That Girl und das Ding mit der Selbstfürsorge vs. Optimiererei

Warum ich das fast geworden und weshalb das gar nicht so falsch gewesen wäre. Für mich individuell und für ich glaube viele Neurodivergente allgemeiner.

Euch ist schon klar, woher der Wind weht, oder?
Ich bin ziemlich abgerockt aktuell (Text entstand Ende der Schließzeit und aus demselben Grund schafft er es erst nach der Schließzeit in die Veröffentlichung) und bin vielleicht noch nicht verzweifelt, so aber doch sehr intensiv und fokussiert auf der Suche danach, wie ich meine Situation verbessern kann. Und das ohne dabei am Ende ohne Job dazustehen und damit zu riskieren, dass wir dieses Haus hier nicht gegen Temperaturen und Nässe abgedichtet bekommen oder meine Eltern leider darauf vertrauen müssen, dass die 50 Jahre alten Stromleitungen nirgendwo anfangen vor sich hin zu rösten.

Weniger arbeiten ist aktuell keine Option, mein Kind bleibt mir glücklicherweise ja auch erhalten, auch wenn da der Care-Aufwand ja immer mal wieder fluktuiert, somit setze ich vor allem bei mir selbst an.

Warnung: Es geht ums Optimieren. Das pikst viele Leute ja erst mal ziemlich an.

Let's go!

Morgenroutine mit Zitronenwasser zusammen mit den Nahrungsergänzungsmitteln, Yoga oder gern auch Lauf- oder Krafttraining, Journal, Affirmationen, Tagesintention, Dankbarkeit und auf jeden Fall schon mal Tageslicht und frische Luft.
Abschluss nach der Meditation mit einem Whole Foods Frühstück, idealerweise passend zum Training oder auch einfach nur ein Smootie, bevor es dann duschen, anziehen und frisieren geht.
Schminken? Wenn ich Bock drauf habe. Brauche ich nach einem solchen Morgen nämlich nicht.

*

Ich war da schon mal. Ziemlich genau so. Und so sehr dieser Tagesstart mittlerweile auch mit Augenrollen quittiert wird als Lifestyle junger Frauen, die an sich damit das Optimieren vorleben und propagieren, noch dazu eines, was wahnsinnig viele freie Zeitressourcen voraussetzt, so sehr war es doch das beste Leben, das, das am besten zu mir gepasst hat, überhaupt.

Das war 2016 und ich habe nur noch 4 Tage pro Woche gearbeitet, dann sogar nur noch 3. Die Geschichte kennt ihr: Weil ich dann mit dem Bloggen durchstarten wollte, denn das war mein persönlicher Zenit an Reichweite.

Nun, ich wurde schwanger. The rest is history.

Sieben Jahre später, viele Erfahrungen reicher und mit ziemlich anders verteilten Ressourcen als damals sitze ich hier an meinem Laptop und denke mir das, was ich schon so oft gesagt habe:

Ich will dahin zurück!

Nein! Ich will nicht dahin zurück! Was ich aber sehr wohl will, das ist die Reintegration all derer Aspekte, die mir so gut getan haben. Ich will weiter Mama sein. Und ich will Creatorin sein und ein Haus renovieren, ein Buch mit 4 Bänden geschrieben haben und über den 5. nachdenken. Holy Cow, und wie ich das will!

Aber es ist eben schon krass zu sehen, dass die lange Durststrecke von Schwangerschaft bis... na, bis jetzt wäre übertrieben, aber zumindest bis gar nicht mal vor so langem, so ressourcengebunden war, dass für diese Art Selfcare gar keine Möglichkeit bestand. Dass ich nur zynisch werden konnte, wenn es um das Thema ging.

Denn es tat höllisch weh zu hören, was ich denn am besten alles tun sollte, damit es mir besser ging. Und ich mir immer wieder nur gedacht habe:

"Ach nee?! Du, ich weiß das! Ich war da schon mal! Jeder Tag ist ein neuer Kampf dafür, zumindest etwas davon zu bekommen!"
Und gleichzeitig mein Kind zu begleiten, ohne es zu traumatisieren, weil ich ihm Coregulation verweigere, um mich um mich zu kümmern. So in Kürze.