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Rechte und ihr „Kulturkampf“: Warum dieser rote Knopf so oft gedrückt wird!

Spoiler: Der „Kulturkampf“ ist nicht, was die Rechten behaupten – Es ist ihr Joker, wenn sonst nichts mehr zieht.

Egal, was gerade Thema ist – die rechte Szene ruft reflexartig den „Kulturkampf“ aus, als wäre unsere Heimat plötzlich das Epizentrum einer kulturellen Apokalypse. Ihr Lieblingsmantra: Ein „Krieg gegen unsere Kultur“ sei im Gange, mit dem Ziel, „unsere Werte“ zu zerstören. Aber was bedeutet dieser „Kulturkampf“ eigentlich? Und warum wird er so inflationär beschworen, selbst bei Themen, die kaum etwas mit Kultur zu tun haben?

Spoiler: Es geht nicht um Kultur – es geht um Macht, um Spaltung und um die Mobilisierung der eigenen Basis.

Was ist „Kulturkampf“? Ursprünglich ganz was anderes

Historisch stammt der Begriff „Kulturkampf“ aus dem 19. Jahrhundert und hatte absolut nichts mit den Themen zu tun, mit denen er heute belegt wird. Ursprünglich beschrieb er den Konflikt zwischen dem Staat und der katholischen Kirche im damaligen Deutschen Kaiserreich unter Otto von Bismarck. Das Ziel war es, den Einfluss der Kirche auf die Politik zu beschränken und eine „weltliche“ Staatsordnung zu sichern. Damals also ein echter, politischer Konflikt zwischen Religion und Staat.

Moderne rechte Bewegungen und Parteien haben diesen Begriff allerdings gekapert und als Propagandainstrument umfunktioniert. Bei ihnen bedeutet „Kulturkampf“ nichts anderes als das gezielte Schüren von Ängsten vor allem, was nicht in ihr erzkonservatives Weltbild passt. Sobald eine gesellschaftliche Veränderung droht – sei es durch Integration, Gleichberechtigung oder eine modernere Sexualaufklärung in Schulen – wird der „Kulturkampf“ ausgerufen, um die öffentliche Meinung dagegen zu mobilisieren.

Ein paar typische Beispiele für den modernen „Kulturkampf“

Beispiel 1: Gendergerechte Sprache

Gendergerechte Sprache ist eines der Lieblingsthemen rechter Kulturkämpfer. Wenn aus „Bürger“ plötzlich „Bürgerinnen“ wird oder aus „Studenten“ eben auch „Studentinnen“, dann klingt der Aufschrei aus rechten Kreisen, als ginge es um den Untergang der deutschen Sprache. Warum? Weil gendergerechte Sprache Fortschritt und Inklusion bedeutet – und das passt den Rechten überhaupt nicht in den Kram. Sie halten an einer Vorstellung fest, in der Sprache nicht verändert werden darf, selbst wenn sie Ausgrenzung oder Diskriminierung zementiert.

„Gendern zerstört die deutsche Kultur!“, tönt es dann, als würde ein Sternchen in einem Wort das gesamte Kulturgut ins Wanken bringen. Hier zeigt sich perfekt, wie der „Kulturkampf“ funktioniert: Es wird Panik geschürt, ohne dass tatsächliche Fakten oder Argumente im Spiel sind.

Beispiel 2: Migration und Integration

Ein weiteres ewiges „Kulturkampf“-Schlachtfeld ist das Thema Migration. Rechte behaupten regelmäßig, dass die deutsche Kultur durch Einwanderung „unterwandert“ oder gar „ausgelöscht“ werde. Der absurde Mythos vom „Großen Austausch“ – einer Verschwörungstheorie, wonach „die Deutschen“ angeblich durch Zuwanderung ersetzt werden sollen – wird in diesen Kreisen immer wieder als Beweis dafür angeführt, dass „unsere Kultur“ bedroht sei. Dass in Deutschland schon seit Jahrhunderten Einflüsse aus aller Welt zusammenkommen und die Gesellschaft bereichern, wird dabei natürlich ausgeblendet.

Hier zeigt sich das Ziel des „Kulturkampfes“ besonders deutlich: Durch das Schüren von Ängsten vor „Fremden“ sollen Menschen gegeneinander aufgehetzt und die Gesellschaft gespalten werden. Dabei geht es nicht um Kultur oder Werte, sondern schlicht um Ressentiments und Machtspielchen.

Beispiel 3: Sexualaufklärung und LGBTQ+ Rechte

Jeder Fortschritt in Richtung Akzeptanz und Gleichberechtigung für LGBTQ+-Personen wird von rechten Gruppierungen ebenfalls als „Kulturkampf“ inszeniert. Sobald es darum geht, etwa in Schulen umfassender über sexuelle Vielfalt aufzuklären, schlagen sie sofort Alarm: Die „moralischen Werte“ würden angegriffen, Kinder würden „umerzogen“ und die „traditionelle Familie“ sei in Gefahr. Auch hier wird ein Feindbild aufgebaut, das durch und durch künstlich ist.

Dabei geht es nicht darum, etwas zu „verteidigen“. Es ist reine Angstmache und gezielte Diffamierung. Denn LGBTQ+-Rechte bedeuten für viele in der rechten Szene eine Bedrohung ihres Weltbildes, das auf traditionellen Geschlechterrollen und Heteronormativität basiert.

Der „Kulturkampf“ als Notfallplan, wenn sonst nichts mehr zieht

Auffällig ist: Der „Kulturkampf“ wird immer dann herausgekramt, wenn rechte Gruppierungen bei echten politischen Problemen oder sachlichen Themen ins Schwimmen geraten. Ihre Programme bieten selten konkrete Lösungen, die den Menschen tatsächlich helfen würden, etwa bei Fragen zur Wirtschaft, zum Umweltschutz oder zur Digitalisierung. Stattdessen wird lieber an diffuse Ängste appelliert und ein Schwarz-Weiß-Bild der Gesellschaft gemalt: „Hier die echte deutsche Kultur, dort die bösen Bedrohungen.“

Der „Kulturkampf“-Knopf ist dabei unglaublich effektiv. Warum? Weil sich rechte Gruppierungen mit ihm als letzte Verteidiger einer angeblich gefährdeten deutschen Kultur inszenieren können. Das ist eine Rolle, die vielen ihrer Anhänger*innen gefällt – selbst dann, wenn dieser „Kulturkampf“ auf rein konstruierten Bedrohungen basiert.

Fazit: Der „Kulturkampf“ ist kein Kampf für Kultur – er ist eine Farce

Die Wahrheit ist, dass der „Kulturkampf“ der Rechten nichts mit dem Schutz echter kultureller Werte zu tun hat. Er ist ein strategisches Ablenkungsmanöver, das von der eigenen Konzeptlosigkeit ablenken soll. Rechte Gruppen nutzen diesen Begriff als Taktik, um ihren Einfluss auszuweiten und ihre rückwärtsgewandten Ideologien zu verbreiten, egal, wie absurd die Bedrohungen sein mögen, die sie dabei beschwören.

Vielleicht wird es Zeit, dass wir diesen „Kulturkampf“-Knopf einmal abmontieren und rechte Gruppen zwingen, über echte Probleme zu sprechen – ohne Angstparolen, ohne Schüren von Hass. Aber vielleicht ist das ja die eigentliche Bedrohung, vor der sie sich fürchten?

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