Ball is Life
Ich widme dieser Ausgabe Victoria.
Egal, wie laut die Turnhalle ist, vom Getrampel auf der Zuschauertribüne, vom Quietschen der Sohlen, vom schrillen Pfiff des Schiedsrichters, das Netzgeräusch kann ich unter allen Geräuschen raushören, es ist das schönste Geräusch der Welt für mich.
Aus meinem Artikel »Ich warf, warf, warf« für Zeit Online, März 2022
Hallo alle! - Willkommen zu einer neuen Ausgabe!
Seit ein paar Jahren, drei um genau zu sein, ist es ja nun so, dass ich getrennt erziehend bin. Die Feiertage können dann ganz schön alleine sein. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran wie an eine neue Brille und so war es beispielsweise über Ostern, dass ich es eigentlich gar nicht schlecht fand, ganz alleine zu sein. Da ich ohnehin selten über Ostern zu Peters Familie mitgefahren bin, weil ich beispielsweise im Jahr unserer Trennung an meinem ersten Buch schrieb und am Morgen des Karfreitags den Kopf … Anmerkung des Chefredakteurs: Ach, nicht schon wieder diese olle Kamelle! Wo war ich? Ja richtig, Ostern! Habe ich über Weihnacht mein Wissen in Sachen Kunst ein wenig poliert, so bin ich an Ostern in die Welt der NBA getaucht. YouTube hat natürlich viele Videos. Von den besten Dunks in der NBA-Geschichte über Kobe Braynts letzten drei Spielminuten, Kobe Braynts Tribute, Dirk Nowitzkis 50 Top Karrierespiele, LeBron James witzigste Momente und bis hin zu Kevin Durants Liebeserklärung an seine Mutter (Abre numa nova janela).
Anmerkung der Redaktion:
Sollten Sie einmal in eine Diskussion über die besten männlichen Basketballspieler aller Zeiten geraten, wir versichern Ihnen, es könnte hitzig werden, dann prägen Sie sich am Besten die Liste der NBA-Spieler mit den meisten Punkten ein.
1. LeBron James 40264
2. Kareem Abdul-Jabbar 38387
3. Karl Malone 36928
4. Kobe Bryant 33643
5. Michael Jordan 32292
6. Dirk Nowitzki 31560
Wenn es ganz übel kommt, dann sagen Sie den Satz: Man muss die Spieler in ihrer jeweiligen Ära betrachten. Michael Jordan sieht das so. Sollten Sie jemals mit Michael Jordan diskutieren, verweisen Sie bitte auf jeden Fall, auf unseren Newsletter!
Buch
Das Familiensystem von Coach K
Ein Erziehungsratgeber
Michael Krzyzewski hat 42 Jahre lang die Blue Devils der Duke University trainiert. Er ist als Sohn polnischer Einwanderer in Chicago aufgewachsen. Nicht selten mischen sich Anekdoten über seine Eltern in den Ratgeber. Krzyzewskis Basketballteam gleicht nämlich dem Support System einer Familie. Schon auf den ersten Seiten erklärt er seine Prinzipien als Trainer. Anders als andere Trainer gibt es für ihn nur eine Regel. “Tue nichts, was dir selbst zum Nachteil wird.” Er sagt weiter, das deckt ziemlich viel ab. Clever. Und die Tatsache, dass es nur diese eine Regel gibt, macht ihn ziemlich flexibel. Clever, clever. Es kommt mit einem weiteren wichtigen Grundsatz, an den ich selbst fest glaube und den ich meinen Sohn mit etwa 4 Jahren einverleibt habe. So sagte ich meinem Sohn, der damals weinend vor mir stand, in der Überzeugung, er hätte etwas Schlimmes angestellt: “Was auch immer es ist, du bekommst keinen Ärger, solange du mir ehrlich erzählst, was passiert ist.” Auch wenn ich echt sauer darüber war, als der teure Kakteenkasten aus Glas zu Bruch ging, habe ich mich daran gehalten. Und tue es immer noch. Deshalb hat es mir beim Lesen so gut getan. Bei Krzyzewski ist Vertrauen das A und O. Und er besteht darauf, dass man sich, besonders wenn es heikel wird, immer, immer direkt in die Augen blickt. So habe er es nicht nur mit seinen Spielern gemacht, sondern auch gemeinsam mit seiner Frau und ihren beiden drei Töchtern.
Schaut euch in die Augen, erzähl die Wahrheit, volle Offenlegung.
Je älter seine Töchter wurden, desto mehr wurden sie Freunde. Die Töchter wussten, ihnen würde nicht der Kopf abgehackt, wenn sie mit ihren Eltern sprechen würden, so Krzyzewski. Die Töchter konnten sich sicher sein, sie werden immer für sie da sein. Nicht anderes wünsche ich mir mit meinem Sohn. Bin gespannt, wie der Junge reagieren wird, wenn ich ihm nun nach unseren Augen-Meetings zukünftig auch bei Vereinbarungen mit einem Handschlag komme. Kapitel 1 Getting Organised!
Anmerkung der Redaktion: Mike Krzyzewski, Donald T. Phillips: Leading with the heart. Coach K’s Successful Strategies for Basketball, Business and Life. Als Taschenbuch bei A&U für 14 Euro.
Serie
»The Bear« auf Disney +
In der Küche mit Jeremy Allen White und Ayo Edebiri
Letztes Jahr im September habe ich die Serie geschaut, aber hier nie so richtig unterbekommen. Endlich, liebe Freunde, die nun mit mir Coach K kennen, passt »The Bear« ganz wunderbar. Denn Küchenchefin Sydney Adamu liest Michael Krzyzewskis «Leading with the Heart» und dieses schöne Detail entwickelt sich wahrlich zu einem richtigen Knall im Finale der zweiten Staffel. - Danke Victoria für den Hinweis. Jetzt macht es noch viel mehr Sinn, warum Sydney handelt, wie sie handelt (100% Kapitel 4 Dynamic Leadership). Sie, die diesen genialen Haufen an dauergestressten Menschen in ihrer und Carmy Berzattos Küche irgendwie zusammenhalten muss. Ein kleiner Sandwichladen in Chicago, der von Carmy übernommen wird, nachdem sein älterer Bruder sich umgebracht hat. “Yes, Chef!”, heißt es immer wieder. Auf keinen Fall will man jemals in einer Küche arbeiten, wenn man das alles sieht. Und bevor man das zu Ende gedacht hat, ruft wieder eine der Figuren laut “Yes, Chef!” Was man aber ganz sicher möchte: Sich durch Chicago futtern.
Anmerkung der Redaktion: Die dritte Staffel gibt es ab Juni bei Disney+
Anmerkung des Chefredakteurs: Chicago/Checagou bedeutet “Wilder Knoblauch” oder auch “Ort, der nach Zwiebeln stinkt”. Wuchs da nämlich mal zahlreich. Vielleicht och noch interessant. AK
Patti Smith liest
Patti Smiths Selbstporträt, 1974 via dazed
So meine Herzblätter, meine lieben Ballfreunde,
diese Ausgabe widme ich ja meiner Leserin Victoria, die mir nicht nur den Hinweis auf Coach Ks Buch in »The Bear« gab, sondern mich schwer beeindruckte, als sie mir schrieb, sie hätte die Flitterwochen mit ihrem Mann in Dallas verbracht, um Dirk Nowitzki noch einmal spielen zu sehen. 2016 war das. Vielen Dank, dass ich das hier teilen darf. Die Sitznachbarn, mit denen Victoria und ihr Mann ins Gespräch kamen, waren Inhaber von Jahreskarten. Die haben nach der gewonnenen Meisterschaft einen nachgemachten Meisterschaftsring vom Verein bekommen. Und weil es die Sitznachbarn toll fanden, dass Victoria und ihr Mann extra aus Deutschland angereist waren, durfte Victoria den Meisterschaftsring während des Spiels tragen. Alle lieben Durk. <3
Das war’s für heute. Bitte vergesst nicht am 14. und 21. April bei kiwi-Lektorin Mona Lang (Abre numa nova janela)vorbeizuschauen. Da findet nämlich ihr virtueller Buchclub statt, an dem ich dieses Mal teilnehme. Wir sprechen über Diane Olivers »Nachbarn«.
Ansonsten habe ich nun endlich meinen Balkon von Blättern und Gestrüpp befreit. Bald kann das Eintopfen wieder beginnen. Allerdings ascht mein neuer Nachbar von oben drüber beim Rauchen runter. Ich glaube, ihm ist nicht klar, dass sein Balkon ein Stückchen hinter meinem Balkon liegt. Zwei Kippen sind schon bei mir gelandet. Ich fege und fege und fege. Seit ein paar Tagen überlege ich nun schon, wie ich ihn höflich, aber bestimmend darauf aufmerksam machen kann. Ob ich ihm einen Brief schreibe oder sogar den Mut aufbringe, bei ihm zu klingeln. Coach K würde sagen: Courage and Confidence!
Habt ein schönes Wochenende. Eure Judith, ehemals mit der Spielnummer 12