⚽️ Wurfgeschosse beim Fußball: 10 Treffer, die keiner sehen wollte
Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Heute erwartet das DFB-Sportgericht die Stellungnahme von Union Berlin, wie es zum Feuerzeug-Wurf beim Heimspiel gegen den VfL Bochum kommen konnte. Der Verein wird für sich Nachsicht beanspruchen dürfen, weil der Übeltäter äußerst schnell entlarvt, geschnappt und den Behörden übergeben wurde. Kein Klub kann ja für jeden einzelnen Stadionbesucher gewährleisten, dass der bei Verstand ist, wenn er zum Fußball geht. Im Moment muss man froh sein, dass VfL-Torwart Patrick Drewes nicht ernsthafter verletzt wurde.
Die peinliche Diskussion, ob Drewes seine Verletzung nur vorgetäuscht hat (Abre numa nova janela), wie es Ex-Schiedsrichter Gräfe tat, trägt wenig zur Sachdiskussion bei. Es geht in diesem Fall um den Täter und nicht um das Opfer. Das DFB-Sportgericht wird sein Urteil hoffentlich so hart fällen, dass das Signal unmissverständlich ist: Wer andere im Stadion gefährdet, muss dafür teuer bezahlen. Auch Union kommt an einer Strafe nicht vorbei. Aber immerhin dürfen wir registrieren, dass der Verein seinen notwendigen Teil zur Aufklärung beigetragen hat.
Das ist nicht selbstverständlich. Fußballhistoriker Udo Muras hat in die Geschichtsbücher geschaut und zu viele Fälle entdeckt, die einem Beobachter noch heute, Jahre später, den Kopf schütteln lassen. Cola-Dose, Kastanie, Golfball, Schnapsflasche: Die kleine Chronik von Wurfattacken im deutschen Fußball entblößt die Hemmungslosigkeit bei zu vielen Fans. Wenn jetzt trotzdem ein Feuerzeug fliegt, kann man sagen: Noch immer nix gelernt! Kurios ist übrigens: In vier von zehn Fällen war Mönchengladbach beteiligt.
Einen heilsamen Donnerstag wünscht
Euer Pit Gottschalk
⚽️ Wurfgeschosse beim Fußball: 10 Treffer, die keiner sehen wollte
Von Udo Muras
Es war der Aufreger des vergangenen Bundesliga-Wochenendes: der Feuerzeugwurf auf VfL Bochums Torhüter Patrick Drewes, der nun vor dem DFB-Sportgericht landet.
Ohne den Skandal von Berlin verharmlosen zu wollen: Es gab schon Schlimmeres im deutschen Fußball. Eine kleine Chronik der zehn Treffer, die im Fußball keiner sehen wollte.
Mönchengladbach – Inter Mailand
Europapokal der Landesmeister am 23. Oktober 1971
Opfer: Roberto Boninsegna
Wurfgeschoss: Cola-Dose
Tathergang: In der 28. Minute flog eine leere Cola-Dose von den Rängen an den Kopf des Inter-Spielers Boninsegna. Der ging, für einige Beobachter viel zu theatralisch, zu Boden und wurde vom Platz getragen. Inter musste auswechseln, verlor mit 1:7 und legte Protest ein.
Urteil und Folgen: Die Uefa setzte ein Wiederholungsspiel in Berlin (0:0) an, Borussia schied aus. Die Polizei verhaftete einen 29jährigen Gabelstapler, der mangels Beweisen freigesprochen wurde, aber Jahre lang unter dem Vorfall litt und Magengeschwüre bekam. Boninsegna haftet auf ewig der Makel des Simulanten an. Noch 2020 beschwor er im Doppel-Interview mit Gladbachs Rainer Bonhof in der Bild am Sonntag: "Ich wurde ohnmächtig. Als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich bereits auf der Trage. Ich hatte eine Riesenbeule am Hinterkopf, und der Uefa-Kommissar sagte mir: ‚Du bist kein Lügner.‘" Die Erregung war in Deutschland auch deshalb so groß, weil die Borussia um einen grandiosen Sieg gebracht wurde. Für Günter Netzer war es "unser bestes Spiel überhaupt".
Kaiserslautern – Fortuna Düsseldorf
Bundesliga am 27. November 1976
Opfer: keine
Wurfgeschoss: drei kleine Schnapsflaschen
Tathergang: In der 76. Minute flog beim Stand von 0:1 nach einem Foul des Düsseldorfers Dieter Brei eine Schnapsflasche an den Spielfeldrand. Schiedsrichter Rudolf Frickel ließ fünf Minuten unterbrechen und durchsagen, dass er beim nächsten Wurf abbrechen werde. Kaum wieder angepfiffen, musste er die Partie dann abbrechen, denn mindestens ein Fan wollte es so. Getroffen wurde niemand, aber Frickel hatte die Nase voll: "Ich bin doch kein Bauern-Schiedsrichter." Das brachte ihm eine Klageandrohung des Pfälzer Bauernverbands ein.
Urteil und Folgen: Der DFB wertete die Partie mit 0:2. Es war der erste Spielabbruch der Bundesliga, den Fans provozierten. Seither existiert in der Ewigen Tabelle ein Tor, das keinen Schützen hat.
Karlsruher SC – Mönchengladbach
Bundesliga am 19. November 1988
Opfer: Christian Hochstätter
Wurfgeschoss: ein Feuerzeug
Tathergang: Kurz vor der Pause wurde der Gladbacher am Auge getroffen, in der Halbzeit ausgewechselt. KSC-Trainer Winfried Schäfer unterstellte ihm "Schauspielerei". Doch im Krankenhaus wurden eine Augapfelquetschung und ein Bluterguss an der Netzhaut festgestellt. In der folgenden Woche nahm er täglich "fünf, sechs Kopfschmerztabletten" ein, konnte "nach rechts kaum sehen". Borussia drängte schon zur Pause auf Spielabbruch, Schiedsrichter Markus Merk lehnte ab. Also legte sie Protest gegen das 1:3 verlorene Spiel ein.
Urteil und Folgen: Der DFB setzte das erste Wiederholungsspiel der Bundesligageschichte an: auf neutralem Boden in Heilbronn (2:2). Außerdem gab es eine Platzsperre für ein KSC-Heimspiel nach §43 der Satzung der Rechts- und Verfahrensordnung. Täter und Tatwerkzeug wurden nie ermittelt.
⚽️ Heute im Fernsehen
21 Uhr, RTL: Conference League, 1. FC Heidenheim - St. Gallen
https://youtu.be/PXAdBYxFzzo?si=7_HVL2zSq5ZzyAsC (Abre numa nova janela) (Abre numa nova janela)⚽️ Klick gemacht
https://youtu.be/ichME3vMpks?si=prBhR2wsY0fecPfr (Abre numa nova janela)Heute zu Gast: Thomas Kessen (Unsere Kurve)
Die "Unify League" ist der neue Versuch, eine Super League durchzudrücken, und sorgt für Zündstoff in der Fußballwelt. Offiziell verspricht das Konzept niedrigere Abokosten, mehr Investitionen im Frauenfußball und fairen Wettbewerb. Doch Fans wie Thomas Kessen, Pressesprecher von "Unsere Kurve", sind skeptisch: "Das ist pure, kommerzgetriebene Idiotie – ein Closed Shop für die ohnehin schon Reichen." Kessen spricht im Fever Pit'ch Podcast (Abre numa nova janela) über die wahren Motive der Initiatoren, die Reaktion der deutschen Vereine und welche Gefahr diese Liga für die Fußballkultur birgt. Aber er sieht auch Chancen: "Vielleicht wird der Fußball spannender, wenn die Großen weg sind." Warum die "Unify League" aus seiner Sicht keine Lösung ist und welche Rolle Fans spielen, erklärt er im Gespräch mit Malte Asmus. Zum Podcast: Hier klicken! (Abre numa nova janela)
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