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Neulich auf dem Sportplatz… Eine Lehre

Es sind die unvorhergesehenen Dinge, die plötzlich alles anders sein lassen und uns in unserer Reflexions- und Reaktionsfähigkeit herausfordern.

Neulich geriet ich genau in eine solche Situation und ganz ehrlich... ich bin gnadenlos gescheitert. Aber mal ganz zurückspulen an den Anfang.

Es ist Samstagmorgen. Ich befinde mich auf dem Sportplatz des Sportvereines meiner Kinder. Ein Turniertag ist im Gange und bei schönstem Wetter stehe ich mitten drin und mache das erste Mal die Turnierleitung. Meine Aufgabe: Spiele anpfeifen, Spielerbögen sammeln, Schiedsrichter betreuen und zuteilen und auf die Zeit achten. Und es läuft erstaunlich ruhig und ohne große Zwischenfälle. Die Stimmung ist gut.

Doch dann passiert es. Das letzte Spiel ist abgepfiffen. Zwei Mannschaften stehen sich gegenüber. Die Kinder verabschieden sich voneinander. Da fällt plötzlich das Wort "parteiisch" bei der Verabschiedung der Schiedsrichter. Ich bekomme es am Rande mit und versuche zwischen den Kindern zu vermitteln. Da passiert es plötzlich. Die Mutter des Schiedsrichters ist aufgebracht und will den Trainer sprechen. Ich kann gar nicht so schnell schauen, wie die beiden sich verbal an die Gurgel gehen. Vor den Kindern. Es bildet sich eine Traube aus Eltern, Kindern und Trainer. Die Worte fliegen hin und her und die Brust wird geschwellt nach dem Motto "Ich bin .... und ich werde...."
Nach Glasl sind wir mitten in den Drohgebärden. Ein Vorwurf löst den anderen ab, rasend schnell. Meine Worte gehen unter. Und das Schlimmste ... die Kinder schauen zu und hören zu. Der Vater des Schiedsrichters hat sich inzwischen auch eingeschaltet und verteidigt seine Frau. Allianzen werden gebildet.

Es gelingt mir am Ende, die Gemüter etwas runter zu kochen. Die Schiedsrichter-Eltern verlassen wütend den Platz. Die Eltern der Mannschaft sind bedröppelt ob dessen, was ihr Spieler ausgelöst hat. Der Trainer bleibt überfahren zurück und versucht sich zu verteidigen und der Schiedsrichter weint. Und das ganze Turnier bleibt für die Beteiligten der Auseinandersetzung mit einem schalen Geschmack zurück.

Es kann manchmal so schnell gehen.

Für mich als Mediatorin war das ein FAIL, denn es ist mir nicht gelungen, richtig zu vermitteln und die Energie dieses Theaterdonners umzulenken. Es zeigt mir, wie wichtig meine geistige Haltung ist und die Vorbereitung auf meine Arbeit. In der Mediation weiß ich, dass es knallen kann. Ich erwarte es sogar. Wir sind in einem geschützten Raum, der mir die Möglichkeit bietet, den Prozess aktiv zu steuern. Auf dem Sportplatz hatte ich nicht damit gerechnet (nicht mit den Krallen der Eltern und nicht mehr zu diesem Zeitpunkt). Ich war also gänzlich unvorbereitet. Die Situation hat mir mal wieder gezeigt, wie schnell die Gemüter hoch kochen und auch unter Erwachsenen keine lösungsorientierte Gesprächsbasis mehr vorhanden ist. Und es hat mir wieder verdeutlicht, dass wir in schwierigen Situationen Automatismen brauchen, auf die wir zurück greifen können. Das lässt sich gut vergleichen mit einem Notfallsanitäter, der auch außerhalb des Dienstes in der Lage sein muss, in einer Notsituation den Schalter umzulegen und seine Schritte und Handlungen automatisch abzurufen.

Was können Sie (und ich!) lernen, automatisch zu tun?

  • Durchatmen bevor Sie beherzt eingreifen und vermitteln (Klares Herz (Haltung) und offenes Ohr)

  • Gesprächs-Raum schaffen und alle weg schicken, die nur Zaungast sind

  • Trennen Sie die Allianzen der Parteien (Eltern) von den Parteien (Kindern)

  • Vermitteln Sie zwischen den Parteien (Kindern), denn es geht um sie

  • Nachbesprechung mit den außenstehend Beteiligten (Trainer, Eltern)


Es braucht Courage für Außenstehende, mutig einzuschreiten, Streithähne nicht gewähren zu lassen. Jeder Versuch ist wertvoll! Sie haben etwas ähnliches erlebt? Erzählen Sie es mir.

Übrigens: Wenn Sie aktiv üben und reflektieren wollen, dann probieren Sie doch mal


Nun wünsche ich Ihnen den Mut, einzuschreiten, die Offenheit, zu helfen und die Bereitschaft, alles zu versuchen, damit aus Konflikten Positives entstehen kann. 

Ihre
Antonia Jennewein

Tópico Konfliktbearbeitung

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