Groove, Soul, Humor: China Moses
In ihren Songs lässt China Moses Einflüsse von Soul über Blues bis Jazz und R'n'B elegant aufeinandertreffen. Am 2. Mai spielte die Künstlerin mit ihrem Vibe Tribe ein Konzert voll Groove, Sensibilität und Humor im Jazzclub Unterfahrt.
Text und Fotos: Christina M. Bauer
Sie macht es ein wenig spannend. Für den ersten Song des Abends lässt sich China Moses von ihrer Band erst einmal auf die Bühne spielen. So ist das Rhythmusfundament der vier Musiker solide eingegroovt, als sie schließlich auftritt und die Geschichte einer Freundin erzählt, die sie zum gespielten Song inspiriert hat. "Breaking Point" ist bluesgefärbt und intensiv, und Moses gibt damit zu einem wesentlichen Teil die Richtung vor für ihr Konzert. Der beschwingte zweite Song "Watch Out" wirkt da wie eine heitere Entgegnung und bringt noch eine Komponente ins Spiel, die Moses' Musik und insbesondere ihre Livekonzerte ausmacht: Humor. Damit ist im Wesentlichen das Spannungsfeld abgesteckt, in dem sie und ihre Band mit souveränem Zusammenspiel, anspruchsvollen Soli und einnehmendem Groove ihren dreistündigen Liveauftritt bestreiten.
Markant, rauh und rauchig begibt sich die Sängerin mit dem über Selbstakzeptanz verfassten Stück "It's okay" in die Gefilde des Bluesrock. Anderswo macht sie mit der sensiblen Ballade "Another Night" eine für tourende Künstlerinnen und Künstler besondere Erfahrung zum Thema, die Wucht des Alleinseins nach einem Auftritt. Auf ihre ganz eigene Art und Weise verarbeitet sie aber auch Erfahrungen, die für viele Menschen mit unserer modernen Lebenswelt verknüpft sind. So ist "Disconnected" eine heitere Reflexion über den Wunsch nach einer echten, menschlichen Begegnung in einer allzeit vernetzten und dabei oft oberflächlichen, schnelllebigen Gesellschaft. In "I can be happy" setzt sich die Künstlerin charmant mit den Tücken des modernen Onlinedatings auseinander und beschert dem Publikum bei der Gelegenheit eine ihrer quasi-kabarettistischen Moderationen.
So wie dieser möglicherweise witzigste Part des Abends ist aber auch der zweifellos traurigste mitten aus dem Leben gegriffen. Über den erschütternden Angriff auf den Club Bataclan hat die US-Künstlerin, die selbst fast ihr gesamtes Leben lang sehr eng mit der Stadt Paris verbunden ist, einen Song geschrieben. Es zeichnet Moses' künstlerischen Stil aus, dass sogar diese nachdenkliche Komposition voll tiefer Melancholie musikalisch gesehen Groove hat. Ein Spektrum an gegensätzlichen Erfahrungen und Gefühlen bringt die Sängerin genauso zusammen wie eine entsprechende Palette an gesanglichen Klangfarben, Stimmungen und Nuancen. Einmal mehr hat sie sich mit ausgezeichneten Musikern der internationalen Szene umgeben. Im Zusammenspiel wie solistisch kann jeder von ihnen glänzen, der deutsche Tastenkünstler Ilja Ruf, Gitarrist Jerome Cornelis und Bassist Emmanuel Sunee aus der französischen Jazzszene und der britische Schlagzeuger Ebow Mensah alias "Lox".
Zweifellos einige Highlights setzen Sunees Basssoli, die vom soulig-sanglichen Solo über rasant-virtuose Passagen bis zum lässigen Slap Bass reichen. Am Flügel und Keyboard mischt mit Ilja Ruf außerdem ein sehr vielversprechender Newcomer der deutschen Jazzszene mit. Den erst 23-jährigen holte Moses buchstäblich einen Tag vor dem Tourneestart für einige Konzerte in die Band, da, wie es gar nicht so selten vorkommt, ein Musiker kurzfristig ausfiel. Für den ausverkauften Jazzclub Unterfahrt ist es wie für manch anderen Club ein Kompliment, dass Moses dort immer noch genauso gern auftritt wie in größeren Konzertsälen. Am Tag vor dem Clubgig spielte sie mit ihrer Band in der Oper Bonn beim dortigen Jazzfest, am heutigen Samstag wird sie in Halle beim Festival Women in Jazz konzertieren.
Foto 1: China Moses beim Konzert im Jazzclub Unterfahrt am 2. Mai 2025

Foto 2: Ilja Ruf, Jerome Cornelis, Emmanuel Sunee, Ebow Mensah ("Lox") und China Moses (v.l.)

Foto 3: Ilja Ruf, Jerome Cornelis, China Moses, Emmanuel Sunee und Ebow Mensah ("Lox") (v.l.)