht mehr existieren. Wenn der Post echt wäre, gäbe es längst offizielle Berichte. Aber Fehlanzeige!
Fazit: Carlotta Saporetti – Ein Phantom für Impfgegner?
Und damit kommen wir zum bitteren Schluss: Carlotta Saporetti ist das neueste Phantom der Impfgegner-Szene. Ob sie jemals existiert hat oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Die Geschichte erfüllt ihren Zweck – sie schürt Angst und Misstrauen gegen die Impfungen. Und wenn Boulevard-Medien und rechtspopulistische Plattformen die Story ohne Belege weiterverbreiten, haben wir wieder mal einen Paradefall von Desinformation. Die Moral von der Geschicht? Traue keinem faktenlosen Gerücht. – Sonst gehst du am Ende denen auf den Leim, die genau das beabsichtigen.
Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient der kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und stellt keine rechtlich bindenden Aussagen dar. Die dargestellten Ansichten dienen ausschließlich der Information und Diskussion. Die verwendeten Informationen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen. Trotz sorgfältiger Prüfung wird keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf die alleinige Wahrheit und ist im Sinne der Meinungs- und Informationsfreiheit zu verstehen.