Saltar para o conteúdo principal

Aus dem Leben eines Fangirls

Fangirls = durchgeknallte Mädels

Der Begriff „Fangirl“ kann mittlerweile wohl durchaus als eingedeutscht beschrieben werden und weckt somit auch im deutschsprachigen Raum sicherlich einige von Stereotypen durchdrängte, meist negative Bilder. Und trotzdem betitele ich mich in dieser Reihe selbst als „Fangirl“, denn das beschreibt wohl immer noch am besten, woran ich euch teilhaben lassen möchte: An einem Phänomen rund um Fankultur, bei dem es nicht nur um das Anhimmeln von Sängern oder das Kreischen in der ersten Reihe geht. Vielmehr soll es darum gehen, einen Blick hinter die Kulissen der „Fangirl-Kultur“ zu erhalten, zu verstehen, wie diese „Spezies“ wirklich tickt, welche ungeschriebenen Regeln sich diese Kultur – ja, man kann sie schon als eigene Kultur bezeichnen – selbst auferlegt hat, was schlecht läuft, und was vielleicht auch als „Safe Space“ gelten kann.

Für die Bezeichnung „Fangirl“ kassiere ich wahrscheinlich dennoch ein paar Kopfschüttler. Allgemeinhin gelten Fangirls sicherlich als etwas durchgeknallte, in den Sänger verliebte Teenager, die ihren Idolen vor Hotels auflauern, deren Tourbus hinterher reisen, und allgemein mehr als Gefahr für die Künstler:innen eingestuft werden können. Und während das vielleicht auf die ein oder andere Person zutrifft, die sich innerhalb von Fankultur bewegt, so ist das sicherlich die Ausnahme, und nicht die Regel. Der schlechte Ruf eilt „Fangirls“ voraus, sie „terrorisieren“ Bands wie SLEEP TOKEN, kennen keine Grenzen, und scheren sich weniger um die Musik und mehr um die Anerkennung der Bandmitglieder.

Dabei verdienen Fangirls eigentlich weitaus mehr Anerkennung als immer nur im schlechten Licht dargestellt zu werden. Angefangen bei Konzerten, die durch die Fans zu ganztägigen Events werden, bei denen man neue Freundschaften schließen, Verbindungen aufbauen, und sich über die Musik austauschen kann, bis hin zu der Arbeit, die die Fans von zuhause leisten: Es wird auf Social Media Werbung für die Lieblingsband gemacht, durch TikTok-Videos oder Instagram-Beiträge. Es wird Merch gekauft. Das neue Album vorbestellt, um Chart-Platzierungen zu unterstützen. Man kann also ganz viel schlechtes über Fangirls sagen, und manches stimmt vielleicht auch, aber am Ende des Tages kann jede Band unendlich dankbar dafür sein, Fangirls in den eigenen Reihen zu sehen, die die Band bis aufs äußerste unterstützen.

Und außerdem: Im Fußball gibt es das selbe Phänomen schon mindestens genauso lange und sorgt für deutlich weniger Aufregung…

Dennoch ging die Diskussion vom neuen los, als es Ende Juli endlich soweit war und Taylor Swift mit einer der wohl beeindruckendsten Tourneen in der Musikgeschichte nach Gelsenkirchen in die Veltins-Arena kam. Zuerst musste man sich nur mit Fußball-Ultras rumschlagen, die ein Problem damit hatten, dass die Sängerin eine Arena bespielt, die doch für den Fußball gedacht ist. Doch dann kam die Ankündigung der Stadt Gelsenkirchen, sich für einige Tage in „Swiftkirchen“ zu Ehren von Taylor Swift umzubenennen. Da kamen dann auch die RAMMSTEIN-Fans aus ihren Löchern gekrochen. Nach Swift’s Shows spielte nämlich auch diese Band in Gelsenkirchen, allerdings wollte sich die Stadt dafür nicht umbenennen. Wilde Beschimpfungen der enttäuschten RAMMSTEIN-Fans mussten Taylor Swift-Fans dann online ertragen.

Für die Stadt Gelsenkirchen wird es dafür mal erfrischend gewesen sein, trotz über 60.000 Fans an jeweils drei Tagen keine Prügeleien, Auseinandersetzungen, oder Sauf-Gelage ertragen zu müssen. Nur pure Zusammengeschlossenheit, Gesinge, und jede Menge Freundschaftsarmbänder.

Fotos: Isabel Ferreira de Castro

Noch schöner ist für die alternative Fankultur aber, dass die Eras-Tour zu einem richtigen „Swemo“-Fest wurde, und zwar dank PARAMORE, die als Vorband auftraten. „Swemo“ setzt sich dabei aus den Wörtern „Swiftie“, was Taylor Swift-Fans beschreibt, und „Emo“ zusammen und beschreibt Fans, die normalerweise Rock, Metal, oder auch Punk hören, und dazu noch Taylor Swift-Fans sind. So hat selbst alternative Kultur ihren Platz bei der Eras-Tour gefunden und auch wenn „Swemos“ in der Unterzahl waren, so konnte man sie definitiv daran erkennen, dass sie bei PARAMORE die einzigen waren, die von ihren Sitzplätzen aufgestanden sind und mitgesungen haben. Der Eras-Tour haben wir es übrigens auch zu verdanken, dass es PARAMORE nach sieben (!!!) Jahren und trotz neuem Album endlich mal wieder nach Deutschland geschafft hat. Eine Europa-Tour könnte aber hoffentlich auch in naher Zukunft anstehen, zumindest hat die Band während ihrer Auftritte in Deutschland immer wieder Hinweise darauf gegeben. Zur nächsten Headline-Tour von PARAMORE wird sich so mancher Fan dann wohl umgucken, denn die Kultur der PARAMORE-Fanbase wird sich nach der Eras-Tour verändert haben. Es wird nicht nur vermehrt Publikum geben, das sonst eher wenig mit alternativer Kultur zu tun hat, es wird sicherlich auch ein erneutes Swemo-Fest, bei dem Freundschaftsarmbänder getauscht werden und gegenseitig Glitzer aufgetragen wird. Auch das Anstehen vor der Halle wird sich verändern, so wie es Allgemeinhin eine Veränderung der „Ansteh-Kultur“ gegeben hat, aber das ist ein Thema für ein andern mal. Wer sich also jetzt schon auf eine potenzielle PARAMORE Headline-Tour vorbereiten möchte, sollte schon mal mit dem Armbänder-Basteln anfangen oder sich an PARAMORE’s ganz eigener DIY-Kultur beteiligen: Freundschafts-Sicherheitsnadeln, die Sängerin Hayley Williams neuerdings an ihren Hosen trägt. Dieser Zusammenhalt ist das Fangirlsein am Ende mehr als wert.

Isabel Ferreira de Castro

0 comentários

Gostaria de ser o primeiro a escrever um comentário?
Torne-se membro de FUZE Magazine e comece a conversa.
Torne-se membro