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Vorstellung – die Zweite – Sophie Rykena und die Duisburger Kaiserpfalz

Sophie Rykena im August 2024. Foto: Sara Jagiolla, CAU.

In unserem Newsletter zum Forschungsprojekt „Genese des westlichen Ruhrgebiets“ werden wir bis zum Ende des Jahres unsere Akteur*innen genauer vorstellen. Heute Sophie Rykena aus Bückeburg in Niedersachsen.

Handschriftliche Unterschrift aus einem Brief zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Sütterlin-Schrift.

Brief Konrad Plaths an den Oberbürgermeister und die städtischen Behörden vom 20.06.1899 (Scan im Ortsaktenarchiv der Stadtarchäologie Duisburg). Zum Inhalt siehe: Kai Thomas Platz, Ergänzende Betrachtungen zur Bauentwicklung des Burgplatzes und Anmerkungen zu bisher nur unvollständig ausgewerteten Planquellen zu Duisburg in der Neuzeit. Dispargum. Jahresberichte der Duisburger Stadtarchäologie 5, 2020, 43—68; S. 56—57.

In Duisburg forschte zu Beginn des vorherigen Jahrhunderts der Pfalzenforscher Konrad Plath, der nach seinem Studium das Unterfangen anging, die deutschen Königspfalzen zu inventarisieren. Nun blieb das Projekt in seinem Anfängen stecken, nichts destotrotz machte er sich um die Pfalzenforschung, insbesondere Duisburg, verdient. Ein schöner Zufall will es, dass Sophie Rykena, die sich in ihrer laufenden Dissertation mit der Duisburger Königspfalz beschäftigt, in Bückeburg, der Residenzstadt der Fürsten zu Schaumburg-Lippe, aufwuchs. Umso schöner die Überraschung die Unterschrift Konrad Plaths unter einem offiziellen Brief an den Duisburger Oberbürgermeister zu lesen: “Konrad Plath, Doktor der Philosophie, Ritter des Schaumburg-Lippischen Hausordens”. Diesen Titel hat er mutmaßlich 1889 verliehen bekommen, weil er die Hünenburg bei Rinteln 1887 ausgrub. Somit schließt sich der Kreis. Die Erforschung der Duisburger Pfalz ist fest in Schaumburger Hand.

Aber bevor es zu der Vorstellung geht: In den letzten Monaten waren wir auf zwei Konferenzen.

Im August nahm ein Teil des Projektes in Göttingen bei einer Konferenz zur Pfalz Grona und ihrer Rolle in der Deutschen Pfalzenlandschaft teil. Diese von Frau Dr. Betty Arndt organisierte Tagung war insbesondere für die Teilprojekte 1 und 2 des Projektes spannend und hat einen Einblick in die aktuelle Pfalzenforschung geliefert.

Anfang Oktober waren wir dann auf der Tagung der Altertumsverbände in Bochum. Dort haben sich diverse Arbeitsgruppen getroffen. Besonders Interessant waren für uns die Treffen der DGAMN (Deutsche Gesellschaft für die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit), die während der Tagung an zwei Tagen stattfanden. Dort stellte Maxi Platz das Projekt und ihr Teilprojekt vor. Abgerundet wurde die Tagungswoche durch eine Exkursion in die Nachbarstadt Essen, wo wir eine kurze Zeitreise durch die Stadtgeschichte machen konnten, von latènzeitlichen Befestigungswällen bis zu den archäologischen Hinterlassenschaften eines Fremd- und Zwangsarbeiterlagers des Zweiten Weltkrieges.

Einen goldenen Herbst und beste Grüße aus Kiel und dem Ruhrgebiet wünschen,

Sophie Rykena, Johannes Reller und Maxi Platz

Sophie Rykena und die Duisburger Kaiserpfalz

Mein Traum was es schon als Kind, Archäologin zu werden und ich habe ihn verwirklicht. Auch wenn ich ursprünglich aus Niedersachsen komme, habe ich mein gesamtes Studium und bisheriges Arbeitsleben, bis auf wenige Ausnahmen, in Nordrhein-Westfalen verbracht.

Im Jahr 2012 begann ich an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Archäologien zu studieren mit den Schwerpunkten Vor- und Frühgeschichtliche, Klassische und Christliche Archäologie. In meinen Nebenfächern habe ich einen Ausflug in die Philosophie und die Geschichtswissenschaften gemacht. Mein Schwerpunkt im Hauptfach lag dabei auf der Christlichen Archäologie, daher habe ich mich für einen Erasmusaufenthalt an der Universität Wien entschieden, wo ich Kurse der Byzantinischen Kunstgeschichte besucht habe. Aber nicht nur dieses neue Fach konnte ich kennenlernen, in den Archäologien habe ich mich sowohl mit der Archäologie des Mittelalters beschäftigen können, als auch mit Luftbildarchäologie und Numismatik. Zurück in Bonn habe ich meine Bachelorarbeit mit dem Titel „Von Babylon nach al-Fustat. Die ‚Christianisierung‘ einer römischen Festung?“ abgeschlossen. Im Masterstudiengang verlagerte sich mein Studienschwerpunkt dann in die Frühgeschichtliche Archäologie und die Kunstgeschichte des Mittelalters. Im Zuge dessen kam ich auch in Kontakt mit der Pfalzstadt Duisburg. Ich wollte meine Abschlussarbeit gern im Bereich der Mittelalterarchäologie schreiben und ging auf den Stadtarchäologen der Stadt Duisburg Dr. Kai Thomas Platz zu. Er gibt an der Universität Bonn seit 2009 Lehrveranstaltungen im Bereich der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit und betreute meine Abschlussarbeit. In meiner Masterarbeit mit dem Titel: „Die Johanniterkommende in Duisburg im Mittelalter. Frühere Nutzungen des Areals, Gründungsanlage und die baulichen Entwicklungen im Mittelalter“ wertete ich eine archäologische Untersuchung aus den 1980er Jahren aus, die auf dem Gelände der Marienkirche in Duisburg stattfand.

Bei der Ausgrabung waren nicht nur Überreste der älteren Kirche und deren Umbauphasen freigelegt worden, sondern auch überraschenderweise Reste eines Wohnturms, der als erste steinerne Bebauung dieses Areals im 10. Jh. angesprochen werden kann. Bei der Marienkirche handelt es sich um die älteste Niederlassung des Johanniterordens auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Es handelte sich also nicht nur um eine reine Kirche, sondern auch um ein Hospital mit umgebenden Kommendengebäuden, also einer klosterähnlichen Anlage, die auch auf dem Corputiusplan von 1566 zu sehen ist.

Neben dem Studium habe ich bereits ab dem 2. Semester an der Uni gearbeitet. Erst als Hilfskraft in der Bibliothek, später dann im „Inden-Pier Projekt“ der Uni Bonn, das sich mit der Erforschung eines Dorfes beschäftigte, deren Bewohner*innen für den Braunkohletagebau umgesiedelt wurden. Dort habe ich im Innendienst mitgearbeitet, während auf dem Feld Aus- und Lehrgrabungen stattfanden. Meine Aufgaben waren die Dokumentationsaufarbeitung, Fundbearbeitung und das Schlämmen von Bodenproben. Nach meinem Aufenthalt in Wien habe ich beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege in Bonn in der wissenschaftlichen EDV gearbeitet und dort die Grabungsdokumentation von Firmen in die amtseigene Datenbank „BoDeOn“ eingepflegt und dabei die Einhaltung der LVR-Richtlinien überprüft. Parallel zum Masterstudium arbeitete ich in Grabungsfirmen in Bonn und Duisburg und war dort sowohl auf Ausgrabungen aller Zeitstellungen als auch im Innendienst mit der Aufarbeitung der Grabungen beschäftigt.

Da ich mich mit der Geschichte der Stadt Duisburg bereits beschäftigt hatte, war meine Freude umso größer, dass ein Projekt angestoßen wurde, um die mittelalterliche Entwicklung der Stadt in ihrer Gesamtheit aufzuarbeiten. Die Doktorarbeit ist somit Vertiefung und Ausweitung meiner Forschungen zum Hochmittelalter in Duisburg.

Mein Promotionsthema behandelt die zweite Zeitscheibe des im Gesamtprojekt untersuchten Zeitraums. Genauer beleuchtet werden soll die Entwicklung Duisburgs von einer ottonischen Pfalz zu einer Stadt im/des 13. Jh. Dabei konzentriert sich die Arbeit auf eine Auswertung der Ausgrabungen der letzten 160 Jahre, die im Bereich der Altstadt stattgefunden haben, also dem von der mittelalterlichen Stadtmauer umwehrten Gebiet. Wichtig bei dieser Arbeit wird es vor allem sein, sowohl alte Grabungen zusammenzutragen und deren Interpretation kritisch zu hinterfragen, als auch diese mit den aktuellen Untersuchungen insbesondere im Mercatorquartier in Zusammenhang zu bringen und so zu versuchen, ein vollständigeres Bild der hochmittelalterlichen Stadt zu zeichnen. Dabei ist besonders die Frage von Bedeutung, was eine Stadt von einer Pfalzsiedlung unterscheidet oder ob diese gleichzusetzen ist. Insbesondere die Stadtmauer ist dabei von Interesse und die Frage danach, in welchem Zeitraum sie welche Gebiete bereits eingeschlossen hat oder nicht und welche Gebiete in welcher Intensität besiedelt waren. Ein möglicher Ansatzpunkt ist es, sich diesen Fragestellungen über die bisher gängigen Narrative zur Entwicklung Duisburgs zu nähern, diese näher zu beleuchten, zu prüfen und wenn nötig richtig zu stellen.

Dafür wurde von mir in den letzten Monaten eine Filterung der Grabungen vorgenommen und seitdem eine Aufarbeitung, insbesondere der Grabungen aus den 1980er und 1990er Jahren, durchgeführt. Diese sind, wie bei allen Altgrabungen üblich, in unterschiedlicher Qualität durchgeführt und überliefert worden. Nebenbei wurden mithilfe der neuen Großgrabungen im Mercatorquartier interne Keramikwarenarten bestimmt, dazu war in diesem Newsletter schon zu lesen.

Die Aufarbeitung der Altgrabungen in Verbindungen mit den jüngsten Grabungen verspricht bereits jetzt ein neues Bild der Pfalz und Pfalzstadt Duisburg.