Pressefreiheit auf Stufe gelb
Über den Stand der Pressefreiheit, Asterix und Bot-Armeen.
Was machst Du am 9. Juni?
Hoffentlich wählen (Abre numa nova janela) gehen. In den 27 EU-Mitgliedsstaaten werden an diesem Tag die Mitglieder des Europäischen Parlaments gewählt.
2024 ist weltweit Wahljahr. Die USA wählen im November ihren nächsten Präsidenten, unter anderem Indien, Kroatien, Südkorea und Togo haben Parlamentswahlen, in neun deutschen Bundesländern finden Kommunalwahlen statt.
Besonders unmittelbar vor und nach Wahlen würden pressefeindliche Tendenzen zunehmen. So attestiert es Reporter ohne Grenzen im diesjährigen Presseindex. Krisen und Kriege der vergangenen Jahre haben nicht nur im Einzelnen unsere Leben verändert, sondern auch unser Miteinander.
Besonders vor und nach Abstimmungen sind Journalistinnen und Journalisten gefährdet. Es kommt zu Beschimpfungen, Gewalt und Festnahmen. Diese Entwicklung ist besonders besorgniserregend mit Blick auf das Superwahljahr 2024: Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wird in diesem Jahr an die Wahlurnen gebeten — Reporter ohne Grenzen (Abre numa nova janela)
Das Vertrauen in den Journalismus ist gesunken (Abre numa nova janela). Dabei sind die metaphorischen Gräben in der Gesellschaft gar nicht so tief, wie eine Studie (Abre numa nova janela) letztes Jahr ergab. Polarisierte Ränder erzeugen, zum Beispiel dank sozialer Medien, schlicht mehr Lärm als die stille Mitte.
Das deutliche Auftreten von starken bis hin zu extremistischen Meinungen führt wiederum zu einer Meinungsdichotomie: Es gibt zwei Seiten und nichts dazwischen. Man ist für die eine Seite oder die andere. Für oder gegen etwas. Für die Guten oder die Bösen.
Verbunden mit der Schnelligkeit des Internets führt das zu einer Art Zwang, eine Haltung zu entwickeln und sie dann zu verkünden. Und zwar möglichst sofort. Olaf Scholz wird sein Schweigen regelmäßig vorgeworfen.
Ich habe an dieser Stelle kein Interesse den Bundeskanzler zu verteidigen. Hier zeigt sich aber der feine Grat zwischen übereilter Empörung und Verurteilung auf der einen und dem Eindruck, man interessiere sich nicht, auf der anderen Seite.
Was gerade in sozialen Netzwerken, wo die emotionalisierende Kurznachricht die Währung der Aufmerksamkeit bringt, fehlt, sind differenzierte Auseinandersetzungen. Das meint nicht nur den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Sondern auch andere Meinungen auszuhalten.
Das fällt mir manchmal schwer.
Ganz unterschiedliche Gruppen protestierten Anfang des Jahres zum Beispiel vor dem Gelände des NDR (Abre numa nova janela). Eine Zufahrt zu einer Druckerei wurde blockiert, weil die Medien angeblich zu einseitig und tendenziös über die Bauernproteste berichten würden.
Keine Frage, Demonstrationen sind ein wichtiges Mittel in einer Demokratie, aber das ist auch die Pressefreiheit.
(Foto von Marjan Blanauf Unsplas (Abre numa nova janela)h (Abre numa nova janela))
Laut P (Abre numa nova janela)resseindex (Abre numa nova janela) gehört Deutschland zu den Ländern, in denen die Lage zufriedenstellend, aber nicht gut sei. In diese Kategorie fallen 20,6% der Länder. Nur in acht Ländern wird die Situation als “gut” beschrieben, besonders verheerend ist die Lage in 36 Ländern — also in jedem fünften Land. Krieg und Terror machen journalistisches Arbeiten dort zu einer lebensbedrohlichen Aufgabe.
Eine Bot-Armee gegen eine Frau
Auch auf der Empfänger:innen-Seite ist Nachholbedarf: Nachrichtenkompetenz regnet nicht vom Himmel. Das Projekt “Jahr der Nachricht” (Abre numa nova janela) will seriöse Berichterstattung in den Vordergrund stellen und gegen Desinformation vorgehen.
Dabei sind Fake News schneller konsumiert als man auf Links klicken kann. Zumal es nicht mehr nur darum geht eine isolierte falsche Information zu verbreiten. Ganze Diskurse und Meinungsbildungsprozesse können untergraben werden, wie der Podcast “Who Trolled Amber” anschaulich darstellt.
https://www.tortoisemedia.com/listen/who-trolled-amber/ (Abre numa nova janela)Es geht um den Prozess zwischen Amber Heard und Johnny Depp, die sich nach vorangegangenen Gerichtsprozessen gegenseitig verklagt hatten. Jede Minute des Prozesses wurde bei Youtube gestreamt, sodass die ganze Welt dabei sein konnte, als private Informationen öffentlich gemacht wurden.
Das Internet hatte damals schnell entschieden, wer im Recht ist. Memes diffamierten Heard, Depp wurde als Opfer geframed. Das mitgliederfinanzierte “slow news”-Magazin Tortoise erzählt in diesem Podcast, wie leicht es ist Bot-Armeen mit falschen Behauptungen zu bewaffnen und in einen digitalen Informationskrieg zu schicken.
Warme Worte statt Zaubertrank
Ausgerechnet Asterix beschäftigt sich in diesem Jahr mit (Des-)Informationskampagnen. Im aktuellen Band “Die weiße Iris” geht es um den Einfluss Einzelner (einem Römer) auf eine Gemeinschaft (die Gallier). Um die Kraft von populistischen Worthülsen (die weiße Iris) und dann um die Kraft von Gemeinschaften (wieder die Gallier), die sich gegen einen eindimensionalen Feind (wieder die Römer) stellen.
Ausgangspunkt der Geschichte ist, wie immer, einen Weg zu finden, die Gallier zu unterwerfen. Ein besonders gewiefter Rhetoriker will das erreichen, indem er seine Lehren der weißen Iris verbreitet: nichts anderes als Facebook-Boomer-Memes, Nettigkeiten und Pseudoweisheiten, die in so viel Schwulst verpackt sind, dass alle erstmal zustimmen, um sich nicht die Blöße zu geben. Das funktioniert in dem Dorf der Gallier ganz hervorragend, bis Asterix und Miraculix (wer sonst?!) die List durchschauen und den vermeintlichen Nettigkeiten ein Ende machen.
So weit, so vorhersehbar. Aber man liest Asterix nicht für die Plot Twists.
Mir kam beim Lesen noch ein ganz anderer Gedanke: Die Soldaten in Asterix sind die eigentlichen Opfer. Sie werden verprügelt , viele von ihnen wurden kolonialisiert und ihre einzige Alternative war der Zirkus in Rom.
Als Kind hat mir das Rebellentum der Gallier gefallen. Das Dorf der Unbeugsamen glorifiziert Gewalt als unumgängliches Mittel zum Zweck und schottet sich gleichzeitig vom Rest des Reiches und damit dem Rest der erreichbaren Welt ab. Es ist ein Auflehnen gegen die Obrigkeit, Unabhängigkeit statt Sicherheit, Individualität statt Unterdrückung und Konformität, egal um welchen Preis. In diesem Band zahlt ausgerechnet Gutemine den Preis, obwohl sie eigentlich nur Lutetia sehen und erleben wollte, von ihrem Mann aber zurück ins Dorf gebracht wird.
Nach über 20 Jahren Asterix-Konsum bin ich dieser binären Welt müde. Aber manche Geschichten brauchen eben verständliche, weil simple Gesellschaftskonstruktionen. Zum Beispiel Final Fantasy 12, wo Piraten die Guten sind (quasi Jack Sparrow, aber ohne die häusliche Gewalt) und die Machthabenden die Bösen (quasi die Römer).
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Ich liebe Final Fantasy 12 sehr und finde daher in unregelmäßigen Abständen meinen Weg zurück in die Welt von Ivalice. Vor zig Jahren habe ich mal einen Reiseführer dafür geschrieben. Analog zu meinem Reiseführer für Silent Hill (Abre numa nova janela). Beides ist übrigens zugänglich für Bonus-Mitglieder.
Jedenfalls habe ich meinen in der Retrospektive hyper-cringe Text überarbeitet und mit dem passenden Kapitel aus meinem Buch (Abre numa nova janela) ergänzt.
(Wer Kapitel daraus für die eigene Abschlussarbeit braucht, bestellt das Buch für die hiesige Unibibliothek oder schreibt mir eine Nachricht).
JEDENFALLS geht es um das Erhabene, wie die Welt von Final Fantasy 12 dieses Konzept erfahrbar macht und welchen Einfluss das auf unsere Rezeption der Story hat.
https://steadyhq.com/de/chrissikills/posts/65d434c3-c326-4d6b-bb76-1789093b4afc (Abre numa nova janela)Meme der Woche…
… gibt’s nicht, ich war anderweitig beschäftigt.
50% meiner letzten Woche sahen so aus:
Die anderen 50% so:
Chaos.
Danke
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https://www.youtube.com/watch?v=H7DpFOni0TM&ab_channel=RedWolverine (Abre numa nova janela)Eure Christina
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