Auf wessen Konto wir einzahlen
Heute, am 9.1.25, treffen sich Alice Weidel und Elon Musk, um online, auf der Propagandamaschine X, vor Publikum über das zu reden, was sie verbindet: Hass auf Weltoffenheit und Verachtung für Demokratie, ebenso ihre gemeinsame Vorliebe für rechtsextreme Verschwörungserzählungen und völkischen Nationalismus. Als wir letztes Jahr Twitter/X kollektiv per #eXit-Aktion verlassen haben, war die Plattform längst zur rechten Echokammer umgestaltet. Dass Mark Zuckerberg und Meta sich nun an diesem Niedergang orientieren wollen, ist ebenso bitter wie traurig. Die Zeit wird zeigen, wie es mit Instagram, Threads und Facebook weitergeht. Wie es mit X weitergeht, ist allerdings glasklar: X wird weiterhin ein Megafon für Hassrede sein, ein Ort für Desinformation und ein Verstärker menschlicher Niedertracht. Daher ist heute ein guter Tag, um zu überlegen, ob man dazu beitragen will. Wer X noch nutzt, sollte sich fragen, was ihn oder sie dort hält. Es ist nie zu spät für den #eXit, auch meiner war „besser spät als nie“. Alle Politiker und Politikerinnen sollten wiederum überlegen, ob sie ihrer demokratischen Verantwortung gerecht werden, wenn sie einer antidemokratischen Plattform durch ihre Präsenz und ihre Beiträge zusätzliche Relevanz verleihen. X ist längst kein guter Ort für demokratischen Wettkampf mehr, Wahlkampf hin oder her. X ist eine AfD-Plattform, auf der AfD-Inhalte gut funktionieren, weil der Besitzer ein AfD-Fan ist, ein Trump-Fan – ein rechtsradikaler, machtgeiler Milliardär, der selbst jenen Eliten angehört, die er zu bekämpfen vorgibt. Und alle Journalisten und Journalistinnen müssen sich fragen, ob sie weiterhin die auf X geteilten Beiträge reproduzieren wollen. Ja, es ist richtig, die Rechtspopulisten und ihre Machenschaften im Blick zu behalten, auch ich werde es zukünftig weiterhin tun – aber es ist falsch, ihren Beiträgen unnötige Reichweite und Resonanz zu geben. Wir alle sollten uns fragen, auf wessen Konto wir einzahlen in der Aufmerksamkeitsökonomie.
UPDATE 10.1.25: Lief alles wie erwartet. Rechtsextremer Verschwörungsmüll (Abre numa nova janela), Desinformation (Abre numa nova janela)und Stiefellecken (Abre numa nova janela) - aber selbst das hat nicht richtig geklappt (Abre numa nova janela). Hier ein Faktencheck des SPIEGEL (Abre numa nova janela).