Recovery Interview Nr.20 mit Natalie
Hallo ihr lieben, in dieser Beitragsreihe stelle ich Betroffenen und Angehörigen von psychischen Erkrankungen ein paar Interview-Fragen, wie sie mit den Erkrankungen umgehen, was ihnen hilft und gebe ihnen eine Stimme. Ich bin anna, Selbstbetroffene und freiberufliche Autorin und beschäftige mich mit mentalen Themen. Besonders Recovery, der Weg zur Genesung, Entstigmatisierung und das Meistern des Alltags mit psychischen oder chronischen Erkrankungen, finde ich wichtig. Und zu erkennen: Du bist nicht allein! Diese Reihe ist for free und als Ergänzung zu meinen üblichen Content zu sehen. Ich denke wir können alle viel auch von anderen lernen und mitnehmen.
Wer möchte, kann sich die Interview-Vorlage am Ende des Interviews im SafeSpace runterladen und mir ausgefüllt mit Foto per Mail an good.days.will.come@outlook.de (Abre numa nova janela) zuschicken. Vielleicht erscheint dein Interview dann auch bald hier.
Heute habe ich Natalie im Interview.
Wer bist Du, wo kommst Du her und wie alt bist Du? Wenn Du magst, gebe deine Pronomen an. Und wenn ihr mehrere seid (bezieht sich auf multiple Persönlichkeiten), dann das natürlich auch.
Mein Name ist Natalie und ich wohne in Güstrow, Mecklenburg Vorpommern. Ich bin 22 Jahre alt.
Was ist deine Behinderung/Erkrankung?
Ich bin seitdem ich 18 bin an Depressionen erkrankt. Ich leide unter Depressionen, Panikattacken und einer Borderline Erkrankung.
Würdest Du Deine Erkrankung gerne sichtbar oder unsichtbar machen?
Teils ja, teils nein, also ich hab riesige Angst davor einfach nur so abgestempelt zu werden und in eine Schublade gesteckt zu werden. Andererseits möchte ich aber auch besser verstanden werden, warum ich so bin wie ich bin.
Was machst Du beruflich oder wie gestaltest Du deinen Alltag?
Ich mache seit 2019 eine Ausbildung zur Sozialassistentin. Die Ausbildung geht eigentlich nur 2 Jahre, aber aufgrund meiner Krankheiten musste ich öfters unterbrechen. Letztes Jahr hatte ich komplett durchgezogen, doch da hat es leider nicht zur Prüfungszulassung gereicht, aufgrund schlechter Noten. Ich hab mich einfach zu viel auf andere Themen konzentriert, und die Schule schleifen lassen. Nächstes Jahr ist meine letzte Chance. Ich werde die Ausbildung 2026 beenden (hoffentlich) und denn 2 Jahre die Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin ranhängen.
Momentan besteht mein Alltag aus Terminen, Klinikaufenthalten 2 Stück noch, Haushakt und Hobbys nachgehen.
Wie geht es Dir zur Zeit und was beschäftigt Dich?
Zur Zeit geht es mir leider nicht so gut. Mich beschäftigen 100000000 Dinge, und es wird auch so immer mehr was sich im Alltag an Problemen anhäuft. Ich werde bald eine Traumatherapie machen, um auch mal das Trauma, was schon länger her ist aus meinen Kopf zu bekommen und etwas aufzuräumen im Kopf. Körperlich geht es mir zur Zeit auch nicht so gut, weshalb ich mich mehr zurückziehe und auch viel nachdenklicher und gereizter bin.
Ich mache gerne Diamond Painting, ich puzzle gerne besonders schwierige Puzzle, ich höre gerne Musik, lese gerne und bin ehrenamtlich im THW.
Was bedeutet für Dich Recovery? Und wo würdest Du sagen, stehst Du zur Zeit?
Für mich bedeutet Recovery zu mir selbst wieder zu finden. Sich selbst akzeptieren, zu sich selbst finden und mit sich selbst gut umzugehen. Sich auch wieder mehr zutrauen.
Was ist für dich ein gutes Helfernetzwerk?
Ich hatte schon immer Schwierigkeiten, Hilfe anzunehmen, aber selbst helfe ich immer wo ich kann, egal was es kostet oder an Kraft kostet. Mittlerweile habe ich einige Leute die mir helfen ( meine Therapeutin, meine Ärztin, Freunde und meine Betreuerin, der ich schon sehr oft danke sage und es gar nicht genug Dankbarkeit für sie gibt).
Zu welchem mentalen Thema fehlt Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft?
Tatsächlich fehlen zu allem Themen die Aufklärung. Besonders in Schulen. Ich hatte, bevor ich nicht selbst erkrankt bin, keine Ahnung was das alles überhaupt ist und habe mich schon oft gefragt warum sich einige Leute verletzen oder warum sie sich so verhalten wie sie es eben getan haben. Oder warum sie oft krank waren, obwohl ihnen nichts körperliches fehlt. Auch wenn schon Aufklärungsarbeit stattfindet, ist es immernoch zu wenig. Viele lachen einen auch aus, weil ihnen einfach die Aufklärung fehlt.
Wenn Du Skills nutzt: Was sind deine Lieblinge?
Meine Lieblingsskills. Also am liebsten benutze ich meine Akupressurringe oder auch Akupressurbälle und Igelbälle. In der Therapie bei hoher Anspannung benutze ich auch oft meinen Fidget Spinner.
Notfalltasche: Was muss bei Dir immer mit?
n meiner Notfalltasche befinden sich verschiedene Skills, wie zum Beispiel Igelball, Finalgon, Center Shocks, Akupressurringe, Fidget Spinner und auch meinen Bedarf (Tabletten), die ich allerdings nur nehme wenn wirklich gar nichts mehr geht. Ebenfalls befinden sich ein Bild von meiner Schwester, scharfe Lollys und Bonbons, ein Knautschball, Therapieknete, ein Klicker und ein kleines Knobelspiel.
Dein Lebenstraum oder größere Ziele, gibt es da etwas, das Du erzählen möchtest?
Mein zurzeit größtes Ziel ist das bestehen der Ausbildung, doch davor möchte und muss ich erstmal wieder stabil werden.
Mein Lebenstraum ist, dass ich irgendwann mit meiner Partner/meiner Partnerin, die/der mich so nimmt wie ich bin, auch wenn es mir mal nicht so gut geht und ich mal depressiv bin, der mich nie im Stich lässt und mich akzeptiert, in einem schönem Haus wohne und dazu noch 2-3 Kinder habe. Wenn es finanziell möglich ist irgendwann, möchte ich die Welt erkunden. Urlaub in verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt. Oder einmal fett shoppen gehen, ohne aufs Geld achten zu müssen.
An welchen Orten fühlst Du Dich sicher?
Ich fühle mich in meiner Wohnung am wohlsten oder wenn ich unter Leuten (die ich auch kenne)bin. Ebenfalls tut mir der Kontakt mit Kindern seht gut.
Was würdest Du Betroffenen (von psychischen Erkrankungen) gerne sagen?
Ihr seit nicht alleine. Wir sind alle Kämpfer und mit Willen kann man die Schlacht irgendwann auch gewinnen. Egal wie schwer es gerade ist, es kommen auch wieder gute und ruhige Tage. Wir alle sind Kämpferlegenden. Wir sind alle stark. Sowohl jeder einzelne aber auch zusammen. Ich glaube an jeden einzelnen von euch, ihr seid stärker als ihr glaubt, vergesst das bitte nicht. Wir schaffen das!.
Was würdest Du Nicht-Betroffenen gerne sagen?
Bitte nehmt uns wie wir sind. Falls ihr uns nicht versteht, informiert euch oder fragt uns. Oft können wir selbst nichts dafür, dass wir so sind wie wir sind. Achtet auf Signale und seid für uns da. Helft uns, wenn wir Hilfe brauchen. Gibt uns Nähe oder Liebe. Bitte verurteilt uns nicht. Wir wollen nur ein normales Leben leben, was es aber schwierig macht, wenn wir keine Unterstützung bekommen oder sogar noch fertig gemacht werden. Gebt uns Halt und Schutz, fangt uns auf, bevor wir immer tiefer fallen. Wir geben schon unser bestes, um ein halbwegs gesundes Leben führen zu können. Wir sind auch nur Menschen, die Lieben und Leben wollen.
Was ist dein Mantra oder Spruch, der Dir Kraft gibt?
Ich bin ein Kämpfer und ich bin stark.
Ich habe ein Tattoo, wo drauf steht: Star Strong. Das gibt mir oft viel Kraft, wenn ich am Boden bin. Es hilft mir oft wieder positiv zu denken. Es gibt mir Kraft.
Ich möchte nur noch euch was sagen: Ihr alle seid wundervolle Menschen und ihr alle seid stärker als ihr wahrscheinlich glaubt. Ich glaube an euch alle.
Wo kann man Dich finden?
Insta: kaempferlegende_natalie
Danke für das Interview und Liebe Grüße,
Natalie
Vielen Dank für deine Zeit und alles Gute für deinen weiteren Weg!
Wer möchte, kann sich die Interview-Vorlage am Ende des Interviews im SafeSpace runterladen und mir ausgefüllt mit Foto per Mail an good.days.will.come@outlook.de (Abre numa nova janela) zuschicken. Vielleicht erscheint dein Interview dann auch bald hier.