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#005

01.07.2019, 21:51

mein geliebtes kind. ich war die erste nacht nicht in deiner nähe; deine kleine große schwester hatte gestern über vierzig fieber. und womit ich sonst gut umgehen kann, weil das bei ihr meistens so und harmlos verläuft, macht mir dieses mal eine scheißangst. ich habe angst, dass dir auch bei bester medizinischer versorgung etwas zustößt und ich nicht da bin. ich habe angst, vor lauter sorgen nicht zu erkennen, wann das fieber deiner schwester ebenfalls in medizinische hände gehört. ich bin wie gelähmt. ich sollte nicht hier und bei dir sein und es gibt dennoch grade keinen besseren ort, an dem ich sein könnte. wenn deine schwestern sich darüber streiten, dass sie beide den selben joghurt essen wollen und das schier unmöglich ist, dann kann ich ihren ärger gut begleiten. wie aber soll ich mich begleiten in meiner angst? wie kann ich aushalten, dass ich die realität nicht ändern kann? wie kann ich das annehmen, was ist? so schlimm unsere situation gerade ist; in ihr liegt das potential zu erkennen, worum es wirklich geht: ich will lernen, nach begleitung zu fragen, wenn ich mir nicht selbst geben kann, was mich ausreichend stützt. wenn die angst so paralysierend ist, dann muss ich das nicht alleine schaffen. ich darf wollen, dass mir jemand dabei hilft, das zu erleben. das fieber deiner schwester ist heute morgen schon ein bisschen besser. sie vermisst dich, macht sich sorgen, aber „alle unsere leute sind ja da“. ich bin so froh über ihre kindliche leichtigkeit, mit allem umzugehen. ich wünsche mir das auch für mich. wir sehen uns gleich nachher, deine mama.

Viel schlimmer als diese erste Nacht zu Hause waren die wenigen Stunden ein paar Tage zuvor. Ich war nach Hause gefahren, um mich auszuruhen. Um mich einfach auf unser Bett zu legen und die Kinder zu kuscheln. Ich erinnere mich, wie weh das körperlich getan hat. Als würde ein riesiges Loch in meinem Bauch immer größer werden. Ich habe mich hingelegt und hin und her gewälzt; unfähig, zu schlafen, obwohl ich es so dringend nötig hatte.

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Tópico Briefe an Fritzi

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